In der Wahlnacht im Markgröninger Rathaus: Jens Hübner und seine Frau Monja Merschbach. Foto: privat

Viel Schlaf war nicht: Nach seinem Traumergebnis bei der Markgröninger Bürgermeisterwahl hat der 36-jährige Jens Hübner gleich die Ärmel hochgekrempelt.

Markgröningen - Schon am frühen Montagmorgen war Markgröningens künftiger Bürgermeister Jens Hübner wieder auf Achse: Er sammelte mit seiner Frau Wahlplakate ein. „Wach waren wir sowieso“, sagt er, „und dass ich in Oberriexingen heute etwas später anfange, war ausgemacht.“ Nach keiner Handvoll Stunden Schlaf war Hübner also in Markgröningen mit dem beschäftigt, was er sich für die Zukunft vorgenommen hat: mit Loslegen und Machen. Von den Bürgerinnen und Bürgern hatte dafür am Sonntag das „Go“ bekommen – mit einer überwältigenden Mehrheit von 79,4 Prozent.

Nicht einmal 50 Prozent Wahlbeteiligung

War der Sonntag für Jens Hübner eine Sternstunde, so war er für die Demokratie gewiss keine: Nicht einmal 50 Prozent der Wahlberechtigten stimmten ab. Und das, obwohl sie wirklich die Wahl hatten – unter mehreren ernst zu nehmenden Kandidaten, die sich in den vergangenen Wochen in die Themen hineingefuchst hatten, sich einen lebendigen, spannenden und aufwendigen Wahlkampf lieferten und eine höhere Wahlbeteiligung ebenso verdient gehabt hätten wie Markgröningen an sich. Von knapp 11 450 Wahlberechtigten gingen aber nur rund 5650 an die Urnen – macht rund 49,4 Prozent. Nach Hübner, dem Oberriexinger Kämmerer, holte der Bosch-Manager Matthias Röttgermann mit 9,7 Prozent die zweitmeisten Stimmen („Es gibt so viele Dinge für mich zu tun, auf die ich mich jetzt konzentriere – Bürgermeister ist es nun nicht“, kommentierte er am Montag), knapp gefolgt von Arndt Zwicker (8,3 Prozent) und Stephan Reh (knapp zwei Prozent). Röttgermann und Zwicker werden aber als Stadträte der Grün-Alternative Liste weiter kommunalpolitisch mitmischen.

„Der klare Auftrag freut mich riesig“

Jens Hübners SPD-Parteizugehörigkeit wiederum war vereinzelten Markgröningern aufgestoßen: „Ich hab ja nichts gegen Sie, aber rot kann ich nicht wählen“, bekam er in den letzten Wahlkampftagen noch zu hören. Er nimmt es – erst recht nach diesem Ergebnis – gelassen: „Parteipolitik hat bei dieser Entscheidung keine Rolle gespielt“, sagt er. Er selbst als SPD-Mitglied im Schwieberdinger Gemeinderat habe dort bei der Bürgermeisterwahl auch schon zweimal schwarz gewählt – der Person wegen.

Dass er mit so großem Vorsprung das Rennen machen werde, habe er nicht zu hoffen gewagt, sagt Hübner. „50 bis 60 Prozent hätte ich mir gewünscht, aber dieser klare Auftrag freut mich riesig. Und ich bin froh, dass uns ein aufreibender zweiter Wahlgang erspart bleibt.“ Die Auszählung stieß auch bei den Nachbarn auf großes Interesse; die Rathauschefs aus Asperg, Tamm, Oberriexingen, Schwieberdingen, Hemmingen und Sachsenheim und die Rathauschefin aus Möglingen fieberten live im Markgröninger Rathaus mit – nebst dem Amtsinhaber Rudolf Kürner, der nach 32 Jahren aufhört.

Auf der Dringlichkeits-Skala: der Schäferlauf

Am 13. Mai wird Jens Hübner eingesetzt, am 16. Mai geht’s für ihn los. „Für Oberriexingen tut’s mir sehr leid, dass dort jetzt erst einmal ein Vakuum entsteht“, bedauert er. „Ich habe unglaublich gerne dort gearbeitet.“ An seinem neuen Wirkungsort will er rasch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – rund 300 –, Strukturen und Prozesse kennenlernen „und schnellstmöglich Fuß fassen“. Auf der Dringlichkeits-Agenda überdies: der Schäferlauf. „Es ist ein Riesenfest mit unglaublich vielen Akteuren, und August ist schnell. Wir werden ihn sicher nicht ohne Einschränkungen abhalten können, da müssen wir ran.“ Rasch will er sich auch des Themas fehlende Kindergartenplätze annehmen, „schauen, welche Räume die Stadt hat, und baulich schlaue Lösungen finden“. Dass für einen Interims-Container-Kindergarten der Spielplatz neben der Ludwig-Heyd-Schule verlegt werden soll, behagt Hübner auch nicht. Da will er nochmal genau hinschauen, ob sich nicht eine andere Lösung finden lässt.