Grit Wagner-Strohn reist jedes Jahr nach Malawi, um zu helfen Foto: Gottfried Stoppel

Kumbali Projekt heißt ein kleiner Verein aus Waiblingen. Er betreibt seit Jahren im bitterarmen Malawi einen Kindergarten. Im Herbst eröffnet er die dritte Kindergartengruppe.

Waiblingen - „Wenn man einmal dort war, will man immer wieder hin“, sagt Grit Wagner-Strohn. Die Waiblingerin spricht über ein Land, das wohl die wenigsten auf Anhieb auf dem Globus finden würden. Ein Land, bei dem selbst die Dame am Check-in-Schalter des Flughafens fragt, wo das denn liege: Malawi. Auch Grit Wagner-Strohn hat bis vor zehn Jahren nichts über die Präsidialrepublik im Südosten Afrikas gewusst. Inzwischen reist sie jedes Jahr hin und ist Vorsitzende des von ihr mitbegründeten Vereins Kumbali, der in Malawi einen Kindergarten betreibt. In diesem September geht dort bereits eine dritte Gruppe mit 40 Kindern an den Start.

Dass Malawi auf Grit Wagner-Strohns persönlicher Landkarte inzwischen solch eine wichtige Rolle spielt, hat mit ihrem Mann Michael zu tun. Er arbeitet als Berater für den Betrieb und die Infrastrukturplanung von Eisenbahnen und musste von Berufs wegen im Jahr 2009 nach Malawi reisen. „Ich habe mich im Büro für drei Monate beurlauben lassen und bin mitgegangen“, erzählt Grit Wagner-Strohn. Sie hätte es sich am Swimming Pool der Kumbali Lodge, in welcher sie und ihr Mann untergebracht waren, gemütlich machen können, aber: „Ich kann nicht nur rumsitzen.“

Rückkehr nach einem Jahr

So half Grit Wagner-Strohn in der „Kindergardenschool“ der Dörfer Canada Camp und Landscape aus, einer Kombination aus Kindergarten und Dorfschule mit zwei Klassenstufen. „Die Verständigung war schwierig, aber ich wollte gerne diese Kultur kennen lernen“, erinnert sich Grit Wagner-Strohn, die Tag für Tag in die Dorfschule ging. Dann waren die drei Monate um, sie musste zurück nach Hause. „Aber ich habe versprochen, dass ich wieder komme.“

Grit Wagner-Strohn hat Wort gehalten. Schon im Jahr darauf kehrte sie zurück. Malawi, erzählt ihr Mann Michael, werde „das warme Herz Afrikas“ genannt – ein Hinweis auf das Wesen seiner Bewohner: „Sie sind sehr offen, herzlich und lebensfroh.“ Das alles trotz der schwierigen Lebensumstände: Malawi zählt zu den ärmsten Ländern dieser Erde.

Freiwillige dringend gesucht

Bei ihrem Besuch im Jahr 2010 erfuhr Grit Wagner-Strohn, dass die Dorfschule aus diversen Gründen bald schließen würde. Zurück in Waiblingen setzte sie sich mit ihrem Mann zusammen, mit fünf weiteren Familienmitgliedern gründeten sie den Verein Kumbali, dessen Ziel es war, wieder einen Kindergarten für die Dorfkinder aufzubauen. „Der Besitzer der Kumbali Lodge war bereit, uns ein altes Gebäude auf seinem Gelände zur Verfügung zu stellen“, erzählt Grit Wagner-Strohn, die betont, das Ziel des Vereins sei Hilfe zur Selbsthilfe, aber auch der kulturelle Austausch.

Daher freut es sie, wenn Freiwillige mit nach Malawi reisen, beim Aufbau helfen und das Land wie sie selbst kennen und lieben lernen. So wie Celine Dobler aus Fellbach, die 2011 mit 18 Jahren zum ersten Mal in Malawi war und mittlerweile schon vier Mal dorthin gereist ist. „Wenn man sich einlässt, ist das ein Erlebnis“, sagt die Krankenschwester, die kein Problem hat, drei Wochen ohne Strom und fließend Wasser zu leben: „Mir ist es eher schwer gefallen, mich hier wieder einzuleben.“

Im Jahr 2012 konnte der Verein eine erste Kindergartengruppe eröffnen, im Jahr 2014 folgte eine weitere. „Es gibt immer eine Warteliste“, sagt Michael Strohn über den Kindergarten, den Kinder von zweieinhalb bis sechs Jahren besuchen. Sie werden in Englisch, der Sprache Chichewa, Mathe und Religion unterrichtet. „Unsere Kinder sind später in der Schule immer die Besten“, sagt Grit Wagner-Strohn stolz.

Mikrokredite für Dorfbewohner

Der einheimische Koordinator vor Ort schickt monatliche Berichte und achtet darauf, dass die Eltern nicht nur den Monatsbeitrag von einem Euro bezahlen, sondern mithelfen: als Betreuer, beim Kochen und bei der Unterhaltung des Gebäudes. „Man muss immer dran bleiben und braucht viel Geduld“, sagt Michael Strohn. Die aber lohne sich. So hat der Verein Dorfbewohnern, die einen Businessplan vorlegten, einen zinslosen Kredit von 100 Euro für eine Existenzgründung gewährt, den sie über drei Jahre zurückzahlen müssen. Das Dorf ist nun um die ein oder andere Minifirma reicher und, so sagt Michael Strohn: „Es sieht so aus, als ob demnächst alle Kredite abgezahlt sind.“

Im September eröffnet der Verein eine dritte Kindergartengruppe. Im Gebäude sei Platz für eine vierte, schaut Grit Wagner-Strohn schon wieder weiter voraus. Und wenn die steht? „Dann wäre unser Traum, eine Grundschule zu eröffnen.“

Hilfe für Malawi

Armut: Im Agrarland Malawi leben derzeit rund 18 Millionen Menschen, davon wohnen rund 1,1 Millionen in der Hauptstadt Lilongwe. Die Amtssprache der Präsidialrepublik ist Englisch, dekretierte Nationalsprache ist Chichewa. Beim Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen wird Malawi auf Rang 170 von insgesamt 188 Staaten geführt. Damit gehört Malawi zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt.

Verein: Der 2010 gegründete Verein Kumbali Projekt hat 35 Mitglieder, Vorsitzende ist Grit Wagner-Strohn. Ihr Mann Michael ist Schatzmeister. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei zwölf Euro im Jahr. Am 21. April findet das nächste Treffen statt, zu dem auch Nichtmitglieder willkommen sind. Der Treffpunkt wird auf der Homepage des Vereins bekanntgegeben.