Bewohner Haifas fliehen vor den Flammen. Foto: AP

Seit Tagen wüten in Teilen Israels heftige Feuer. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wähnt Terroristen am Werk.

Jerusalem - Es waren dramatische Stunden, die die Bewohner von Beit Meir, einem Dorf westlich von Jerusalem, in der Nacht zum Freitag verbrachten. Die Brände, die seit nunmehr drei Tagen in Teilen Israels wüten, krochen immer näher an ihre Agrargenossenschaft heran. Die Angst ging um, dass die Flammen die einzige Zufahrtsstraße blockieren könnten. Die Gefahr, ein ganzes Dorf könnte eingeschlossen werden, vermochte der Einsatz von 25 Löschzügen gerade noch abwenden. Hunderte Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Windböen und extreme Trockenheit haben dazu beigetragen, dass ein Funken reicht, um das dürre Gestrüpp zu entzünden. Etwa die Hälfte der Brände ist laut Einschätzung von Experten auf Fahrlässigkeit und die extremen Witterungsverhältnisse zurückzuführen. Doch die israelischen Behörden vermuten, dass einige Feuer absichtlich gelegt wurden. Zwölf Verdächtige wurden festgenommen – unter ihnen auch Palästinenser. Auch nahe Beit Meir wurden zwei Verdächtige gefasst. „Es ist davon auszugehen, dass die Fälle von Brandstiftung nationalistisch motiviert waren“, erklärte Polizeichef Roni Alscheich. Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte, Brandstiftung sei Terror. „Jeder, der versucht, Teile des Staates Israel zu verbrennen, wird hart bestraft werden.“

Opposition warnt vor Hetze gegen Araber

Wasel Abu Jussef, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees, bezeichnete die Anschuldigungen als „grundlos und unzutreffend“. „Israelische Offizielle versuchen damit, die israelische Öffentlichkeit gegen die Palästinenser aufzuhetzen.“ Der Oppositionspolitiker Jussef Dschabarin sagte der „Haaretz“: „Diese Anschuldigungen sind arrogant und unverantwortlich und stellen eine gefährliche und wilde Hetze gegen die arabische Bevölkerung dar.“ Es seien auch arabische Gebiete betroffen gewesen. „Und das Feuer in Haifa unterscheidet auch nicht zwischen Juden und Arabern.“

Es könne an die zehn Tage dauern, bis alle Feuer gelöscht seien, gaben die Rettungsbehörden bekannt. Fest steht aber schon jetzt, dass diese Brandkatastrophe zu den schlimmsten in der Geschichte Israels zählt. Die einzige gute Nachricht: Bislang kam niemand ums Leben, rund 200 Verletzte mussten jedoch in Krankenhäusern behandelt werden. Auch konnten die meisten der 75 000 Evakuierten aus Haifa am Freitag in ihre Häuser zurückkehren. Derweil flackerten vielerorts in der Umgebung und auch im Jerusalem-Korridor sowie im Westjordanland neue Feuer auf. Im israelischen Radio schildern immer wieder Betroffene, wie sie in Minutenschnelle persönliche Wertgegenstände zusammengerafft hätten, bevor sie sich in Sicherheit brachten.

Derweil ist eine massive Hilfswelle angerollt. Nicht nur Griechenland, Italien, Zypern und Kroatien schickten Flugzeuge. Auch Ägypten, Jordanien und die Türkei entsandten Hubschrauber und Feuerwehrleute. Sogar acht Löschzüge der palästinensischen Autonomiebehörde rückten an. Vereint mit all diesen Kräften, gaben sich die Rettungsbehörden optimistisch, werde man schon Herr der Lage werden.