Wahlhelfer in Agulu zählen die Stimmzettel in einem Wahllokal. Foto: Mosa'ab Elshamy/AP/dpa/Mosa'ab Elshamy

Von zahlreichen Zwischenfällen begleitet ist am Wochenende die umfangreichste Abstimmung in der Geschichte Afrikas zu Ende gegangen.

Mehr als 87 Millionen Nigerianer waren wahlberechtigt: Wie viele davon tatsächlich in einer der fast 180 000 Wahllokale ihre Stimme abgaben, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Die Wahlbeteiligung sei allerdings wesentlich höher als vor vier Jahren gewesen, sagt ein Beobachter. Damals waren 33 Prozent der Berechtigten zu den Urnen gegangen.

Stimmenkäufer verhaftet

In vielen Wahlkreisen musste die Abstimmung um einen Tag verlängert werden, nachdem Stimmzettel und Wahlurnen teilweise erst am Abend des Wahltags am Samstag ihr Ziel erreichten. Aus mindestens 13 der 36 nigerianischen Bundesstaaten seien Gewalttaten gemeldet worden, teilte das Forschungsinstitut SBM Intelligence mit. Außerdem hätten an manchen Orten die elektronischen Geräte zu Wähler-Identifizierung nicht funktioniert. Am Vorabend der Wahl hatte die Polizei einen Abgeordneten der oppositionellen Demokratischen Volkspartei (PDP) mit fast 500 000 US-Dollar in Scheinen verhaftet, die zum Stimmenkauf bestimmt waren. Der Parlamentarier habe eine Namensliste der Empfänger bei sich gehabt, hieß es. In einem zweiten Fall stellte die Antikorruptionsbehörde EFCC in der Hafenstadt Lagos umgerechnet 70 000 Dollar sicher, die ebenfalls zum Kauf von Stimmen bestimmt waren. In der Hauptstadt Abuja griff ein Mob mehrere EFCC-Beamte an, nachdem diese einen weiteren vermeintlichen Stimmenkäufer festgenommen hatten.

Ein Kind wird getötet

Bei der Wahl, die als die am heißesten umkämpfte Abstimmung in der nigerianischen Geschichte gilt, stehen sich drei favorisierte Kandidaten gegenüber: Atiku Abubakar (76) von der PDP, Bola Tinubu (70) vom regierenden All Progressive Congress (APC) sowie als Überraschungskandidat Peter Obi (61), dem Umfragen die größten Chancen attestierten. Obi gilt als Hoffnungsträger vor allem junger Wähler, die sich an vergangenen Umfragen aus Enttäuschung über die korrupte politische Szene des westafrikanischen Staates nicht beteiligt hatten. Die Ergebnisse werden erst in den kommenden Tagen feststehen.

Trotz der Turbulenzen war dies einer der am besten geregelten Urnengänge in der nigerianischen Geschichte, sagen Wahlbeobachter. Bei früheren Abstimmungen gab es Hunderte Opfer. Zur Vorbeugung hatte die Regierung die Landesgrenzen geschlossen. In der Hauptstadt des unruhigen Bundesstaats Anambra begleiteten Soldaten den Transport der Wahlzettel und Identifizierungsgeräte. Andere Schwerpunkte der Gewalt befinden sich im Nordosten des bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, den die islamistische „Boko Haram“-Miliz unsicher macht. Im dortigen Bundesstaat Borno beschossen Extremisten am Wahltag ein Dorf mit Mörsern. Ein Kind wurde getötet. Die Stimmabgabe wurde deshalb abgebrochen. Auch in der Hafenmetropole Lagos soll es zu Zwischenfällen gekommen sein.