Die Notfallpraxis an der Waiblinger Querspange ist seit Sommer geschlossen. Foto: Gottfried Stoppel

Im Sommer ist bekannt geworden, dass die Waiblinger Anlaufstelle geschlossen bleibt. Es gab Kritik, doch wurde die Notfallpraxis an der Winnender Klinik gut angenommen. Die Verantwortlichen halten ihre Entscheidung für richtig.

Waiblingen - Erst hatte es vor vier Jahren Fellbach getroffen, zur Mitte dieses Jahres dann Waiblingen – in beiden Städten gibt es keine Notfallpraxis mehr. Wer abends oder am Wochenende die Dienste eines Arztes benötigt, aber nicht ein Notfall für Rettungsdienst und Notaufnahme im Krankenhaus ist, der muss sich seitdem vom Südwesten des Kreises gen Winnenden oder Schorndorf in die dort an die Kliniken angeschlossenen und neben Backnang letzten verbliebenen Notfallpraxen im Kreis aufmachen. Ein Umstand, der im Juni für einigen Unmut gesorgt hat. Zumal einst bei der Schließung in Fellbach noch hoch und heilig versichert worden sei, die restlichen Notfallpraxen blieben im Sinne einer flächendeckenden Versorgung erhalten, wie sich zum Beispiel der Fellbacher FDP-Kreisrat Ulrich Lenk erinnert.

In Fellbach gab es einst einige Unmutsäußerungen

„Das regt mich immer noch auf “, sagt er auch ein halbes Jahr nach der finalen Schließungsverfügung für die seit größeren Brandschäden Anfang April 2017 ohnehin schon geschlossene Einrichtung am Waiblinger Alten Postplatz. Der Weg nach Winnenden sei vor allem von Schmiden oder Oeffingen aus für nicht mehr so mobile Menschen sehr schwierig. Da bleibe oft nur das Taxi oder die Option, sich von Bekannten fahren zu lassen. Dies gelte, auch wenn inzwischen kaum mehr Unmutsäußerungen Betroffener bei ihm ankämen. „Nach der Schließung in Fellbach sind noch viele zu mir gekommen und haben sich beschwert, die haben alle jetzt resigniert.“

Seitens derer, die die Notfallpraxen betreiben, sieht man die Lage anders. Der Betrieb der Notfallpraxen in Fellbach und Waiblingen habe sich am Ende schlicht nicht mehr rentiert, sagt der Allgemeinarzt Christian Schmidt, der Vorsitzende des Trägervereins der Notarztpraxen im südlichen Teil des Rems-Murr-Kreises. Wenn, wie in Waiblingen am Wochenende zwischen 10 und 20 Uhr, zwei oder drei Patienten pro Tag kämen, dann trage das einfach nicht für den Dienst eines Arztes und zweier Helfer. Im Übrigen gelte bei den Notfallpraxen die Richtlinie der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), der zufolge 30 Kilometer oder eine halbe Stunde Anfahrt zumutbar seien. Vor allem die neun Kilometer von Waiblingen nach Winnenden seien da kein echtes Thema, auch wenn die Anbindung zur Notfallpraxis am Klinikum mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht optimal sei. Ein Umstand, den auch die Kliniken und deren Mitarbeiter beklagten. Im Fall Fellbach komme hinzu, dass schon zu Zeiten als es eine Praxis gab die Orientierung in Richtung Stuttgart spürbar gewesen sei. Für eine eigene Notfallpraxis, sagt Schmidt, „ist Fellbach zu klein“.

Kooperationen zwischen Notfallpraxen und Notaufnahme haben sich bewährt

Eine sehr positive Entwicklung nehme derweil die Notfallpraxis in Winnenden. Seit dort die Empfangstresen von Notaufnahme und Notfallpraxis zusammengelegt wurden, sei diese gut ausgelastet und die Kooperation sei für alle Beteiligten in hohem Maße erfolgreich.

In Baden-Württemberg gibt es derzeit 120 Notfallpraxen. Im Rems-Murr-Kreis ist die Zahl mit der Schließung in Waiblingen von einst fünf auf drei gesunken. Die an die Krankenhäuser in Winnenden und Schorndorf angedockten sind wochentags von 18 bis 24, beziehungsweise 23 Uhr und am Samstagen, Sonntagen und an Feiertagen von 8 bis 24 beziehungsweise 23 Uhr geöffnet. Die Notfallpraxis in Backnang in der Karl-Krische Straße ist samstags, sonntags und feiertags von 8 bis 23 Uhr besetzt und an den Werktagen von 18 bis 22 Uhr.