Ist es nicht so, dass Jesus uns wählt und nicht wir ihn? Foto: Landratsamt

Beim Verrichten ihrer Sonntagspflicht haben sich die Menschen im Landkreis Göppingen am vergangenen Wahltag mal wieder ziemlich bibelfest erwiesen, findet unser Autor Eberhard Wein.

Göppingen - Während in der Landeshauptstadt die Sondierungsgespräche der Parteien unter dem Motto „Wer nicht mit wem, aber gerne warum?“ angelaufen sind, hat sich in Göppingen der Kreiswahlausschuss noch einmal über die insgesamt 129 675 Wahlzettel gebeugt, die am vergangenen Sonntag in den beiden Wahlkreisen Göppingen und Geislingen in die Urnen geworfen wurden. Und die gute Nachricht, die von den selbst ernannten Wahlbeobachtern der AfD aber schon am Wahlabend verbreitet wurde, lautet: Alles ist in bester Ordnung.

Pingeliger als die AfD

Manfred Gottwald, der oberste Wahlorganisator im Landratsamt, schaut allerdings ganz genau hin. Da ist er pingeliger als die AfD. In fünf Fällen habe die Entscheidung des örtlichen Wahlvorstandes dann doch korrigiert werden müssen, teilt Gottwald nach der Sitzung des Kreiswahlausschusses mit. Dabei sei es um Wahlzettel gegangen, in der Wähler zunächst ihr Kreuz bei der einen Partei gemacht, dies dann aber sofort bereut hätten und auf eine andere Partei umgeschwenkt wären: Erst Linke gewählt, dann entdeckt, dass dort der Name Stähle steht, und schnell noch auf Grün gewechselt. Erst AfD, dann lieber doch nur FDP angekreuzt.

Sei das erste Kreuz eindeutig gestrichen worden, sei der Stimmzettel laut Wahlgesetz eben trotzdem gültig, erklärt Gottwald. Und wir erinnern uns an das, was die Meinungsforschungsinstitute immer vorgeben, um die Ungenauigkeit ihrer Vorhersagen zu rechtfertigen: Viele entschieden sich eben erst in der Wahlkabine, wem sie ihre Stimme gäben.

Das Kreuz mit der Wahl

In einem Fall aber liegt Gottwald falsch. „Ich wähle Jesus Christus, den Herrn und Heiland. Dieser sollte an die Regierung“, bekannte ein Wähler auf seinem Wahlzettel. Auch wenn das dazugehörige Kreuz quer über das Blatt lief, dürfte jedem klar sein, dass damit nur Winfried Kretschmann, unser grüner Ministerpräsidenten-Gott, gemeint sein kann. Wer bibelfest ist und gar nicht wählen will, macht es wie derjenige, der bei der Kreistagswahl 2014 und jetzt erneut den Hinweis auf Jesaja 41, 24 auf dem Wahlzettel vermerkte: „Siehe, ihr seid aus nichts, und euer Tun ist auch aus nichts; und euch wählen ist ein Greuel!“