Im Herbst 2017 ist der Sulzbachstausee leergepumpt worden. Seitdem sieht es hier so aus. Viele dürften sich das anders wünschen. Foto: Jaqueline Fritsch

Spaziergänger vermissen das Wasser im Sulzbachstausee bei Steinenbronn. Seit zweieinhalb Jahren ist der See schon leer. Denn die Sache mit der Wiederbefüllung ist kompliziert.

Steinenbronn/Waldenbuch - Alle 20 Jahre wird für einen Sicherheitscheck das Wasser aus dem Sulzbachstausee gepumpt. Als das kurz vor der Jahrtausendwende geschehen ist, hat Manfred Fritz es bereits miterlebt: „Das ging damals ruckzuck, dass wieder Wasser drin war“, sagt der Steinenbronner. Umso verärgert ist er, dass sich dieses Mal alles verzögert. Im Oktober 2017 wurde das Wasser gemäß Zeitplan abgelassen. Bis heute liegt die Fläche allerdings trocken.

Deshalb ziehe sich die Trockenphase des Sees

„Die Sicherheitsüberprüfung bescheinigte der Anlage eine uneingeschränkte Funktionstüchtigkeit, zeigte jedoch einen Sanierungsbedarf auf“, erklärt Rebecca Kottmann, die Sprecherin des Landratsamts Böblingen, auf Anfrage unserer Zeitung. Deshalb ziehe sich die Trockenphase im Sulzbachstausee diesmal so lange hin. Der Sicherheitscheck an sich war im Jahr 2018 fällig. Bis dahin stand der See schon ein halbes Jahr leer: „Aus Gründen des Artenschutzes können Gewässer nur im Spätsommer/Herbst abgefischt werden“, erklärt Kottmann. Das Wasser wurde also bereits im Oktober 2017 abgepumpt, damit die darin lebenden Fische rechtzeitig umziehen konnten.

Als der Sicherheitscheck dann ergeben habe, dass der Stausee saniert werden müsse, wurde es kompliziert. Die Verantwortlichen stellten Förderanträge an das Regierungspräsidium und an das Land – einmal für die komplette Sanierung, einmal nur für die Entschlammung des Stausees. Und einen Antrag zu stellen, heißt wie so oft: warten. Im Frühjahr 2019 kam die Zusage für die Sanierung der Anlage. „Speziell die Stahlschieber, mit deren Hilfe der Wasserabfluss aus dem Becken gesteuert wird, zeigten nach 35 Jahren dauerhaftem Wasserkontakt Korrosionsschäden“, sagt Kottmann. Also wurden die Schieber ausgebaut und einbetonierte Stahlbauteile instandgesetzt. Diese Arbeiten laufen derzeit noch und sollen laut Landratsamt im Mai abgeschlossen sein. Danach könnte das Hochwasserrückhaltebecken theoretisch wieder befüllt werden.

Der Schlamm muss raus

Damit ist aber längst nicht alles getan. Derzeit laufen auch Sanierungen an Betonteilen der Anlage. Das wird laut Landratsamt noch einige Wochen dauern. Außerdem ist da noch die Entschlammung, für die ebenfalls 2018 ein Förderantrag gestellt wurde, der jedoch keine Genehmigung bekommen hat. Die Entschlammung sei notwendig, da „sich in 36 Betriebsjahren etwa 15 000 Kubikmeter Sediment angesammelt hat“, erklärt Kottmann. Dieser Schlamm soll in speziellen Geotextilschläuchen über mehrere Jahre außerhalb des Dauerstaubereiches gelagert und entwässert werden. Falls diesmal der Förderantrag Erfolg hat, ist die Entschlammung für kommenden Herbst geplant. Dies habe laut Landratsamt jedoch keinen Einfluss auf die Wiederbefüllung des Beckens. Ganz im Gegenteil: Wenn wieder Wasser im See ist, verhindert das „eine zu dichte Vegetation auf dem Schlamm, die hinderlich bei der Beräumung des Beckens wäre“, sagt Kottmann.

Der Sulzbachstausee wird vom Wasserverband Aich betrieben und dient dem Hochwasserschutz für Waldenbuch. Das Becken fasst rund 84 000 Kubikmeter Wasser. Manfred Fritz ist selbst nicht mehr oft an dem See unterwegs. Dafür sei er mittlerweile zu schlecht zu Fuß, sagt der 81-Jährige. Für andere, die dort spazieren gehen, sei es aber schade, dass das Becken so lange leer stehe. „Es ist ja immerhin ein Naherholungsgebiet“, sagt Manfred Fritz, „mich ärgert es, dass es nicht vorangeht“.