Volle Halle – die Teilnahme an der Diskussion war für die Kursstufen verpflichtend. Foto: Werner Kuhnle

Am landesweit größten Gymnasium hat der Politik Leistungskurs Parteienvertreter eingeladen. Etwa 400 Schüler und Schülerinnen haben zugehört und mitdiskutiert. Dass auch die AfD dabei war, gefiel einem Podiumsteilnehmer nicht.

Durch den vorgezogenen Termin für die Bundestagswahl können rund 400 000 Jugendliche weniger an der Wahl teilnehmen, teilt das Statistische Bundesamt mit. In Baden-Württemberg wird der Anteil der potenziellen Erstwählerinnen und Erstwähler, also der über 18-Jährigen, am 23. Februar bei 4,2 Prozent liegen.

 

Nur ein kleiner Teil dieser rund vier Prozent besucht das Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) in Marbach. Doch bekanntlich zählt jede Stimme und deshalb fand am landesweit größten Gymnasium am Mittwoch eine wichtige und dazuhin äußerst gelungene Veranstaltung des Leistungskurses Politik der Kursstufe II statt. Wichtig für die Demokratie, wichtig für politische Bildung – und am Ende auch wichtig für die Parteien.

Podium war breit besetzt

Der Leistungskurs Politik der Kursstufe II hatte die Podiumsdiskussion organisiert, bei der Kandidaten die Erstwähler von sich und der Politik für die sie stehen überzeugen konnten. Die Teilnahme war für die rund 500 Oberstufenschüler, von denen etwa zwei Drittel wahlberechtigt sind, richtigerweise verpflichtend. Das Podium war breit besetzt.

Für die Kursstufen I und II war die Teilnahme verpflichtend. Foto: Werner Kuhnle

Unter anderem auch mit dem Kandidaten der AfD im Wahlkreis Neckar-Zaber. Er wurde eingeladen, so der Hinweis des zuständigen Tutors, weil eine Vorgabe des Landes besagt, dass Schulen auf parteipolitische Ausgewogenheit achten und die Kandidaten nach der Bedeutung der Parteien auswählen sollen. Etwa auf bisherige Wahlergebnisse und Prognosen. Ihre Positionen darlegen konnten deshalb Lars Maximilian Schweizer (Grüne), Mario Sickinger (SPD), Dieter Glatting (AfD), Luigi Pantisano (Die Linke), Andrey Belkin (FDP), Richard Pitterle (BSW) und Hans Dieter Pfohl (CDU). Der Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling (CDU) hatte wegen anderweitigen Terminen in Berlin absagen müssen.

Linken-Kandidat aus Stuttgart übt Kritik

Dass sich die AfD in der Schulsporthalle präsentieren konnte, schmeckte nicht jedem. Pantisano, der nicht nur im Wahlkreis Stuttgart 1 kandidiert, sondern auch stellvertretender Landessprecher der Partei Die Linke Baden-Württemberg ist, kritisierte die Einladung in seinem Schlussstatement scharf. Er finde nicht, dass eine „durch und durch faschistische Partei“ zu einer Podiumsdiskussion an eine Schule eingeladen werden dürfte. Denn damit gebe man einer „menschenverachtenden und demokratiezersetzenden Ideologie“ eine Bühne.

Vier Schülerinnen haben die Fakten gecheckt. Foto: Werner Kuhnle

Eine richtige Definition, aber eine falsche Schlussfolgerung. Und ein Schlag ins Gesicht der anwesenden Gymnasiasten, die Pantisano damit unterschätzt. In ihrer Fähigkeit, Aussagen kritisch einzuordnen und mit dem Grundgesetz abzugleichen und sich selbstständig eine Meinung zu bilden. Pantisano erliegt dem Reflex, die AfD auszugrenzen – obwohl eben Angst und Ausgrenzung auf das Konto der Rechtspopulisten einzahlen und den Mythos nähren, Opfer zu sein.

Dabei hätte am Mittwoch eigentlich nichts besseres passieren können. Denn der AfD-Kandidat hat sich mit seinen Redebeiträgen und kruden Verschwörungstheorien selbst ins Abseits gestellt: Frauen werden in Deutschland nicht benachteiligt. Die Klimakrise ist an den Haaren herbeigezogen. Klimaschutz braucht es nicht. Deutschland ist auf dem Weg in ein Dritte-Welt-Land und hat die höchsten Steuern der Welt.

Bewusst gestreute Fake News, die bei den Schülern nicht griffen. Zum einen, weil vor allem die Vertreter der aktuellen Ampelregierung plus dem Kollegen der Linken sie konsequent entlarvten, einordneten und mit Fakten widerlegten. Zum anderen, weil die Schülerinnen und Schüler zusammen mit Lehrer Simon Straub das Element des Faktenchecks in die Veranstaltung eingebaut hatten. Ihr Ziel, die Demokratie zu stärken, haben die Gymnasiasten mit der Veranstaltung erreicht. Chapeau!