„Seine Exzellenz, der EU-Commissioner“ – wie stolz die Veranstalter auf Oettingers Besuch waren, zeigte die Anrede. Foto: Georg Linsenmann

Kampfansagen und eine Mahnung Günther Oettingers prägen den Wahlkampfauftakt der CDU für ein Wahl-Paket, dem der CDU-Kreisverband „richtungweisende Bedeutung“ zumisst.

Botnang - Drei auf einen Streich“ heißt es am 25. Mai, wenn in Stuttgart mit einem Schlag die Abgeordneten für Europa-Parlament, Regionalversammlung und Gemeinderat gewählt werden. Ein Wahl-Paket, dem der CDU-Kreisverband „richtungweisende Bedeutung“ zumisst. Entsprechend aufwendig war der Wahlkampfauftakt für Stuttgarts Norden, von den Ortsverbänden Feuerbach und Botnang ins Werk gesetzt und von deren Vorsitzenden Markus Bott und Juergen R. Spingler moderiert.

Gewaltig war so der Auflauf an Prominenz, von Brüssel über Berlin bis zu heimischen Bezirksbeiräten. Von Ex- und aktiven Mandatsträgern, von solchen, die es bleiben und solchen, die es werden wollen. Kurzfristig war noch Landtagspräsident Guido Wolf als Redner gekommen, der die Wahlen die „Startrampe“ nannte, „von der aus die Bastion der grünen Mehrheit gestürmt“ werde, „um 2016 die Dinge auch in Baden-Württemberg wieder in Ordnung zu bringen“.

Seine Exzellenz, der EU-Commissioner

Besonders stolz waren die Veranstalter darauf, den Ex-Ministerpräsidenten und aktuellen EU-Kommissar Günther Oettinger aufbieten zu können. Als „seine Exzellenz, der EU-Commissioner“ wurde der Redner von Spingler ja schon beim Hinweis auf dessen minimale Verspätung angekündigt, von „ein paar S 21-Demonstranten“ verursacht, „die noch nicht gemerkt haben, dass gebaut wird“, wie der EU-Kommissar dann genüsslich kommentierte. Auch sonst zeigte sich Oettinger gut in Form, mit launigen Bemerkungen und der Zuversicht, „dass Ihr den ersten Platz im Gemeinderat zurückholt“.

Dann aber ließ Oettinger, von irgendeinem Energiegipfel aus Bukarest kommend, mit einer 40-minütigen, eher staatsmännischen Rede aufhorchen. Krim und Ukraine streifend, erklärte er die EU zu einem „Hort von Sicherheit, Stabilität und Frieden“. Er hege den Verdacht, „dass es uns zu gut gehe“, dass wir nur die „Vorteile, aber nicht die Nachteile“ wollten. Ökonomisch wähnt er die Republik „auf dem Höhepunkt ihrer Leistungskraft“. Vor allem Dank des EU-Binnenmarktes: „Wir bauen viel mehr Autos, als wir selber fahren können.“ Zum „populistischen Gerede von der Armutswanderung“ sagte er: „Ich erwarte von Euch eine klare Gegenbewegung.“ Er prophezeie, „dass wir angesichts der demografischen Entwicklung noch um diese Menschen bitten werden, weil sie helfen, unsere Probleme zu lösen.“ So fasste Oettinger zusammen: „Wenn wir nicht in der Ackerfurche der Gegenwart unsere Restlaufzeit genießen wollen, dann brauchen wir die EU. Europa ist ein Glück für uns.“