Daniel Kerzenmacher unterstehen jetzt mehr als 100 Mitarbeiter. Foto: Horst Rudel

Daniel Kerzenmacher ist erst 35 Jahre alt, schon Polizeirat – jetzt leitet er das Polizeirevier Waiblingen. Im Gespräch verrät er, wo er bisher gearbeitet hat – und, warum es ihn von einer Stelle beim Innenministerium in den Rems-Murr-Kreis zieht.

Waiblingen - Polizeirat – der Rang des neuen Waiblinger Revierleiters lässt an graue Haare denken, an einen Schnauzbart und gefühlte 50 Dienstjahre auf einem uniformierten Buckel. Stattdessen steht in der Glastür ein Mann von gerade einmal 35  Jahren, mit wachen Augen und mittig zusammengegelten Haaren. Daniel Kerzenmacher ist seit dem 1. Oktober der Herr des Hauses, an diesem Donnerstag wird er offiziell eingesetzt. Fortan wird er für rund 110 Mitarbeiter zuständig sein, die in Waiblingen inklusive Hohenacker und Neustadt, Korb, Remshalden und Weinstadt für Recht und Ordnung sorgen sollen.

Trotz seines für diese Position recht jungen Alters: Es ist nicht die erste verantwortungsvolle Aufgabe für Kerzenmacher. Zuvor war er im Lagezentrum des baden-württembergischen Innenministeriums tätig – dem Verbindungsglied zwischen Polizei und Politik. Kerzenmacher hat auch als stellvertretender Revierleiter in Heidelberg-Nord und im Stab des Polizeipräsidiums Stuttgart gearbeitet.

Kerzenmacher ist bei der Polizei, seit er 17 Jahre alt ist

Aber er kennt nicht nur Konferenzen und Schreibtische, sondern auch die andere Seite der Polizeiarbeit: Er war in Schutzmontur für die Einsatzhundertschaft bei Fußballspielen, beim Landeskriminalamt bei den Rauschgiftfahndern, auf Streifendienst in der Landeshauptstadt und in gefährlichen Situationen. „Ich wurde schon gebissen, einmal hat auch jemand versucht, meinem Kollegen die Dienstwaffe zu entreißen“, erzählt Kerzenmacher. Seit er 17 Jahre alt ist, ist er Polizist. Die Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber ihm und seinen Kollegen habe zugenommen, sagt er.

Und trotzdem wolle er jetzt genau das: „Wieder näher an die Basis der Polizeiarbeit.“ Als Revierleiter wird er zwar viel Zeit mit Besprechungen, Berichten und Telefonaten verbringen. „Ich habe aber vor, sobald die Zeit es erlaubt, auch selbst mit auf Streife zu fahren – auch abseits von Großlagen“, sagt Kerzenmacher. Zumal er die Gegend erst noch kennenlernen muss: Kerzenmacher arbeitet zwar seit dem Jahr 2004 im Raum Stuttgart, kommt ursprünglich aber aus der Freiburger Gegend. „Ich sehe das aber auch als Vorteil“, sagt er. „Das ist die Möglichkeit, unbelastet die bestehenden Prozesse neu zu hinterfragen.“

Das will der neue Revierleiter in Waiblingen ändern:

Ein Vorhaben des neuen Revierleiters: Er will die Zusammenarbeit von Polizei, Stadtverwaltung, Rettungskräften und anderen Akteuren in Sachen Sicherheit verstärken. „Wir sollten uns nicht nur anlassabhängig zusammentun, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Denn Sicherheit ist kein Produkt, das man im Internet bestellen kann, sondern das Produkt langjähriger Zusammenarbeit all dieser Stellen“, ist Kerzenmacher überzeugt.

Brennpunkte und eine Kriminalitätsrate wie in der Landeshauptstadt gibt es in seinem neuen Einsatzgebiet nicht. Schwerpunkte gebe es trotzdem, sagt Kerzenmacher: „Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist zwar zurückgegangen, aber noch immer ist jeder Einbruch einer zu viel.“