Umstritten: AfD-Politiker Björn Höcke Foto: dpa

Für manche in seiner Partei ist der Thüringer AfD-Fraktionschef eine unerwünschte Person. Auf Einladung des AfD-Bundestagskandidaten Reimond Hoffmann darf er am Freitag in Tuttlingen sprechen.

Stuttgart/Tuttlingen - Der umstrittene thüringische AfD-Politiker Björn Höcke tritt am Freitagabend bei einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei in Tuttlingen auf. Der Fraktionschef der AfD im Erfurter Landtag, gegen den ein Parteiausschlussverfahren läuft, spricht auf Einladung von Reimond Hoffmann in der Angerhalle in Tuttlingen-Möhringen. Auch Christina Baum, AfD-Abgeordnete im Stuttgarter Landtag, kommt dorthin. Hoffmann ist AfD-Direktkandidat für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen und ein früherer Fraktionsmitarbeiter Höckes in Erfurt.

Der Auftritt des Thüringers, der wiederholt mit völkisch-nationalen Äußerungen Schlagzeilen gemacht hat, erfolgt nur einen Tag nach dem offiziellen Start der baden-württembergischen AfD in den Bundestagswahlkampf. Bei der Kundgebung am Donnerstagabend im Kursaal in Stuttgart-Bad Cannstatt sprechen die drei Erstplatzierten auf der AfD-Landesliste – Alice Weidel, Lothar Maier und Marc Jongen. Auch Jörg Meuthen, AfD-Chef im Bund neben Frauke Petry sowie AfD-Fraktionschef im Stuttgarter Landtag, ist mit von der Partie. Weidel, Spitzenkandidatin im Land und gemeinsam mit Alexander Gauland auch im Bund, gilt als scharfe Kritikerin Höckes und stimmte im Parteivorstand für dessen Ausschluss aus der Alternative für Deutschland.

Veranstalter ist Vizechef der AfD-Jugendorganisation

Der 29-jährige Hoffmann sagte unserer Zeitung, Höcke sei ein „großartiger Politiker“, der in Thüringen gute Arbeit leiste. Sein Auftritt unmittelbar nach dem Wahlkampfstart der AfD im Land sei nicht als innerparteiliche Kampfansage zu verstehen. Der Besuch des Thüringers sei vielmehr schon lange geplant gewesen.

Hoffmann steht auf dem wenig aussichtsreichen Listenplatz 25 der AfD im Land. Er arbeitet derzeit als parlamentarischer Berater der AfD-Fraktion im Stuttgarter Landtag. Auf Parteiebene ist er Vizechef der Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA). Der Volks- und Betriebswirt, der in Freiburg studiert hat und der Burschenschaft Saxo-Silesia angehört, bezeichnet sich selbst als nationalkonservativ. Er ist Mitglied des von Höcke begründeten sogenannten Flügels in der AfD.

Michael Baur, Geschäftsführer der Stadthallen Tuttlingen, sagte, die Stadt habe die Anmietung der Angerhalle durch die AfD nicht verweigern können. Da es sich um eine öffentliche Einrichtung handle, gebe es einen Kontrahierungszwang, also einen Zwang zum Vertragsabschluss. Dass AfD-Mann Höcke in der Halle auftreten werde, habe man nicht vom Veranstalter, sondern von der Polizei erfahren, sagte Baur.

Die Polizei Tuttlingen erwartet am Freitagabend eine Gegendemonstration von linksgerichteten Gruppierungen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund hat zu einer Kundgebung aufgerufen. Die Einsatzplanung laufe, sagte ein Polizeisprecher.