Über Brummtöne wird immer wieder geklagt. Unklar ist, woher sie kommen. Foto: Horst Rudel

Ein Waldenbucher wird nachts von einem mysteriösen Brummen wachgehalten. Dann ist das Störgeräusch plötzlich weg. Weder für die Quelle noch fürs Verschwinden gibt es eine Erklärung...

Waldenbuch - Jürgen Schnizler und seine Frau hatten lange Zeit die Sorge, wahnsinnig zu werden. Seit vergangenem Herbst hat ein Brummton – meist am Wochenende – dem 77-Jährigen und seiner Frau nachts den Schlaf geraubt, wie er berichtet. Bis das Störgeräusch vor Kurzem plötzlich verstummte. Brummton-Phänomene treten immer wieder auf. In den USA wird dafür der Begriff „Taos Hum“, also „Taos-Brummen“, verwendet, benannt nach einer amerikanischen Kleinstadt, in der die Bewohner dieses Geräusch bereits in den 1990er Jahren vernehmen konnten; woher es brummte, war und blieb unklar.

In sieben Wohnungen in Leinfelden-Echterdingen wurde gemessen

Doch auch in der näheren Umgebung gibt es Brummbeispiele. Im Juli 2016 nahm die Firma Wave Scape Technologies aus Wuppertal in sieben ausgewählten Wohnungen in Leinfelden-Echterdingen spezielle Brummton-Messungen vor. Dies geschah im Auftrag der Stadt, die sich zum Handeln gezwungen sah. Das Problem: Das Geräusch ist zwar messbar, aber nicht genau zu lokalisieren, wie ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage sagt.

Dies bestätigt auch Katharina Jacob, die für den Fall in Waldenbuch zuständige Mitarbeiterin des dortigen Ordnungsamts: „Uns von der Stadt sind momentan noch die Hände gebunden. Wir können erst handeln, wenn wir ganz sicher wissen, aus welchem Gegenstand genau der Ton zu vernehmen ist“. Die Mobilfunkanbieter müssen sich immer wieder gegen den Vorwurf wehren, ihre Antennen und Netze seien der Auslöser dieser Brummtöne, so Jacob.

Das könne doch kein Zufall sein, sagt der Bürger

Der Waldenbucher Jürgen Schnizler hat einen eigenen Verdacht: das öffentliche WLAN rund ums Einkaufsgebiet Kalkofen und am Roten Platz. „Diese genaue zeitliche Überschneidung kann doch kein Zufall sein“, sagt er. „Denn seit das freie WLAN über Nacht abgeschaltet wird, ist kein Brummton mehr zu hören.“ Katharina Jacob vom Ordnungsamt hält dem entgegen, dass es dann tagsüber brummen müsste, wenn das WLAN funkt.

Es ist und bleibt mysteriös. Während manche Menschen den Ton mal wahrnehmen und mal nicht, hören andere wiederum gar nichts. „Meine Nachbarn, die ab dem dritten Stock aufwärts wohnen, haben das nächtliche Brummen auch gehört, nur die unter mir kriegen davon nichts mit“, berichtet Schnizler. Er hat in Waldenbuch einen Aufruf gestartet zum Brummton, um Licht ins Dunkel zu bringen.

Drei Leute haben sich daraufhin gemeldet. Das ist nicht viel. Doch Jürgen Schnizler sagt, er spüre das Interesse der Leute am Thema. „Ich werde häufig auf der Straße mit ,Herr Schnizler‘ angesprochen, von Leuten, die ich noch nie gesehen habe“, sagt er. „Sie wollen von mir wissen, ob das Brummen immer noch zu hören ist und wie sich das dann genau äußert, da viele es einfach nicht hören.“

Die Hinweise ergeben kein übereinstimmendes Bild

Die Hinweise, die auf Schnizlers Aufruf beim Ordnungsamt eingegangenen sind, ergeben laut Katharina Jacob kein übereinstimmendes Bild. Doch sie betont, dass bei konkreteren Hinweisen etwas unternommen werden könnte und auch würde. Wobei in solchen Fällen meist zu klären bleibt, wer die Kosten für die Messungen trägt. Diese seien durch hochempfindliches Gerät nämlich ziemlich teuer, wie ein Sprecher der Stadt Waldenbuch auf Nachfrage erklärt.

Vielleicht ist dies aber auch gar nicht mehr nötig. Schließlich schlafen die Schnizlers seit Kurzem wieder gut. So ganz will der Waldenbucher dem nächtlichen Frieden aber noch nicht trauen, wie er sagt. „Ich hoffe wirklich inständig, dass der aktuelle Zustand so bestehen bleibt.“