Im Waiblinger Stadtmuseum startet im Juni die Veranstaltungsreihe Schlaglichter. Foto: Gottfried Stoppel

„Schlaglichter“ beleuchten künftig immer am ersten Donnerstag des Monats Aspekte der lokalen Waiblinger Historie.

Waiblingen - Was hat der jüdische Stuttgarter Privatier Hermann Dreifus mit Waiblingen zu tun? Wie stellten unsere Vorfahren ihre Kleidung her? Und welche Objekte gehören eigentlich zur umfangreichen Sammlung des städtischen Museums? Nur einige Fragen, auf welche Experten in den kommenden Monaten Antworten geben werden. Denn Tanja Wolf, die Leiterin der Abteilung Stadtgeschichte, Museum und Archiv, und der Stadthistoriker Hans Schultheiß, laden unter dem Titel „Schlaglichter“ zu einer Veranstaltungsreihe ins Stadtmuseum.

Bach und Gluck in der Bohlenstube

Immer am Abend des ersten Donnerstags im Monat finden im Haus der Stadtgeschichte Vorträge, Erzähl- und Leseabende und sogar Weinproben mit Konzerten statt. Am 7. Juni beispielsweise spielt in der Bohlenstube, dem schönsten Zimmer des alten Fachwerkhauses, das Ensemble donne fugate von 19.30 Uhr an Melodien von Bach, Gluck und Schubert zum Thema Wasser. Dazu reicht der Sommelier Oliver Kost nicht Wasser, sondern Weine aus Frankreich. Die Weinprobe ist zwar bereits ausgebucht, wer einfach der Musik und den Texten lauschen will, ist aber willkommen.

Historische Romane sind das Thema der „Waiblinger Lesestube“, bei der am 12. Juli die Leiterin der Volkshochschule Unteres Remstal, Stefanie Köhler, sowie Hans Schultheiß und Tanja Wolf ihre Lieblingsbücher dieses Genres vorstellen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Bohlenstube des Museums.

Das Schicksal des wohlhabenden Kaufmannssohns Hermann Dreifus hat Helmut Rannacher, Historiker und zuletzt Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz, erforscht. Er hält am 6. September von 19.30 Uhr an einen Vortrag im Kameralamtskeller über den Mann, an den in Stuttgart ein Stolperstein erinnert. Dreifus, der 1941 Selbstmord beging, hatte eine spezielle Verbindung zu Waiblingen: Sein unehelicher Sohn Walter Müller war Mitglied der Waffen-SS und Oberarzt am Waiblinger Krankenhaus. Er nahm sich das Leben, als er 1933 von seiner jüdischen Abstammung erfuhr. Um sein Grab, das bis vor wenigen Jahren auf dem Stadtfriedhof zu finden war, entbrannte vor zehn Jahren eine heftige Diskussion. Mit knapper Mehrheit beschloss der Gemeinderat damals, das Grab aufzulösen. „Es soll keine neue Diskussion um Müller geben, aber Hintergründe zu Walter Dreifus“, sagt Tanja Wolf über den Abend, der spannend werden dürfte.

Über die Kameradschaft im Kreis

Mit der Zeit des Ersten Weltkriegs beschäftigt sich ein Vortrag von Winfried Mönch. Der Historiker nimmt sich am 11. Oktober von 19 Uhr an ein Exponat der Dauerausstellung im Stadtmuseum vor: Ein mit vielen Fotos und Lebensläufen gefülltes Kameradschaftsbuch der 32 Inhaber der Württembergischen Goldenen Militär-Verdienst-Medaille“ im Kreis Waiblingen. Auch Hans Schultheiß’ Vortrag am 8. November beschäftigt sich mit den Weltkriegen: er vergleicht zwei Waiblinger Kriegsdenkmale, eines aus dem Jahr 1922, eines von 1960.

Konvolut, so nennt man eine Zusammenstellung mehrerer Objekte, die aus einem gemeinsamen Kontext stammen und, falls von Fachleuten für würdig befunden, in der Sammlung eines Museums landen. Wobei das einzelne Objekt zunächst oft banal wirkt und erst im Zusammenhang mit anderen interessant für die Fachleute ist. Welche Objekte in Frage kommen und welche Konvolute das Haus der Stadtgeschichte mit seinen rund 15 000 Einzelobjekten zu bieten hat, erzählt Claudia Greiner am Nikolaustag, 6. Dezember, im Haus der Stadtgeschichte.