Der wilde Bruno und die schöne Franzi sorgen dafür, dass bei den Mitarbeitern des Waldfriedhofs keine Langeweile aufkommt. Foto: Simone Bürkle

Sie heißen der wilde Bruno und die schöne Franzi und leben auf dem Waldfriedhof. Die zwei Katzen haben in den Büros der Mitarbeiter ein neues Zuhause gefunden.

Degerloch - Bruno liegt faul auf dem gepolsterten Stuhl und lässt sich die Sonne auf den Pelz brennen. Die scheint durch das Fenster oberhalb der kleinen Sitzgruppe im Flur des Friedhofsgebäudes. Bruno hat sich so geschickt platziert, dass er die volle Lichtdosis abbekommt. Er ist ein wahrer Experte darin, sich das Leben behaglich zu machen. Manchmal kommt ein Besucher vorbei. Dann läuft für Bruno fast immer dasselbe Programm ab: Er genießt eine Menge Aufmerksamkeit, lässt sich streicheln und rekelt sich ausgiebig. Bis es ihm irgendwann zu viel wird. Dann steht der große, schwarzbraune Kater auf, springt vom Sessel und stolziert davon, um sich schließlich auf dem Fußabtreter vor Sabine Weiks Büro niederzulassen. Dort wird er die nächste Viertelstunde sein Fell pflegen.

Die Mitarbeiterin des Waldfriedhofs kennt ihren Pappenheimer. Schließlich kommt Bruno seit fast fünf Jahren an jedem Arbeitstag vorbei. Damals ist er dem Friedhofsteam zugelaufen. Gegangen ist er nicht mehr. Also haben Sabine Weik und ihr Kollege Wolfgang Ketschau beschlossen, Bruno zu adoptieren. Oder andersherum: Bruno hat sich Personal zugelegt.

In den Büros ein neues Zuhause gefunden

Genauso wie Franzi. Brunos Freundin hat ebenfalls in den Büros am Waldfriedhof ein neues Zuhause gefunden. Ursprünglich hat die weiße Katzendame nämlich in Hoffeld gewohnt. Aber dann hat Franzi sich in den Kopf gesetzt, dass sie lieber in Halbhöhenlage im Grünen leben will. Selbst eine Rückführungsaktion ihrer früheren Besitzer hielt sie nicht davon ab, in ihre neue Wahlheimat zurückzukehren. Damit ist sie für Sabine Weik und Wolfgang Ketschau zum Zuwachs Nummer zwei geworden.

Wenn es wärmer wird, sind die Vierbeiner meistens draußen. Nur ab und zu lassen sie sich noch in den Büros im Haus blicken. Vor allem dann, wenn Sabine Weik mit dem Futter wartet. Aber auch, um mal ein Nickerchen auf den Warteplätzen im Flur oder in den mit Decken ausgepolsterten Kisten in den Arbeitszimmern zu machen. Die haben die Friedhofsbeschäftigten eigens für ihre Lieblinge auf den Aktenschränken platziert – inklusive Stofftier, an das sich Franzi gern beim Schlafen kuschelt. Selbst eine Katzenklappe gibt es. Und wenn eine Impfung oder eine kleine Operation beim Tierarzt anstehen, weil Bruno sich mal wieder gerauft hat, bezahlen Sabine Weik und ihr Kollege das aus eigener Tasche. Schließlich soll es den lebendigen Maskottchen auf dem Waldfriedhof an nichts mangeln.

Bisher nur positive Rückmeldungen

Die danken es nicht nur den Angestellten des Friedhofsamts. Auch die Besucher sind begeistert von den sanftmütigen Samtpfoten, die sich so gerne streicheln lassen. „Ich habe bisher nur positive Rückmeldungen bekommen“, sagt Thomas Geromiller, der als Oberaufseher über 16 Friedhöfe wacht. Die Tiere hätten auf viele Menschen eine beruhigende Wirkung. Das hat Geromiller beobachtet. Gerade bei Trauernden helfe das manchmal besser als jedes noch so gut gemeintes Wort.

Tatsächlich gibt es sogar Besucher, die sich auf das Zusammentreffen mit den Katzen vorbereiten. „Wir haben ein paar ältere Damen, die Leckerlis für Bruno und Franzi mitbringen“, erzählt Sabine Weik. Die nehmen die Tiere gern an und trollen sich hernach wieder. Denn eins ist klar: Auf dem Waldfriedhof haben Bruno und Franzi das Sagen. Wann sie kommen und gehen, entscheiden sie am Ende immer selbst.