Es kann nur spekuliert werden, was sich nach dem Verkauf hinter dem Gartentor des Heinrich-Kaun-Hauses am Guts-Muths-Weg tun wird. Foto: Archiv Rüdiger Ott

Noch vor zwei Jahren sagte der Energiekonzern EnBW, dass ein Verkauf des Tagungszentrums auf der Waldau nicht infrage kommt. Lange lag das Gelände brach. Nun soll es doch verkauft werden. Wer den Zuschlag bekommt, will keiner verraten.

Degerloch - Das Geisterhaus ist Geschichte. Erst vor Kurzem ist ein Degerlocher bei seinem Abendspaziergang am ehemaligen Tagungszentrum der EnBW am Guts-Muths-Weg vorbeigekommen und hat sich – wie er auf der Facebookseite unserer Redaktion schreibt – wie so häufig gefragt, warum das Energieunternehmen das Gebäude auf der Waldau samt umliegendem großen Grundstück so verkommen lässt. Nun ist jedoch klar, dass die Natur nicht mehr genügend Zeit haben wird, sich das Gelände zurückzuerobern. Denn das Unternehmen wird das Haus wohl schon bald verkaufen.

Vor zwei Jahren war von einem Verkauf nicht die Rede

Das gibt der EnBW-Pressesprecher Hans-Jörg Groscurth auf Nachfrage bekannt. „Wir sind zuversichtlich, den Verkauf des Heinrich-Kaun-Hauses noch in diesem Jahr erfolgreich abzuschließen“, teilt er mit. Das mag den ein oder anderen verwundern, denn noch vor knapp zwei Jahren verkündete das Unternehmen ganz anderes: „Es gibt keine Überlegungen, das Heinrich-Kaun-Haus zu verkaufen“, sagte damals ein Sprecher des Unternehmens. Und das, obwohl er im selben Atemzug zugeben musste, dass der Konzern immer noch nicht wisse, was er mit dem Gebäude anfangen soll. Bereits zu diesem Zeitpunkt war der Betrieb im Tagungszentrum schon seit einem Jahr eingestellt. Warum nun doch ein Verkauf infrage kommt, dazu sagt EnBW-Sprecher Hans-Jörg Groscurth nur Folgendes: „Wir haben verschiedene Möglichkeiten geprüft und favorisieren jetzt die genannte Lösung. Mehr kann man dazu derzeit noch nicht sagen.“ Wer der Käufer ist, bleibt also noch ein Geheimnis.

Erbaut wurde der Gebäudekomplex in den 50er-Jahren und diente einst mit dem umliegenden Park als Waldheim der Technischen Werke Stuttgart (TWS). Davon zeugt noch heute das große metallene Schild an der Pforte. Die TWS gingen 1997 in den Neckarwerken Stuttgart (NWS) auf. Die NWS wiederum wurden im Jahr 2003 von der EnBW übernommen. Die machte aus dem Haus schließlich ein Tagungszentrum. Einige Jahre nach dem Kauf wollte der Konzern neu bauen auf dem Gelände am Guts-Muths-Weg 18. Pläne wurden gemacht, 2009 lag sogar schon die Genehmigung vor. Dann kam der EnBW jedoch die Finanzkrise in die Quere, für das Kaun-Haus blieb kein Geld mehr. „Durch die Einsparziele des Konzerns bieten sich keine Möglichkeiten für eine Investition in diesem Umfang“, hieß es damals.

Bürger haben Ideen für die weitere Nutzung

Die Bürger hätten allerlei gute Ideen, was man mit Haus und Gelände so machen könnte. „Das Flurstück und das Gebäude könnten sich wunderbar für einen Kindergarten, Treffpunkt für Menschen oder ähnliches umnutzen lassen“, schlägt eine Frau im sozialen Netzwerk Facebook auf der Seite unserer Redaktion vor. Eine andere schreibt ebenfalls, dass es ein Jammer sei, dass das Gelände brachliege: „Unsere kleine Krippe am Albplatz mit 20 Kindern und um die 100 auf der Warteliste sucht seit über einem Jahr nach einem Gebäude zur Erweiterung – vergeblich“, schreibt sie.

Die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold würde das Gelände gerne für den Sport genutzt sehen: „Der Jugendsport soll nicht vernachlässig werden“, sagt sie. Konkret könnte sie sich ein Sportinternat gut vorstellen. Das sei jedoch nur ein Wunsch, ohne etwas über den Käufer zu wissen.

Vor einigen Monaten sprach es sich im Bezirk herum, dass eventuell das benachbarte Waldhotel ein Kaufinteressent sei. Der Geschäftsführer Alexander Swoboda möchte auf Nachfrage nichts dazu sagen.