Die erste Ausgabe erschien auf Englisch, die französische erst danach. Foto: Eppler

Der Filmstar James Dean und der Philosoph Martin Heidegger hatten etwas gemeinsam: ihre Lieblingslektüre war „Der kleine Prinz“. Die Stadtbücherei Waiblingen feiert ihren 70. Geburtstag nun mit einer Ausstellung zu dem Buch und weiteren Veranstaltungen.

Waiblingen - Es gibt wohl wenige Bücher, die nicht nur in Sprachen wie Englisch, Deutsch oder Französisch erschienen, sondern auch ins Nordfriesische und Alt-Ägyptische, in Sanskrit und Pennsylfaanisch-Deitsch, insgesamt in mehr als 180 Sprachen, übersetzt worden sind. Die Stadtbücherei Waiblingen hat einem Buch, das solch eine Sonderstellung für sich reklamieren kann, eine Ausstellung gewidmet, die Buchfans noch bis zum 10. September in der Kurzen Straße 24 einiges für Augen und Ohren bietet.

Die Rede ist von Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“, der Besuchern gleich am Eingang der Bibliothek begegnet – riesengroß auf der Fensterscheibe klebend. Der kleine Prinz ganz groß – das Motto passt zur Aktion „Waiblingen liest“, welche die Bücherei anlässlich ihres 70. Geburtstags veranstaltet und in deren Zuge sie andere beschenkt: Fast 500 Exemplare des Kleinen Prinzen haben schon neue Besitzerinnen und Besitzer gefunden, wer sich noch ein kostenloses Exemplar sichern will, sollte sich schleunigst auf den Weg machen.

Rote Rosen weisen den Weg

Rote Rosen am Boden weisen in der Stadtbibliothek den Weg durch die Ausstellung. Sie wartet mit 20 bildschönen Lithografien nach den Originalzeichnungen des Autors auf und macht große Lust, das Buch endlich wieder mal aus dem Regal zu nehmen und darin zu blättern. In mehreren Glasvitrinen zeigt die Ausstellung diverse Erstausgaben von „Der kleine Prinz“ – zum Beispiel in Englisch, Französisch und Deutsch. Zunächst war das Büchlein Anfang April 1943 in den USA erschienen, wenig später folgte eine französische Ausgabe im Heimatland des Schriftstellers.

Der im Jahr 1900 in Lyon geborene Antoine de Saint-Exupéry war Ende der 1930er-Jahre ins nordamerikanische Exil gegangen. Zu sehen sind in der Bücherei auch etliche Ausgaben in exotischen Sprachen und Dialekten, sogar ein Buch in der Morsesprache ist veröffentlicht worden.

Mehr als 80 Millionen verkaufte Exemplare

Mit mehr als 80 Millionen verkauften Exemplaren weltweit nimmt der „Kleine Prinz“ einen Spitzenplatz ein – zusammen mit Werken wie der Bibel und Mao Tsetungs „Mao-Bibel“. Antoine de Saint-Exupéry hat vom großen Erfolg seines ersten für Kinder erdachten Buchs nicht mehr viel mitbekommen: Der Autor, der zudem Pilot war und einige Zeit als Postflieger zwischen Toulouse und Dakar pendelte, stürzte, als er an der Front in Nordafrika seinen Dienst tat, bei einem Aufklärungsflug im Juli 1944 mit seinem Flugzeug ab. Das Wrack wurde erst viel später, nämlich im Jahr 2000, bei Marseille im Meer entdeckt und vier Jahre später geborgen.

An einer Hörstation in der Bibliothek, die an eine gemütliche Höhle erinnert, kann man sich hinter grüne Vorhänge zurückziehen, in Kissen kuscheln, die Ohren spitzen und den kleinen Prinzen bei seinen Gesprächen mit dem einsamen König, dem Trinker oder dem pflichtbewussten Laternenanzünder belauschen.

Und feststellen, dass „Der kleine Prinz“, zu dessen Fans so unterschiedliche Menschen wie der Schauspieler James Dean und der Philosoph Martin Heidegger gehörten, auch 76 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung nichts von seiner Faszination verloren hat.

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Ausstellung:
Die Ausstellung, zu der es ein Preisausschreiben gibt, ist bis 10. September dienstags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr, samstags von 9 bis 14 Uhr in der Stadtbücherei Waiblingen zu sehen.

Veranstaltungen:
Noch bis Freitag, 30. August, bietet die Buchhandlung Taube am Marktplatz jeweils ab 13 Uhr kostenfrei eine Viertelstunde Auszeit mit dem „Kleinen Prinzen“. Am Dienstag, 3. September, veranstaltet Osiander Waiblingen ab 19.30 Uhr einen kulinarischen Frankreich-Abend, Anmeldung erbeten unter 0 71 51 97 62 00. Am Mittwoch, 4. September, beginnt um 18.30 Uhr auf der Kunstlichtung in der Talaue ein philosophischer Abend zum Kleinen Prinzen mit Stefan Neller und Jonas Kabsch, bei Regen findet die Veranstaltung in der Bücherei statt.