Fellbachs Revierförster Stefan Baranek zeigt eine kranke Fichte. Foto: Michael Käfer

Die direkten Sturmfolgen sind im Stadtforst zu erkennen. Der Starkwind der vergangenen Tage hat vermehrt Fichten zu Boden gebracht, deren Anteil sowieso nur bei zwei Prozent liegt. Die Ursachen der Baumschäden liegen aber tiefer.

Fellbach - Milan Grobelnik war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Oeffinger Forstunternehmer war kürzlich ohnehin mit Rückearbeiten im Scillawald am Neckarufer beschäftigt. Als dann starke Winde und Stürme über die Wälder von Fellbach und Kernen peitschten, konnte er mit schwerem Gerät direkt loslegen und aufräumen. Allein im Scillawald lagen zehn Bäume flach, einer davon unweit des Spielplatzes Langes Tal.

Hauptsächlich hat der Starkwind der vergangenen Tage Fichten zu Boden gebracht

Inzwischen ist dort die Arbeit beendet. Noch deutlich mehr hat Milan Grobelnik gegenwärtig aber auf dem Kappelberg und dem sich nach Osten anschließenden Schurwaldrücken zu tun. „Etwa 50 bis 80 Festmeter Sturmholz sind angefallen“, schätzt Revierförster Stefan Baranek vorsichtig. Das heißt, dass rund 100 Bäume umgestürzt sind oder schräg in den Kronen ihrer Nachbarn hängen und wegen mangelnder Standfestigkeit entfernt werden müssen. „Alle Wege sind bereits frei“, sagt der 55-Jährige. Kahle Flächen gibt es deswegen auf dem Fellbacher Hausberg jedoch nicht, meist sind einzelne Bäume umgestürzt.

Hauptsächlich hat der Starkwind der vergangenen Tage Fichten zu Boden gebracht. Die Flachwurzler sind besonders anfällig für Stürme und stehen in Fellbach und Kernen zudem auf einem für sie eher ungünstigen sandigen Untergrund. Ihr Anteil am Baumbestand ist allerdings historisch bedingt gering und beträgt im Fellbacher Stadtwald nur rund zwei Prozent.

Solche Bäume muss Stefan Baranek aus Gründen der Verkehrssicherheit entfernen

„Der Sturm entdeckt die Bäume, die ein Problem haben“, sagt Stefan Baranek, der als Sachverständiger für Baumpflege umfangreiche Kenntnisse in der Baumchirurgie hat. Bei diesen Worten zeigt er auf eine Fichte, an deren Stammfuß sich die Rotfäule breitgemacht hat – mit oder ohne Sturm das Todesurteil für einen Nadelbaum. Wenige Hundert Meter entfernt liegt ein mächtiger Buchenstamm am Wegesrand. Schon von weitem ist im Querschnitt ein handbreiter Ring unter der Borke erkennbar. Der gesamte innere Rest des Stamms ist von der Weißfäule betroffen. Solche Bäume muss Stefan Baranek aus Gründen der Verkehrssicherheit entfernen. „30 Meter rechts und links vom Weg sollte es verkehrssicher sein“, sagt Stefan Baranek. Das gleiche gilt natürlich auch an Straßen, Ruhebänken, Spielplätzen oder Grillstellen. „Da bleibt manchmal nicht mehr viel übrig vom Wald“, sagt Stefan Baranek angesichts des dichten Wegenetzes auf dem Schurwaldrücken.

Etwa 500 Festmeter Scheidholz sind allein in Fellbach angefallen

In den vergangenen Monaten hat aber nicht nur starker Wind den Wald gestresst. Auch die lange Trockenperiode hat den Bäumen zugesetzt. Angesichts der jüngsten Regenfälle hört sich das zunächst erstaunlich an, aber „insgesamt ist das viel zu wenig Niederschlag“, sagt Stefan Baranek. „Die Bäche führen extrem wenig Wasser.“ Wer am Haldenbach oder am Beibach in Rommelshausen einen Spaziergang unternimmt, der kann leicht nachfühlen, dass sich Fellbachs Baumkümmerer weiterhin nach einem ausgiebigen Landregen sehnt.

Eine Folge des Regenmangels war, dass Stefan Baranek und Milan Grobelnik zuletzt besonders intensiv auf die Jagd nach Scheidholz gegangen sind, also Bäume gesucht haben, die wegen Fäulnis oder aus anderen Gründen aus dem Erholungswald ausscheiden müssen. Etwa 500 Festmeter Scheidholz sind allein in Fellbach angefallen, sie addieren sich aber nur kurzfristig zum üblichen Einschlag von jährlich 1500 Festmetern. In den folgenden Jahren wird diese Menge berücksichtigt und entsprechend weniger Bäume abgesägt. Das Scheidholz wird übrigens in den seltensten Fällen zu Scheitholz für den Ofen verarbeitet. 90 Prozent davon taugen nur noch für die Papierherstellung. „Wir verdienen daran nichts“, sagt Stefan Baranek zu der aufwendigen Arbeit. „Die Verkehrssicherheit aufrecht zu erhalten, kostet Geld.“

Die ganzen Folgen der Trockenheit sind noch nicht absehbar

Der Eindruck, dass dieses Jahr besonders viel Holz am Wegesrand liegt, stimmt nur bedingt. Speziell an der Kaiserstraße allerdings sind die Baumstämme zu Poltern aufgeschichtet, weil andernorts die zur Abholung nötigen Lastwagen nicht fahren können. Außerdem haben viele Förster direkt hinter der Reviergrenze von Stefan Baranek Holz gelagert – ebenso wie einige Privatwaldbesitzer, denen im Fellbacher Schurwald ebenfalls Flächen gehören.

Die ganzen Folgen der Trockenheit sind noch nicht absehbar. „Wir müssen wachsam bleiben und verstärkt kontrollieren“, sagt Baranek und verweist auf den noch bevorstehenden Blattaustrieb. Genauso sieht es auch Sabine Laartz, die Pressesprecherin der Stadt. „Die Schäden der Trockenheit werden sich erst im Sommer und danach zeigen. Das gilt auch für Stadtbäume, wo vermehrt mit Totholz zu rechnen ist.“