Erschöpft, aber zufrieden zeigt sich Trump in New York seinen Anhängern Foto: dpa

Trump hat in den USA überraschend klar gesiegt. Die deutsche Politik sollte sich zügig darauf einstellen, sagt Christoph Reisinger.

New York - Donald Trump wird der nächste Präsident der USA – das ist alles andere als eine Verheißung. Schließlich hat er in seinem Wahlkampf so viel Porzellan zerschlagen, so viel Misstrauen gesät, einen solch liederlichen Umgang mit der Wahrheit an den Tag gelegt, dass er im Januar als ein Präsident auf Bewährung starten wird.

Und dennoch: besser gleich den Schaum vom Mund wischen. Den Schaum der Wut darüber, dass die Mehrheit der Wähler anders entschieden hat, als es sich die meisten Deutschen erhofft hatten. Schließlich hat Deutschland nur ein begrenztes Interesse an Trump oder an seiner unterlegenen und ihrerseits wenig überzeugenden Gegenkandidatin Hillary Clinton. Aber es hat ein fundamentales Interesse an hervorragenden Beziehungen zu den USA, seinem wichtigsten Verbündeten. Daran gilt es von heute an zu arbeiten.

Trump hat die Spaltung im Wahlkampf vertieft

Wer sich noch an die Reaktionen in Deutschland auf die Wahl Ronald Reagans am 4. November 1980 erinnert, dem kommen viele Kommentare zu Trump bekannt vor. Doch mit Reagan haben die Deutschen letztlich gut gelebt. Die deutsche Außenpolitik erträgt sogar einen Wladimir Putin oder einen Recep Tayyip Erdogan – Männer, die ihrerseits für Deutschland herausragend wichtige Länder regieren und in Wort und Tat schon sehr weit über das hinausgegangen sind, was ein Donald Trump an Befürchtungen weckt.

Ob dieser Präsident ein Unfall der Geschichte wird oder ob das Niveau seiner Regierung jenes seiner Wahlkampf-Rhetorik übersteigt, misst sich aus deutscher Warte daran: Gelingt Trump, woran Clinton als Außenministerin und sein Vorgänger Barack Obama komplett gescheitert sind – die Folgen jener Großbrände einzudämmen, die Vorvorgänger George W. Bush gelegt oder zumindest verschlimmert hat? Zeigt Trump Interesse und Geschick, den Westen enger zusammenzuführen, die Nato als Zone ungeteilter Sicherheit zu erhalten?

Erste Voraussetzung dafür wird sein, dass Trump Amerika tatsächlich stärkt. Was nicht einfach wird. Schließlich hat gerade er das Land permanent schlechtgeredet, die Spaltung vertieft – und das alles in der groben und schrecklich vergröbernden Wortwahl, die derzeit den politischen Diskurs in digitalen Netzwerken prägt. Außerdem kann auch Trump seinen Wählern die Illusion nicht erhalten, dass von der Globalisierung nur die positiven Folgen bleiben. Bloß weil er im Wahlkampf so getan hat, als könne er die negativen beseitigen. Eine Illusion, die zweifellos ganz wesentlich zu seinem Erfolg beigetragen hat.