VfB-Präsident Bernd Wahler im Interview über die schwierige Suche nach einem Sportdirektor und die geplante Ausgliederung der Profi-Abteilung.
Stuttgart - Vor dem Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen (15.30 Uhr/Sky) sorgt sich der Präsident des VfB Stuttgart nicht nur um die aktuelle sportliche Situation. Er hat noch ganz andere Baustellen. - Herr Wahler, wer wird neuer Sportdirektor?
(Lacht) Der Richtige.
Geht es noch etwas konkreter?
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns in dieser wichtigen Personalie zum derzeitigen Stand nicht näher äußern werden. Nur so viel: Wir haben schon einige Gespräche mit möglichen Kandidaten geführt, auch gute Gespräche. Und es werden weitere folgen.
Wie schwierig ist denn die Suche nach dem Richtigen?
Die Schwierigkeit besteht nicht darin, Gesprächspartner zu finden. Der VfB ist nach wie vor eine attraktive Adresse. Das zeigt sich schon an der hohen Zahl eingegangener Bewerbungen. Aber es kommt natürlich darauf an, die richtigen Gespräche zu führen.
Was haben Sie mit Jochen Schneider besprochen?
Dass er die Aufgabe jetzt erst einmal gemeinsam mit Armin Veh übernimmt und wir dann weitersehen.
Könnte er mehr sein als eine Übergangslösung?
Jochen Schneider spielt auch eine Rolle in unseren Überlegungen, das ist keine Frage. Wir trauen ihm den Job auch zu, sonst hätten wir ihm in dieser Phase ja nicht das Vertrauen ausgesprochen. Die Frage wird schließlich sein: In welcher Rolle ist Jochen Schneider künftig für uns tätig? Es gibt ja nicht nur das eine Modell, sprich ein mächtiger Sportdirektor und viele Helfer dahinter. Es sind verschiedene Konstellationen denkbar, auch eine Teamlösung.
Jochen Schneider im Team mit Armin Veh?
Diese Konstellation funktioniert momentan ganz gut. Wir haben uns mit Armin Veh auch darüber unterhalten und wollen grundsätzlich nichts ausschließen. Aber er sieht sich auf Dauer selbst eher als Coach – weniger als klassischen Übungsleiter denn als Cheftrainer, der auch in anderen Bereichen Verantwortung übernimmt. Aber eben nicht als klassischer Sportdirektor.
Jochen Schneider war lange die rechte Hand von Fredi Bobic. Welchen Anteil hat er am sportlichen Niedergang des VfB?
Er trägt genauso eine Mitverantwortung. Und er will sich auch gar nicht davon frei machen. Entscheidend ist vielmehr, welche Konsequenzen er daraus zieht. Wer aus Fehlern lernt, kann sehr erfolgreich werden.
Wie offen sind Sie für einen externen Kandidaten mit eigenem Konzept, der womöglich den halben Verein umkrempeln würde?
Ich bin prinzipiell offen für kreative Ansätze und ich sehe an vielen Stellen Handlungsbedarf. Aber unsere Vorstellungen müssen mit denen der Kandidaten übereinstimmen.
Und wie wichtig wäre, dass es sich bei dem Neuen um ein bekanntes Gesicht handelt, womöglich eines mit VfB-Vergangenheit? Zum Beispiel jemand wie Jens Lehmann?
Namen kommentieren wir nicht. Die Popularität ist auf jeden Fall nicht so entscheidend. Es kommt vielmehr auf die Qualität und den Plan an, den derjenige mitbringt. Und er muss Erfahrung im Fußball mitbringen. In anderen Bereichen des Sports oder der Wirtschaft suchen wir für diese Position nicht.
Ein neuer Mann wird sein Engagement sicher auch von den finanziellen und sportlichen Rahmenbedingungen im Verein abhängig machen. Was können Sie ihm versprechen?
Kurzfristig, also in der kommenden Transferperiode im Winter, haben wir keinen großen Spielraum. Letztlich hängt es auch davon ab, ob wir Spieler abgeben und wie viel wir von den Erlösen reinvestieren können. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, dass wir aus dem aktuellen Kader das Beste herausholen. Ich denke, da ist Armin Veh auf einem guten Weg.
Und längerfristig?
Das bisherige Geschäftsmodell sah vor, dass man sich auch über Transfereinnahmen finanziert hat. Das müssen wir auf Sicht verändern.
Stichwort Ausgliederung.
Genau. Sie ist nach wie vor ein sehr wichtiger Baustein für uns. Wir bereiten das mit Akribie vor. Die Kandidaten, mit denen wir bisher gesprochen haben, sehen die Notwendigkeit einer Ausgliederung der Profiabteilung übrigens genauso. Es hat aber noch niemand sein Engagement davon abhängig gemacht, und das würden wir auch nicht akzeptieren.
Aber die Sponsoren knüpfen umgekehrt ihren Einstieg doch sicher an die Person des neuen Sportdirektors.
Keine Frage, nicht nur sie wollen wissen, wie wir das Geld investieren, und das ist auch abhängig von Personen und von Vertrauen. Das müssen wir zurückzugewinnen.
Wie laufen denn die Gespräche mit möglichen Investoren in Zeiten der sportlichen Krise?
Dass wir in den letzten Jahren Vertrauen verloren haben, ist spürbar. Sportliche Rück- schläge, viele Wechsel auf entscheidenden Positionen – da hat der Verein über einen län- geren Zeitraum kein gutes Bild abgegeben.
Wie haben Ihre Adressaten in der Wirtschaft diesbezüglich die Entlassung von Fredi Bobic aufgenommen?
Viele sehen den Schritt als notwendig an. Nicht, um gegen Fredi Bobic nachzukarten. Aber sie sehen darin eine Chance, dass wir uns im wichtigsten Bereich – dem Sportlichen – neu aufstellen.
Wie optimistisch sind Sie, dass Sie von den Mitgliedern die erforderliche Dreiviertelmehrheit für Ihr Vorhaben erhalten?
Es ist nicht so, dass wir nur auf Widerstand treffen. Im Gegenteil, ich erfahre viel Zustimmung. Insofern bin ich nach wie vor sehr zuversichtlich. Aber wir haben auch noch einen weiten Weg vor uns.
Der Termin für die Abstimmung auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Frühjahr steht noch?
Das ist ein denkbarer Zeitraum.
Und wenn es schiefgeht?
Wir müssen unsere Mitglieder von der Ausgliederung überzeugen. Der VfB darf aber unabhängig davon nicht so weitermachen wie in der Vergangenheit.