Die Kirchen hatten sich vor den Wahlen deutlich gegen rechts positioniert. Nach den Wahlerfolgen der AfD am Sonntag werden auch hier Antworten gesucht.
Nach den Wahlerfolgen der AfD setzen die evangelischen Kirchen im Südwesten auf Dialog. „Wir müssen als Gesellschaft und als Kirche in Zukunft noch besser zuhören, um die Ängste und Sorgen der Menschen wahrzunehmen“, erklärte die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Baden, Heike Springhart, am Dienstag in Karlsruhe. „Wir müssen in den Dialog mit jedem Einzelnen treten und in ihnen die Hoffnung und Zuversicht stärken, die Gottes Liebe schenkt.“
Ihr Amtskollege Ernst-Wilhelm Gohl aus Württemberg sagte, jetzt seien alle demokratischen Kräfte gefordert. „Demokratie lebt vom ernsthaften Austausch unterschiedlicher Positionen und der klaren Abgrenzung gegen Rassismus und Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus.“ Dafür brauche es Verständigungsorte. „Als Kirche nehmen wir uns hier in die Pflicht. Das ist ein wichtiger Beitrag für die ganze Gesellschaft.“
Kirchen besorgt über den „Rechtsruck“
Vor den Kommunal- und Europawahlen am vergangenen Sonntag hatten sich führende Vertreter beider Konfessionen deutlich gegen rechtsextreme Haltungen positioniert. Gohl hatte dabei gesagt, er halte die Wahl der AfD für unvereinbar mit dem christlichen Glauben.
Dass die AfD nun so viel Zuspruch bekam, habe ihn nicht überrascht, sagte der Landesbischof nun in Stuttgart. Aus Sicht von Landesbischöfin Springhart gibt es auf die Frage, warum es zu dem Rechtsruck gekommen ist, nicht die eine richtige Antwort. „Ein Aspekt sind sicherlich die multiplen Krisen, die zu Verunsicherungen führen und empfänglich machen für vermeintlich einfache Lösungen der Populisten“, erklärte sie. „Die Krisen dieser Zeit sind aber nicht einfach, und die Antworten darauf sind es auch nicht.“
Auf Instagram hatte die Landeskirche Springhart mit den Worten zitiert: „Der Rechtsruck, den es bei den Europa- und Kommunalwahlen in Baden und Europa gegeben hat, besorgt mich sehr. Wir müssen mehr denn je die demokratischen Kräfte stärken. Ich setze auf ein Miteinander, das vielfältig, gerecht und friedlich ist – in den Kommunen, in unserem Land und in Europa.“