Wird sie die neue starke Frau beim KSC? Dorothée Augustin Foto: dpa/Christoph Schmidt

An diesem Donnerstag wählen die KSC-Mitglieder einen neuen Präsidenten – oder eine neue Präsidentin? Im Rennen ist eine Polizistin, die Angelina Jolie als Vorbild hat.

Stuttgart/Karlsruhe - Wie das so ist in diesen Zeiten, lief auch die finale Vorstellungsrunde der fünf Kandidaten für das Präsidentenamt beim Karlsruher SC kürzlich anders ab als sonst. Das Autokino auf dem Karlsruher Messeplatz war die Bühne für die Fragerunde der Mitglieder und Fans. Wortmeldungen wurden per Warnblinker signalisiert, Applaus gab es im Idealfall aus allen 70 Autos per Hupkonzert, und Fragen konnten schon vorher per SMS eingereicht werden.

An diesem Donnerstag nun ist der Wahlkampf beendet – im Rahmen einer virtuell durchgeführten Versammlung wählen die Mitglieder des Zweitligisten die Nachfolgerin oder den Nachfolger des im Mai zurückgetretenen Ingo Wellenreuther.

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Zum Kandidatenkreis zählen ein paar spannende Figuren – allen voran die 37-jährige Polizistin Dorotheé Augustin, die sich im Autokino noch etwas wohler gefühlt haben dürfte als ihre vier männlichen Konkurrenten. Schließlich hat die Offenburger BKA-Beamtin die Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie als Vorbild, was sie mit einem Jolie-Tattoo auf dem Oberarm zeigt. „Ihr soziales Engagement ist beeindruckend“, sagt Augustin: „Sie unterstützt zum Beispiel hilfsbedürftige Kinder. Da ist sie ein Vorbild, ich möchte als KSC-Präsidentin die Jugendarbeit verbessern.“

Augustin will die Lücken schließen

Augustin wäre die aktuell einzige Präsidentin im deutschen Profifußball. „Ich bin der Meinung, es ist langsam an der Zeit, dass eine Frau im deutschen Fußball in eine Führungsposition kommt“, sagt sie – und betont, Ahnung von der Materie zu haben, weil sie früher selbst gekickt hat. Zwar hätten andere Bewerber mehr unternehmerische Erfahrung und Insiderwissen. Diese Lücke will Augustin aber schließen. „Wenn ich mich für etwas interessiere, dann ziehe ich das mit aller Kraft durch“, sagt die Kandidatin – die allerdings nicht als Favoritin in Rennen geht.

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Denn als aussichtsreichster Bewerber gilt Holger Siegmund-Schultze, der amtierende Vizepräsident des KSC. Siegmund-Schultze (53) war insgesamt sieben Jahre lang in den Vereinsgremien aktiv und hat die wohl besten Netzwerke innerhalb des Clubs. Er weiß wohl am besten, was auf ihn zukommen würde als neuer Präsident. Im Juni vermied der KSC nur durch einen sechs Millionen Euro schweren Aktienkauf einer Unternehmergruppierung eine Planinsolvenz. Auf Betreiben eines aus mehreren Sponsoren bestehenden Konsortiums mit dem Namen „Bündnis KSC“, das das Geld für den Fall der Demission des Präsidenten Wellenreuther zur Verfügung stellte, trat der CDU-Politiker dann zurück.

Axel Kahn gibt sich demütig

Die finanzielle Lage des Clubs aber bleibt extrem angespannt – was auch dem Kandidaten mit dem berühmtesten Namen bewusst ist. Axel Kahn, älterer Bruder von Oliver, dem Ex-KSC-Keeper und baldigen Vorstandschef des FC Bayern München, geht mit Außenseiterchancen ins Rennen – und hat klare Vorstellungen, wie sein erster Tag als neuer Präsident abliefe. „Die erste Situation wird sein, dass ich auf meiner weißen Vespa mit dem KSC-Logo zum Wildpark fahre und sie auf dem Präsidentenparkplatz abstelle“, sagt der 54-jährige Buchautor und Inhaber einer Werbeagentur: „Und dann werde ich das Schild abschrauben.“ Denn das Statussymbol, der Hinweis auf den Parkplatz des Clubchefs, so etwas soll weg. Axel Kahn legt Wert auf Augenhöhe: „Ich möchte ein Präsident sein, der nahbar und zum Anfassen ist.“

Ebenfalls Außenseiterchancen hat Ex-KSC-Sportdirektor Rolf Dohmen (68), der den Club einst als Manager sanierte und zurück in die Bundesliga führte – dorthin also, wo er einst schon als Profi in Karlsruhe aktiv gewesen war. Der gesellige Rheinländer hörte da noch auf den Spitznamen „Disco Dohmen“. Heute ist er ein seriöser Präsidentschaftskandidat mit der wohl größten Fußballkompetenz im Bewerberfeld.