Im Südwesten Brandenburgs bekämpfen Feuerwehrleute einen gigantischen Waldbrand. Foto: dpa

Feuerwehrleute bekämpfen in Brandenburg einen Brand auf einer Fläche, die so groß ist wie 500 Fußballfelder. Ortschaften werden evakuiert, Augenzeugen sind ungläubig angesichts gigantischer Rauchwolken.

Treuenbrietzen - Vor der Stadthalle von Treuenbrietzen warten hunderte von Menschen, die wegen des verheerenden Waldbrandes in Brandenburg gleich aus drei Dörfern gerettet werden mussten – eine Vorsichtsmaßnahme, weil das Feuer zuvor vom Krisenstab als so gefährlich eingestuft wurde. Alte Männer stützen sich auf ihre Krücken, Großmütter sitzen mit ihren Enkeln auf Stühlen.

Dann die erlösende Nachricht, die Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) überbringt: Den Feuerwehrleuten sei es gelungen, die Flammen von den umliegenden Orten fern zu halten. Kein Haus wurde dabei beschädigt. „Die Lage ist aber auch einen Tag, nachdem das Feuer ausgebrochen ist, äußerst angespannt“, sagt er.

Eine Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark erzählt, dass sie mit tagelangen Löscharbeiten rund um Treuenbrietzen rechne. Die Glut reiche 40 bis 50 Zentimeter tief in den Waldboden. Wann die Bewohner der evakuierten Orte in ihre Häuser zurückkehren können, ist zunächst unklar. „Noch immer ist auf 350 Hektar Feuer.“ Zwischendurch waren es mehr als 400 Hektar, das entspricht etwa die Fläche von 500 Fußballfeldern. Dietmar Woidke sagt: „Das Feuer wird uns wahrscheinlich noch einige Tage beschäftigen. Denn es ist windig, der Wind ist auch noch wechselhaft und böig, so dass immer wieder Glutnester auf Flächen entfacht werden.“

Brandursache ist noch unklar

Die Brandursache ist noch völlig unklar, die Kriminalpolizei ermittelt. Ingo Decker, der Sprecher des Potsdamer Innenministeriums, sagt, dass die Fachleute den riesigen Waldbrand bei Treuenbrietzen ungewöhnlich finden. „Im Moment kann sich niemand erinnern, dass wir mal einen solch großen Brand hatten.“ Das Feuer ist offenbar nicht klassisch nur an einem Punkt ausgebrochen und hat sich von dort aus weiter verbreitet. „Das Feuer ist leider nicht konzentriert auf ein einziges Gebiet“, sagt Decker. „Es gibt mehrere große Gebiete mit Brandherden.“ Zu den Spekulationen, dass das Feuer gelegt wurde und dass der Täter später noch einmal an anderer Stelle gezündelt haben könnte, sagt Decker: „Die Ermittlungen laufen. Nur so viel: Brandstiftung kann derzeit nicht ausgeschlossen werden.“

Der Brand, der seit Donnerstagmittag in weiten Teilen der Brandenburger Wälder wütet, erreicht zwischenzeitlich ein solches Ausmaß, dass der Gestank des Feuers in der Nacht zum Freitag bis weit nach Berlin zu riechen ist, ganze Straßenzüge im Süden der Stadt sind verraucht. Und das, obwohl sich der Brandherd 50 Kilometer südlich der Stadtgrenze befindet. Die Bewohner sollen Fenster und Türen geschlossen halten, erklärt die Feuerwehr.

In der Berliner Leitstelle der Feuerwehr in Charlottenburg gehen mehr 1000 Notrufe verängstigter Bürger ein. „Wir hatten silvesterähnliche Verhältnisse“, sagt ein Sprecher. Die Anrufe kamen aus allen Stadtgebieten. Der Wind, der die Feuerwehrleute in Brandenburg ärgert, sorgt in Berlin immerhin dafür, dass der Rauch weggeblasen wurde.

Rote Flammen lodern bis in die Kronen der Bäume hinauf

Uwe Näthe schüttelt ungläubig den Kopf, wenn er daran denkt, wie er das Feuer zum ersten Mal sah. Näthe steht vor der Stadthalle in Treuenbrietzen und erzählt, dass der Brand ausgerechnet an seinem Hochzeitstag ausbrach. „Ich bin Busfahrer, war unterwegs, zwanzig Kilometer entfernt sah ich dann diese gigantischen Rauchwolken, die bis den Himmel reichten.“ Der 63-Jährige erzählt, dass er früher selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr war, dass er viele Waldbrände gelöscht hat. „Aber so ein großes Feuer habe ich noch nie gesehen. Der Rauch war schwarz und die roten Flammen reichten bis ganz hinauf in die Kronen der Bäume. Schlimmer als in jedem Katastrophenfilm.“ Das Feuer wirkt sich in Brandenburg auch auf den Bahnverkehr aus, Fahrgäste müssen auf Busse umsteigen.

Bis zu 650 Feuerwehrleute aus verschiedenen Landkreisen Brandenburgs, aus Berlin und Sachsen-Anhalt sind am Freitag im Dauereinsatz. Zwei Hubschrauber starten und landen unentwegt: Die Bundeswehr schickt einen Rettungshubschrauber, auch ein Hubschrauber der Bundespolizei wirft ständig Wasser ab. „Die Hubschrauber sind seit Donnerstag im Dauereinsatz“, sagte Treuenbrietzens Bürgermeister Michael Knape. „Die Hubschrauber laden bei jedem Flug rund 7000 Liter Wasser, die sie dann aus 50 bis 70 Metern Höhe in die Flammen werfen.“ Ein dritter Hubschrauber der Landespolizei überfliegt mit einer Wärmebildkamera ständig das Brandgebiet. Er hat eine andere Mission: „So wird nach Glutnestern gesucht.“

Brandenburg gilt als eines der am stärksten von Waldbränden gefährdeten Gebiete Europas – ähnlich wie die Trockenregionen in Spanien. Ein Drittel des Landes besteht aus Waldfläche, große Teile sind Kiefernwälder. Diese sind besonders im Sommer sehr trocken, denn der Regen bleibt meist an den Nadeln hängen und gelangt gar nicht erst auf den Boden, so dass der Waldboden äußerst trocken ist und sich Brände sehr schnell ausbreiten.