In großen Recycling-Anlagen wird gesammeltes Altpapier zur Wiederverwertung vorbereitet. Foto: dpa/Stefan Puchner

Mit dem Erlös aus den Papiersammlungen unterstützt die Waldenbucher Eine-Welt-Gruppe soziale Projekte. Jetzt will der Landkreis Böblingen die Mitglieder auf Lastwagen einsetzen, doch dafür fühlen sie sich zu alt.

Waldenbuch - Das Altpapiersammeln hat bei der Waldenbucher Eine-Welt-Gruppe Tradition. Seit 31 Jahren erwirtschaften die Ehrenamtlichen einen Großteil des Geldes, das in Entwicklungsprojekte fließt, mit dem Erlös aus ihrer 14-tägigen Container-Sammlung. Diese werden als Ergänzung zur Leerung der blauen Tonne vom Verein am Hallenbad und am Feuerwehrhaus angeboten. Rund 180 000 Euro sind für den guten Zweck so schon zusammengekommen. Doch damit könnte bald Schluss sein.

Das Böblinger Landratsamt will das Sammelsystem vereinheitlichen und die Vereinsmitglieder ab 2021 als Mülllader auf den Sammelfahrzeugen des Kreises einsetzen. Das wird in den meisten Kreisgemeinden schon lange so praktiziert. Doch für die Waldenbucher Eine-Welt-Gruppe bedeutet die Umstellung: Das Geld fällt künftig weg. Denn für den körperlich anspruchsvollen Einsatz auf den Fahrzeugen fühlen sich die Mitglieder zu alt. „Unsere Helfer sind zwischen 65 und fast 80 Jahren alt. Sie sind nicht mehr in der Lage, die anstrengende Tätigkeit des Müllladers wahrzunehmen“, sagt der Vereinsvorsitzende Burkhard Wolf.

Das wäre ein schmerzhafter Einschnitt

Das hat er so auch in einem Schreiben an den Ersten Landesbeamten Martin Wuttke formuliert und die Folgen für den Verein aufgezeigt. „Der Fortfall des monatlichen Entgelts würde einen schmerzhaften Einschnitt für unsere Tätigkeit bedeuten“, argumentiert Burkhard Wolf. Die bisherige Arbeit für eine gerechtere Welt und die Förderung von Projekten in den ärmsten Ländern müssten deutlich zurückgefahren werden.

Bisher verfügt die Eine-Welt-Gruppe über ein jährliches Budget von 10 000 bis 13 000 Euro. Das Geld stammt aus Spenden, wird im Eine-Welt-Laden erwirtschaftet oder fließt über Veranstaltungen in die Vereinskasse, bei denen die Mitglieder der Gruppe die Bewirtschaftung übernehmen. Die Altpapiererlöse machen mit etwa 4500 Euro pro Jahr einen Großteil der Summe aus.

Das Landratsamt hält bisher an der Neuerung fest

„Das ist unsere Basis“, sagt Burkhard Wolf, der darauf verweist, dass die Mittel ohne Abzüge den ausgewählten Projekten zu Gute kommen. Dazu gehörten 2019 unter anderem Schulprojekte in Indien und Haiti, die Unterstützung von Kindern in palästinensischen Flüchtlingslagern oder die Unicef Nothilfe nach dem Zyklon in Mosambik. Auch Amnesty International oder der Verein Hilfe für Rohingya wurden gefördert.

Im Böblinger Landratsamt aber hält man bisher an der geplanten Umstellung fest. Martin Wuttke verweist in seiner Antwort auf das Prinzip Gerechtigkeit. Er erklärt: „Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Reglungen profitieren die einzelnen Vereine unterschiedlich von der Altpapiersammlung.“ Tatsächlich dürfen sich die Waldenbucher Sammler über einen monatlichen Fix-Betrag freuen, während der Einsatz auf dem Sammellastwagen nach der gesammelten Menge vergütet wird.

Schauen, ob sich der Aufwand lohnt

An dieser Stelle setzt Burkhard Wolf nun an, um die Container-Sammlung doch noch zu retten. „Wir wären natürlich einverstanden, wenn sich auch unser Erlös künftig am Gewicht orientiert“, sagt er. Um diese Entscheidung zu treffen, müsse der Verein aber erst einmal wissen, wie hoch die gesammelte Menge tatsächlich ist und ob sich der Aufwand dann noch lohnt. Auch über die Kooperation mit einem privaten Sammler denke man nach.

Priorität habe für den Verein nun aber ein Gesprächsangebot aus dem Landratsamt. „Es wäre schön, wenn wir die Verantwortlichen mit unseren Argumenten doch noch überzeugen können“, hofft der Vereinsvorsitzende.