Auch die Fichte ist vom Klimawandel betroffen. Foto: picture alliance / dpa

Stefan Baranek passt sein Revier in Fellbach und Kernen an das sich ändernde Klima an. Weil die Zeiten für Buchen und Fichten immer schwieriger werden, setzt der Förster auf andere Baumarten. Der Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner geht weiter.

Fellbach - Der Klimawandel wird auch den Wald in Fellbach und Kernen verändern. Daran gibt es für Revierförster Stefan Baranek keinen Zweifel. Höhere Temperaturen und geringere Niederschläge führen zu einer gegenüber heute veränderten Pflanzengemeinschaft und damit auch zu einer neuen Mischung unter den Baumarten.

Bei ihrer Prognose gehen die Freiburger Fachleute übrigens keineswegs von einem extremen Szenario aus

Die Dramatik des Wandels kann man sich bereits jetzt in grellen Farben zu Gemüte führen. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg hat schon vor mehreren Jahren bunte Baumarteneignungskarten für die Fichte und die Buche ausgetüftelt. 2012 kam die Traubeneiche und 2014 die Tanne dazu. Der Clou dabei: Es gibt im Regelfall zwei Versionen für die Jahre 2010 und 2050. Vergleicht man die beiden Karten für das Revier von Stefan Baranek, dann stellt man bei der Fichte und der Buche fest, dass sich viele Standorte auf dem Kappelberg und östlich davon für die beiden Arten nicht mehr eignen werden.

Stefan Baranek Foto: Patricia Sigerist

Bei der Fichte mit ihrem geringen Flächenanteil von rund zwei Prozent in Fellbach ist das nicht ganz so entscheidend, aber die Buche ist ähnlich stark betroffen – und mehr als jeder dritte Baum im Fellbacher Wald ist eine Buche. Bei ihrer Prognose gehen die Freiburger Fachleute übrigens keineswegs von einem extremen Szenario aus: Sie rechnen mit einem Temperaturanstieg von 1,95 Grad Celsius und etwa 25 Liter weniger Niederschlag pro Quadratmeter bis 2050.

Gerne würde der Förster am Oeffinger Neckarufer auch die Esche fördern

„Ich stelle schon fest, dass die Bäume leiden“, sagt Stefan Baranek und bezieht diese Aussage nicht nur auf den trockenen Sommer des vergangenen Jahres. Die Erkenntnis ist für den Fachmann nicht neu, den Fellbacher Wald fit für den Klimawandel zu machen, beschäftigt ihn bereits seit vielen Jahren tagtäglich. „Es geht darum, Bäume zu fördern, die eine Zukunft haben“, sagt der 55-Jährige. Beim Durchforsten, also dem Entfernen krummer, kranker oder zu dicht stehender Bäume, bevorzugt er Ahornbäume, Douglasien, Lärchen, Kiefern und Eichen, aber auch besonders wertvolle und seltene Baumarten wie die Elsbeere.

Ein Blick auf die Baumarteneignungskarte der Traubeneiche im Internet zeigt, dass Stefan Baranek dabei richtig liegt. Für sein Revier sind in der Version von 2050 nur grüne und gelbe Flächen zu finden, der Standort ist für die wärmeliebende Baumart also geeignet oder zumindest möglich. Gerne würde der Förster am Oeffinger Neckarufer auch die Esche fördern. Dem Laubbaum mit dem hellen, elastischen Holz setzt aber die Pilzart Falsche Weiße Stängelbecherchen schwer zu und löst das Eschentriebsterben mit teilweise verheerenden Folgen aus.

Um Spielplätze und Ruhebänke herum müssen zudem immer wieder die haarigen Raupen des Eichenprozessionsspinners bekämpft werden

Obwohl in Fellbach und Kernen zu 99 Prozent die Naturverjüngung stattfindet, setzt Stefan Baranek zusätzlich auf die gezielte Pflanzung einzelner Arten als Steuerungsinstrument. „Ich habe 2000 Pflanzen bestellt“, sagt er und verweist auf die gerade noch laufenden Baumsetzaktionen. Darunter sind 150 der bundesweit in den Wäldern höchst seltenen und wertvollen Eiben. Ansonsten bestehen die Lieferungen aus Eichen, Douglasien und Esskastanien. Letztere sind nicht nur wärmeliebend, sondern liefern außerdem Nektar und Pollen für Insekten sowie leckere Früchte für Mensch und Tier. Dank einer Pfahlwurzel ist sie zudem sehr standfest.

Das gilt auch für die mit einem Herzwurzelsystem ausgestattete Douglasie, die vielerorts im Rems-Murr-Kreis bereits in mächtigen Exemplaren vorkommt. Sie ist enorm schnell wachsend und damit auch wirtschaftlich interessant. Gerade auf dem Fellbacher Schurwaldrücken ist das kein Nachteil, denn der vorrangig mit einer Erholungsfunktion ausgestattete Forst verursacht hohe Kosten bei der Verkehrssicherung. Regelmäßig sind die von Stefan Baranek beauftragten Forstunternehmen etwa an der Verbindungsstraße von Stetten nach Esslingen im Einsatz, um Astbruch vorzubeugen. Im Wald wird 30 Meter rechts und links von Wegen auf größtmögliche Verkehrssicherheit geachtet.

Um Spielplätze und Ruhebänke herum müssen zudem immer wieder die haarigen Raupen des Eichenprozessionsspinners bekämpft werden. Wie im Forst üblich geschieht dies ohne Chemie, aber mit Hubsteiger, das ist kostenintensiv. Da ist es ganz gut, wenn sich einige hundert Meter entfernt von Stefan Baraneks Forsthaus die Douglasie bereits kostengünstig selbst vermehrt und zumindest an dieser Stelle nicht mehr angepflanzt werden muss.