Die Hochhauspläne in Waiblingen stehen auf der Kippe. Foto: Pascal Thiel

Die Fraktionen von Ali, DFB und CDU dringen darauf, das Projekt zu beerdigen – die SPD ist anderer Meinung und befürchtet ein Billigmiethaus anstelle des städtbaulichen Prestigeobjekts..

Waiblingen - Die Tage des Waiblinger Projektes „Grüner Daumen“ dürften gezählt sein. Gemeint ist das einst als wegweisendes städtebauliches Vorhaben gepriesene begrünte Hochhaus in der nordöstlichen Ecke der Korber Höhe. Die Gemeinderatsfraktionen der Alternativen Liste (Ali), der Demokratischen Freien Bürger (DFB) und der CDU wollten den Verkauf des städtischen Bauplatzes verhindern „und damit eine attraktive Investition in Waiblingen zu Fall bringen“, schreibt der SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Wied in einer Stellungnahme zum grünen Hochhaus mit leicht larmoyantem Unterton. „Damit würde nicht nur das nach mühsamer Diskussion entwickelte Konzept verhindert“, schimpft Wied in seinem Schreiben, „es droht darüber hinaus die Gefahr, dass dort – eingefügt in einen Nordhang mit Blick auf die Sörenbachstraße – ein niedriges Gebäude als Billigmietshaus mit Einfachstwohnungen entsteht.“

Antrag CDU: Vom Projekt Abstand nehmen

Den Vorwurf der bösen grün-bürgerlichen Dreier-Verschwörung gegen die gute Öko-Hochhaus-Sache will allerdings der CDU-Fraktionsvorsitzende Siegfried Kasper so nicht auf sich und den seinen sitzen lassen. „Wir haben eine Entscheidung getroffen“, sagt er. Und in der Folge dieser grundsätzlichen Entscheidung zum begrünten Bau, bei dem zwischenzeitlich sämtliche Investoren abgesprungen waren, stelle die CDU den Antrag, von dem Projekt Abstand zu nehmen. Über diesen Antrag, so die Bitte an den Oberbürgermeister Andreas Hesky, möge in der nächsten Gemeinderatssitzung abgestimmt werden.

Nachdem die Alternative Liste bereits im Mai mit der Forderung angetreten war, dem grünen Hochhaus die rote Karte zu zeigen, wird nun auch die DFB-Fraktion einen solchen Antrag stellen. Allerdings, so sagt deren Chef Wilfried Jasper, wolle man seitens seiner Fraktion die Hochhauspläne nicht ein für allemal ad acta legen. Jenes Grundstück sei von seiner Lage her prädestiniert für ein Hochhaus. Und seit dem Beginn der Bebauung auf der Korber Höhe sei dieser Platz auch für ein Hochhaus ausgewiesen. Ihn weiter für eine solche Bebauung vorzuhalten, ist der Vorschlag der DFB. „In zwei, drei Jahren“, hofft Jasper, „sind die Voraussetzungen vielleicht ganz anders“. Die gesamte DFB-Fraktion habe hinter dem grünen Hochhausprojekt gestanden, betont er. Jetzt aber gebe es ein Konzept mit Genossenschaftscharakter, das überhaupt nicht zu Waiblingen passe. „Das geht vielleicht in einer Großstadt, aber nicht hier bei uns“.

Der halbfertige Gewa-Tower in Fellbach dient als Warnung

Die CDU will wiederum die komplette Abkehr von den Hochhausplänen. Er sei fasziniert gewesen von der Vorstellung eines grünen Hochhauses, gibt Siegfried Kasper zu Protokoll. Das Resultat des Wettbewerbs seien aber ernüchternd gewesen. Und zum jetzigen Zeitpunkt sei für seine Fraktion klar, dass das Projekt des grünen Daumens „mit unverantwortbaren Risiken und extrem hohen Kosten“ behaftet sei. „Und natürlich steht da wie ein Menetekel der Turm in der Nachbarstadt.“ Für das Grundstück sei nun ein neues Konzept für eine nachhaltige und am Bedarf von Waiblingen orientierte Bebauung gefragt.

Gerade hier setzen die Bedenken der SPD an. Ein „Billigmietshaus“ habe die Korber Höhe nicht verdient, sagt Roland Wied und konstatiert eine „emotionsgeladene Ablehnung“ der Hochhaus-Pläne: „Die Korber Höhe ist ein sensibles Wohngebiet, das mit attraktiven Projekten langfristig stabilisiert werden muss.“ Den Fellbacher Gewa-Tower als Vergleich heranzuziehen sei absurd. „Das ist sowohl von der Größe als auch vom finanziellen Volumen her eine ganz andere Dimension und kein Maßstab für unser Grundstück.“ Es gebe keinen Grund für den Gemeinderat, sich vor seiner Verantwortung zu drücken: „Wir bauen schließlich nicht selber. Es geht für den Gemeinderat darum, der Verwaltung den Auftrag zu erteilen, die weiteren Verhandlungen mit dem Interessenten zu führen.“