Rund um das Stadtarchiv sollen im Neckarpark Wohnungen entstehen Foto: Michele Danze

Die Christdemokraten im Stuttgarter Gemeinderat wollen den auf dem Güterbahnhof-Areal beim Wasen geplanten Wohnungsbau nach der Kommunalwahl im Mai verhindern.

Stuttgart - Die Christdemokraten im Stuttgarter Gemeinderat wollen den in der Nähe des Cannstatter Wasens geplanten Wohnungsbau-Schwerpunkt kippen. Sollten Grüne, SPD und SÖS/Linke ihre knappe Mehrheit bei der Kommunalwahl am 25. Mai verlieren, dann werde man den Punkt Wohnungsbau auf dem früheren Güterbahnhof-Areal erneut aufrufen, kündigt CDU-Stadtrat Philipp Hill an. Das von der Stadt vor mehr als zehn Jahren erworbene, 22 Hektar große Gebiet, eigne sich „wegen der vielfältigen negativen Rahmenbedingungen wie Lärm, fehlender Nahversorgung und des fehlenden Anschlusses nach Bad Cannstatt nicht für den Wohnungsbau“. Bis heute, so Hill, sei der vom Wasen auf das Gebiet ausstrahlende Lärm von der Stadtverwaltung nicht in den Griff zu bekommen. Künftige Bewohner hätten damit erhebliche Einschränkungen zu befürchten.

Die öko-linke Mehrheit im Rat und OB Fritz Kuhn (Grüne) wollen auf dem Areal zwischen der Bahntrasse nach Ulm und der Mercedesstraße ein Musterprojekt für nachhaltiges Bauen umsetzen, dass als eine Art Blaupause für das spätere Stuttgart-21-Quartier in der City auf den heutigen Bahnflächen dienen könnte. Erste Bebauungspläne sind dazu in Vorbereitung. Zentral ist allerdings eine Riegelbebauung an der Mercedesstraße, die das Wohnen im Neckarpark, die Rede ist von rund 450 bis 600 Einheiten, vom Lärm abschotten soll.

Der Mieterverein hat Hills Aussage, das Wohnungsbauprojekt zu stoppen, am Montag „mit Schrecken“ zur Kenntnis genommen. In Stuttgart herrsche eklatanter Wohnungsmangel, drastische Mietpreissteigerungen und überhöhte Kaufpreise zeigten dies. Das Güterbahnhof-Areal könne Linderung bringen, sei geeignet. Mietervereins-Vorsitzender Rolf Gaßmann ruft Hill dazu auf, seine „Strategie zur Verhinderung von 600 Wohnungen auch im Interesse ihrer Partei aufzugeben“, ansonsten, so SPD-Mitglied Gaßmann, dürfte die CDU „für breite städtische Schichten kaum wählbar sein“.

Hill kontert den Vorwurf. Die CDU habe sich auf einer Vielzahl von Flächen in der Stadt für Wohnungsbau für kleinere und mittlere Einkommensbezieher ausgesprochen, zum Beispiel beim Mineralbad Berg, auf der City Prag, der Bernsteinstraße in Heumaden, oder Auto Staiger im Nordbahnhofviertel. Auf dem Bahngelände aber sei Wohnungsbau „die falsche Nutzung“.