Ich schau dir in die Augen, Kleines: die große Schlange, vom Sockel geholt. Foto: Simon Granville

Die Riesen-Schlange auf der Ludwigsburger Sternkreuzung ist abgebaut. Das Wahrzeichen des Künstlers Auke de Vries herunterzuholen und abzutransportieren, war eine vertrackte Angelegenheit.

Jannik Weigle hat das Wahrzeichen der Ludwigsburger Sternkreuzung im Griff. Der Kranfahrer der Firma Wiesbauer dirigiert den Schwenkarm, an dem das riesige Kriechtier des niederländischen Künstlers Auke de Vries kurzzeitig zum Flugobjekt mutiert. Die Schlangenskulptur wird, damit ihr mögliche stärkere Erschütterungen bei den Bauarbeiten in der Kreuzungsmitte keinen Schaden zufügen, bis Dezember abgebaut und in diesem Zuge auch restauriert. Nach 15 Jahren seit der letzten Sanierung sei es ohnehin an der Zeit, sagt Martin Mundt vom Fachbereich Tiefbau.

Gespannt verfolgen das Spektakel auf der Ludwigsburger Kreuzung am Dienstagvormittag viele Passanten – auch mancher Autofahrer. Das führt im Baustellenverkehr ebenso zu ungeduldigem Gehupe wie die wegen des Schlangen-Abbaus etwas irritierende Verkehrsführung, an der manche Autofahrer zu scheitern drohen.

Mit der Drohne die Details vermessen

Die Aufgabe ist komplex. Die Schlange liegt nicht, wie man meinen könnte, auf der über die Kreuzung kragenden Stange mit den stilisierten Blätter-Elementen. Sie ist fest mit ihr verschweißt und muss deshalb mit ihr vom Sockel gehoben werden. Weil man das Schlange-Stange-Gespann aber nicht einfach auf einen Tieflader legen kann, hat die Ludwigsburger Schlosserei Batz und Moosmüller eigens eine Konstruktion gebaut, worauf sich das Kunstwerk abstellen lässt. Dafür brauchte es akribische Vorarbeit. „Wir waren mit dem Steiger oben und haben uns das mit der Firma angeschaut“, erzählt Martin Mundt. „Unsere Vermesser haben aber auch neueste Drohnen-Technik angewendet und die Höhenpunkte abgescannt, die wir mit den Plänen abgleichen konnten.“

Die Konstruktion haben die Mitarbeiter der Schlosserei auf dem Tieflader befestigt. Dann machen Christof Batz, Fritz Moosmüller und Ellen Henneken die Skulptur vom Steiger aus startklar: Hoch droben legen sie ihr Schlaufen an, befestigen diese an den vom Kranarm baumelnden Ketten und lösen die Verschraubung, die die Schlange in der Höhe befestigt hält. Sanft schwebt das 400-Kilo-Ensemble dann über die Kreuzung, wird etwas weiter nördlich in die Tiefe gelassen und hängt, bevor es vorsichtig auf die passgenau zugeschnittene Stützkonstruktion gesetzt wird, eine Weile lang über dem Erdboden. Das lockt entzückte Spaziergänger zur Nahbegegnung: Sie nutzen die Gunst der Stunde für exklusive Selfies neben dem imposanten Schlangenkopf.

Ein Ortswechsel auf Zeit

Sicher auf dem vorbereiteten Unterbau abgestellt und verzurrt, bringt Laster-Fahrerin Petra Dimt das Kunstwerk schließlich zu seinem Interims-Bestimmungsort – mit Polizeieskorte, weil die Skulptur mehr als vier Meter in die Höhe ragt. „Ich hab’ schon vieles transportiert, so was aber noch nie“, meint Dimt lachend. Die Schlange wird in ihrem Zwischendomizil auf Schäden untersucht und mit neuer Beschichtung für kommende Zeiten fit gemacht. Zum Jahresende soll sie wieder über der Kreuzung züngeln.