Jonathan Gauss (links) und Erik Flügge zeigen ihren siegreichen Plakatentwurf Foto: privat

Zwei Tübinger Studenten gewinnen den Online-Wettbewerb der SPD für das beste Wahlplakat.

Düsseldorf/Tübingen - Erik Flügge (25) und Jonathan Gauss (26) sind immer noch überrascht, wie viel Diskussionen sie mit einer Wurst ausgelöst haben. Die Jungsozialisten aus Tübingen waren beim Online-Wettbewerb der nordrhein-westfälischen SPD erfolgreich, bei dem Plakatentwürfe für den Landtagswahlkampf eingereicht werden konnten. Auf der Facebook-Seite von Ministerpräsidentin Kraft stimmten 4500 User für die Studenten und ihr freches Motiv.

Ihr Plakat mit dem Slogan „Currywurst ist SPD“, auf dem der scharfe Imbiss mit Pommes frites, Ketchup und Mayo zu sehen ist, ist nun überall im Land zu sehen. Werbeexperten, Politiker und User diskutieren über den Entwurf. Das Motiv wird verschickt, verlinkt und getwittert. Neben konventionellen Wahlplakaten, die Rentner, Kinder und Politiker zeigen, sticht die Wurst eben heraus.

Die Botschaft der Wurst ist nicht eindeutig

Dabei ist die Botschaft gar nicht politisch – und auch nicht ganz eindeutig. Bedeutet das Plakat etwa, dass in der Politik sowieso alles Wurst ist? Steht die SPD für minderwertige Inhalte? „Natürlich kann man mit der Currywurst viel Negatives verbinden, aber man darf nicht immer alles so prinzipiell sehen“, sagt Erik Flügge. Für den Politikstudenten und seinen Kommilitonen Jonathan Gauss steht die Currywurst für positives Lebensgefühl. „Wir haben uns überlegt, was wir mit NRW verbinden, und kamen schnell auf den Ruhrpott, Bodenständigkeit und auf Herbert Grönemeyer“, erläutert Flügge.

Da der Sänger die Currywurst einst zum Symbol für Bochum gemacht hatte, war die Idee zu dem Plakat geboren. Gauss war für die grafische Umsetzung zuständig, bei Presseterminen hält er sich aber im Hintergrund. Zur offiziellen Vorstellung des Plakats reiste Flügge allein nach Düsseldorf. „Das Plakat stößt auf viel Zustimmung“, sagt er. Die Ministerpräsidentin werde auf der Straße oft darauf angesprochen.

Im Internet gibt es aber Kritiker, die mit dem wurstigen Wahlkampf nichts anfangen können. Vegetarier verurteilen, dass die SPD mit einer Fast-Food-Speise Werbung macht. Dabei essen Flügge und Gauss selbst aus Überzeugung so gut wie kein Fleisch. Außerdem fahren sie der Umwelt zuliebe nicht mit dem Auto. „Hin und wieder soll man die Regeln auch brechen.“ Daher gönnen sich die „95-Prozent-Vegetarier“ ab und zu mal eine Currywurst. Das Plakat sei aber ernst gemeint und keine Satire, sagt Flügge. Schließlich bedeute gute Politik nicht, den Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben.

Die beiden Studenten engagieren sich seit sieben beziehungsweise acht Jahren „mal mehr und mal weniger aktiv“ bei den Tübinger Jungsozialisten (Jusos). Flügge und Gauss können sich vorstellen, erneut bei einer politischen Kampagne mitzumischen. Doch erst einmal ist ihnen wichtig, ihr Studium erfolgreich zu beenden. Auch der Preis, den sie – neben Ruhm und Ehre – bei dem Wettbewerb gewonnen haben, wartet noch auf seine Einlösung.

Nach der Wahl will Hannelore Kraft die Designer zu einem Abendessen einladen. Eine besondere Botschaft wollen sie ihr an diesem Abend nicht vermitteln. „Ich freue mich darauf, mit ihr ein Bier zu trinken und mich mit ihr über Themen wie die Netzkultur auszutauschen“, sagt Flügge.