Die Bahnhofsunterführung wartet noch auf rasante Linien an tristen Tunnelwänden. Foto: Ines Rudel

Wie Jan-David Ducks die triste Unterführung am Bahnhof in Waiblingen mit gesprayten Bildern zum Thema Bewegung aufpeppen will.

Graffiti-Kunst - Baugerüste, Planen und Netze zieren den Waiblinger Bahnhof derzeit oberirdisch. Unten in der Unterführung, die als eine der optischen Problemzonen des touristischen Tores zur Stadt gilt, herrscht derzeit noch die Ruhe vor dem künstlerischen Sturm. Denn dort wird demnächst der Stuttgarter Künstler Jan-David Ducks versuchen, der subterrestrischen Tristesse etwas Reise- und Lebensfreude einzuhauchen.

Und sollte angesichts der Untergrund-Aktivitäten des mittlerweile in der Region recht renommierten Graffiti-Künstlers den einen oder anderen Reisenden im Bahnhofstunnel der Verdacht beschleichen, da seien illegale Sprühaktivitäten im Gange, bittet die Stadt schon einmal vorbeugend um Toleranz: „Ducks arbeitet im Auftrag und mit Genehmigung der Stadt Waiblingen ebenso wie der Bahn.“

Inspiration aus S-Bahn-Reisen

Die Werke, mit denen er das Durchqueren des momentan im sachlichen 1980er-Jahre Braunkachel-Chic gehaltenen Fußgängertunnels verschönern will, seien von persönlichen Eindrücken bei diversen Reisen mit der S-Bahn inspiriert, sagt der Herr der Spraydosen zum Graffiti-Plan: „Die Farben der Züge und ihrer Umgebung werden aufgenommen, losgelöst und in einen neuen Kontext gesetzt.“

„Das sind richtig gute Projekte“, hat die inzwischen gen Remseck abgewanderte ehemalige Waiblinger Baubürgermeisterin Birgit Priebe im Juli dieses Jahres zu den ersten Skizzen gesagt, die der Künstler für die Verschönerungsaktion am Waiblinger Bahnhof vorgestellt hatte. Jan-David Ducks hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert und arbeitet seit seinem Diplom als selbstständiger Grafiker und freier Künstler. Zu seinen teils mit Preisen versehenen bisherigen Werken gehören unter anderem Graffiti am Stuttgarter Nordbahnhof, am Tiefbauamt und am Amtsgericht der Landeshauptstadt oder die Verschönerung des Stromhäusles in Stuttgart-Riedenberg. Für die Waiblinger Unterführung hat er sich die Bewegung als Thema vorgenommen – Linien, die so stark gezoomt sind, dass keine Buchstaben mehr erkennbar sind: „Die starke Dynamik der Linie greift die Themen Richtung und Geschwindigkeit auf .“

Asbesthaltige Deckenplatten werden entfernt

Optisch ansprechender soll derweil demnächst auch der oberirdische Part des viel geschmähten Bahnhofs daherkommen. Allerdings hatte unter anderem die Entfernung von asbesthaltigen Deckenplatten im Sommer zu gewissen Verzögerungen geführt. Eine Firma hatte zunächst nicht die nötigen Qualifizierungsnachweise für die entsprechenden Sanierungsarbeiten vorzuweisen.