Kamala Harris lacht mit sichtlichem Erfolg über Donald Trump und J. D. Vance. Foto: dpa/Darron Cummings

Die Demokraten machen Donald Trump und sein „Running Mate“ J. D. Vance zum Gespött. Die Strategie geht dem Narzissten unter die Haut.

Das Publikum lacht. Und der Mann, der 2016 als Polit-Clown die amerikanische Politik auf den Kopf stellte, findet das gar nicht lustig. „Niemand hat mich jemals schräg genannt“, beklagt sich Donald Trump Ende vergangener Woche in einem Interview mit dem rechten Podcaster Clay Travis. Er sei vieles, aber nicht „sonderbar“, was eine andere Übersetzung des englischen Adjektivs „weird“ wäre. Und auf sein „Running Mate“ J. D. Vance treffe dies auch nicht zu. „Wir sind keine Sonderlinge. Wir sind eigentlich genau das Gegenteil.“

Und wieder lacht das Publikum. Über die ein wenig hilflose Reaktion des Kandidaten mit dem Image eines Schulhof-Bullys, der in der Vergangenheit anderen erfolgreich Schimpfnamen wie „Sleepy Joe“ oder „Crooked Hillary“ verpasst hatte. Dem fällt angesichts des Vorwurfs, ein Sonderling oder „weirdo“ zu sein, nichts Besseres ein, als „selber einer“ zu kontern. Eingeführt hatte den Begriff der demokratische Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, der als Vizepräsidentschaftskandidat von Kamala Harris im Gespräch ist.

Der Spott zeitigt sichtlich Wirkung bei Donald Trump

„Diese Kerle sind einfach schräg“, charakterisierte Walz in einem viralen TV-Interview Trump, Vance und die MAGA-Republikaner. Die wollten Bücher verbannen, im Untersuchungszimmer beim Arzt sitzen und Kinderlose benachteiligen. „Wir haben keine Angst vor sonderbaren Leuten. Wir finden das nur ein wenig unheimlich“. Vorgetragen mit einem breiten Lachen im Gesicht ist das eine andere Botschaft als Joe Bidens Warnung vor dem gefährlichen Möchtegernautokraten Trump.

Kamala Harris griff das Wunderwort kurz darauf bei einer Veranstaltung mit Spendern auf. „Einiges von dem, was er und sein Running Mate sagen, ist schlicht wirr“, sagte die Präsidentschaftskandidatin zu grölendem Gelächter. „Das ist doch die Schublade, in die das hineingehört.“

Schallendes Lachen statt Ernst und Empörung über Entgleisungen

Schon die Feministin Gloria Steinem wusste, dass Männer nichts mehr fürchten als von Frauen ausgelacht zu werden; noch dazu von einer Schwarzen. Team Harris zieht daraus Konsequenzen. Statt mit Ernst oder Empörung auf die sexistischen und rassistischen Breitseiten einzugehen, lacht sie die MAGA-Kandidaten aus. Und macht sie mit dem Wort „weird“ zu Sonderlingen. Die demokratische Strategin Martha McKenna meint, damit mache sich bereits der Wandel von Joe Bidens Stil bemerkbar, der mehr wie „Boomer“ kommuniziert habe. Die Demokraten versuchten Unabhängige nicht mehr bloß mit Warnungen über die Zukunft der Demokratie zu gewinnen. Es geht darum, das Absonderliche mit Humor freizulegen und die Leute davon zu überzeugen, so ein Sprecher von Harris, „dass man neben so jemanden nicht im Restaurant sitzen wolle“.

Der Soziologe Nathaniel Parker meint gegenüber der New York Times, die „Weird“-Rhetorik sei deshalb so effektiv, weil sie die Strategie von autoritären Bewegungen auf den Kopf stellt. Die lebten davon, Minderheiten als nicht „normal“ darzustellen. Indem Trump und Vance sich in der Rolle der Sonderlinge wiederfinden, ginge ihnen das richtig unter die Haut. Es scheint, als habe Kamala Harris einen Weg gefunden, den Bully und sein „Running Mate“ dem Gespött preiszugeben. Das Publikum lacht jedenfalls über die zunehmend als schräg wahrgenommenen Typen.