Die Aich kann bei der Kronebrücke mitunter gefährlich anschwellen. Foto: Claudia Barner

Die Schönbuchstadt ist von steilen Hängen umgeben – wie die Kochertal-Gemeinde Braunsbach, durch die sich 2016 eine Flutwelle ergoss. Nun sollen erst einmal Karten entstehen. Doch Sicherheit gibt es nicht.

Waldenbuch - Als im Mai 2016 die Kochertal-Gemeinde Braunsbach nach einem Starkregen von einer Flut- und Geröllwelle durchspült wurde, hat auch die Waldenbucher Bürger ein mulmiges Gefühl beschlichen. Die Schönbuchstadt liegt ebenfalls in einer Talsohle und ist von steilen Hängen umgeben. Seitdem beschäftigt man sich mit der Frage: Ist eine solche Katastrophe auch bei uns möglich und wie lassen sich die Gefahren minimieren? Nun sollen Starkregengefahrenkarten die Antwort liefern.

Wenn der Himmel die Schleusen öffnet, hatte man in Waldenbuch bisher vor allem die Pegelstände der Aich, des Immenbachs und des Seitenbachs im Blick und vertraute auf das Fassungsvermögen der beiden Regenrückhaltebecken bei Weil im Schönbuch und Schönaich. Im Technischen Ausschuss des Gemeinderats zogen die Stadträte am Dienstagabend Bilanz. „Seitdem es das Segelbachbecken und das Sulzbachbecken gibt, hatten wir keine größeren Hochwasserereignisse mehr“, stellte SPD-Stadtrat Walter Keck fest.

Das Überschwemmungsrisiko soll kalkulierbar werden

Das könnte sich ändern, wenn Starkregen über der Gemeinde niederprasselt. Die Leiterin des Wasserwirtschaftsamts beim Landratsamt Böblingen, Eva de Haas, klärte auf: „Lokal begrenzte Regenereignisse treten schnell und unerwartet auf. Sie sind meist von sehr geringer räumlicher Ausdehnung und kurzer Dauer. Deshalb stellen sie ein schwer zu kalkulierendes Überschwemmungsrisiko dar.“ Waldenbuch sei aufgrund des Geländeprofils in einer prekären Lage. „Wenn ein Starkregen kommt, hat man wenig Zeit zu reagieren. Deshalb ist es gut, wenn man vorbereitet ist.“

Zur den Hochwassergefahrenkarten, die für das Einzugsgebiet der Aich in Waldenbuch bereits vorliegen und die derzeit vom Land fortgeschrieben werden, sollen sich deshalb nun Starkregengefahrenkarten gesellen. „Wir können nicht alle Eventualitäten vorhersagen, aber die Untersuchung lässt Rückschlüsse auf maximale Überflutungstiefen, Fließrichtung und Fließgeschwindigkeit zu und bildet die Grundlage für ein Risikomanagement“, erklärte Eva de Haas.

Die FWV-Rätin Annette Odendahl hakte nach: „Was bringt das den Bürgern konkret?“. Die Leiterin des Wasserwirtschaftsamts machte deutlich, dass bereits kleinere Maßnahmen wie die Erhöhung von Kellerschachtumrandungen, die Installation teurer technischer Geräte im Obergeschoss oder eine entsprechende Gartengestaltung Wirkung zeigen. Es gebe viele Möglichkeiten, um Vorsorge zu treffen. „Das geht aber nur, wenn ich die Gefahr erkenne“, bekräftigte de Haas.

Ein Ingenierbüro soll die Analysen anfertigen

Doch auch daraus machte die Fachfrau keinen Hehl: „Eine hundertprozentige Absicherung gibt es nicht“. Es gehe vor allem darum, das Schadenspotenzial und das Gefährdungsrisiko zu verringern. So habe man zum Beispiel in Leonberg aufgrund der Daten aus der Analyse einen Kindergarten durch eine einfache Umbauung zusätzlich schützen können.

Der CDU-Rat Alf-Dieter Beetz blieb skeptisch, ob die Starkregengefahrenkarten ihren Zweck erfüllen. „Für mich ist das ein halbfertiges Werk“, erklärte er. Für die Hochwasserlage in Waldenbuch sei doch entscheidend, wie viel Wasser aus Richtung Holzgerlingen noch zusätzlich durchs Aichtal ströme. Man müsse das gesamte System betrachten. Auch SPD-Frau Heidrun Rohse zweifelte den Nutzen an: „Es genügt ein querliegender Baum und die Fließrichtung ändert sich.“

Im Abstimmungsergebnis spiegelten sich die Bedenken wider. Vier Räte und der Bürgermeister waren dafür, fünf Räte enthielten sich der Stimme. Geht der Daumen beim Land für die Förderung nach oben, wird der Auftrag über rund 35 000 Euro an ein Ingenieurbüro vergeben. Rund 10 000 Euro davon trägt die Gemeinde. Sobald die Daten vorliegen, sollen auf dieser Basis die Einsatzpläne von Polizei, Feuerwehr und Bauhof überarbeitet werden.