Martin Huschka in den 1980er-Jahren als Zimmermannsgeselle auf dem Turm der Schorndorfer Stadtkirche und heute auf dem Marktplatz der Daimlerstadt Foto: Frank Eppler

In ihrem Gründungsjahr 2013 ist Martin Huschka der AfD beigetreten. Wenn der Versicherungskaufmann in den Landtag einzieht, will er Themen anregen, welche die Wähler bewegen.

Schorndorf - In jungen Jahren ging es für Martin Huschka oft hoch hinaus. Bei einer Schorndorfer Firma machte er eine Lehre zum Zimmermann, war in den folgenden Jahren an vielen Renovierungen alter Fachwerkgebäude in der Daimlerstadt beteiligt, auch an der Sanierung der Stadtkirche. Eine Fotografie aus dieser Zeit zeigt ihn, wie er mit einem traditionellem Zimmermanns-Wams bekleidet im Dachstuhl des Kirchturms steht. Seither hat sich viel verändert im Leben des geborenen Waiblingers, der in Bittenfeld aufgewachsen ist: Das Wams ist Anzug und Krawatte gewichen, der Lockenschopf durch eine seriösen Haarschnitt gebändigt und sein Metier ein völlig anderes. Durch einen Arbeitsunfall wurde Martin Huschka berufsunfähig, machte 1988 eine Umschulung – zunächst zum IT-Systemkaufmann. Weil das so gar nicht „meine Sache war“, setzte er 2002 eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann oben drauf und ist nun als Bezirksleiter einer Bausparkasse tätig.

Vom Beobachter politischen Geschehens zum AfD-Kandidat

Die jüngste Veränderung in seinem Leben ist sein Weg in die Politik. 2013 trat er der AfD bei und kandidiert nun im Wahlkreis Schorndorf für den Landtag. Früher habe er das politische Geschehen lediglich über die Medien verfolgt, berichtet Martin Huschka: „Doch es gab ein paar Erlebnisse, durch die ich aufmerksamer geworden bin“, sagt der 51-Jährige. Er habe angefangen Berichterstattungen kritisch zu hinterfragen, sich selbst im Internet mehr zu informieren. Was waren das für Erlebnisse? „Das war eine Summe von Ereignissen, zum Beispiel das Thema Euro-Rettung. Mein Zahlenverständnis hat mir gesagt, dass das so nicht funktionieren kann“, antwortet der Versicherungskaufmann. Auch Bundeswehreinsätze im Ausland sieht der AfD-Kandidat, der selbst vier Jahre in der Bundeswehr gedient hat, kritisch. Aufgerüttelt habe ihn vor allem aber auch „die einseitige Berichterstattung“ über die Ukraine-Krise. „Meine Partnerin ist Ukrainerin und ihre Mutter wohnt etwa 200 Kilometer vom Kriegsgebiet weg.“ Von dem, was diese ihrer Tochter bei Telefonaten berichtet habe, sei er „zum Teil völlig entsetzt“ gewesen. Zumal die deutschen Nachrichten ein anderes Bild vermittelt hätten.

Zudem habe er durch seine berufliche Tätigkeit mitbekommen, wie sich die wirtschaftliche Situation vieler seiner Kunden verändert habe. Die Niedrigzinspolitik der EU mache es immer schwieriger fürs Alter vorzusorgen. „Aber nur schimpfen, bringt nichts“, meint Martin Huschka, der durch einen seiner beiden Brüder, Bernhard Huschka, der AfD-Ersatzkandidat im Wahlkreis Waiblingen, auf die neue Partei aufmerksam wurde und zu den Gründungsmitgliedern des AfD-Kreisverbandes gehört. Auch sein anderer Bruder sei inzwischen beigetreten.

Huschka rechnet mit zweistelligem Ergebnis

Dass seine Partei auch die Wähler überzeugen kann und den Sprung in den baden-württembergischen Landtag schafft, da ist sich Martin Huschka sicher. Auf dem Landesparteitag in Horb am Neckar im vergangenen Oktober habe er auf einen Stimmenanteil von 14,8 Prozent getippt. „Damals war das optimistisch, jetzt ist es realistisch.“ Womit will er die Wähler denn überzeugen? Was sind seine Themen? Zwei Themen gebe es, welche die Menschen im Land derzeit vor allem beschäftigten, sagt Huschka: Sicherheit und Bildung. „Viele haben Angst, dass durch die Gemeinschaftsschule die Kinder vereinheitlicht werden.“ Ihm persönlich sei ebenfalls vor allem das Thema Innere Sicherheit wichtig. „Dabei muss man genauso gegen Gewalt von links wie von rechts vorgehen“, so Martin Huschka, der ansonsten auf das 60-seitige Parteiprogramm der AfD verweist.

Zudem sage er den Wählern, dass sie nicht erwarten sollten, dass die AfD alles sofort verändern könne. „Aber wir können Themen öffentlich machen und zur Diskussion anregen.“ So sehe er seine Partei im Landtag auch mehr in der Rolle der Opposition, wo sie „ähnlich wie in anderen Landtagen das Motto vertritt, dass es nicht um Ideologien sondern um die Sache geht.“