Seit sieben Jahren kürt eine regionale Facebook-Gruppe einen „Waldschrat“ als Repräsentant. Was als Schnapsidee begann, ist inzwischen für viele Menschen Kult.
Deutschland sucht mal wieder ein Topmodel, der Tourismusverein Schwäbischer Wald eine Waldfee – und die Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbischen Wald“ sucht wieder ihren Waldschrat. In diesem Jahr gibt es gleich zwei aussichtsreiche Kandidaten – beide verschroben, naturverbunden und mit Ecken und Kanten, wie ein Schrat eben sein soll.
Entgegen seiner ursprünglichen Ankündigung tritt der Inhaber des kultigen Amtes noch einmal an. Sven Vollbrecht, Steinmetz aus Backnang, gilt nach mehreren Amtszeiten – darunter die als allererster Waldschrat – vielen Menschen als der Waldschrat schlechthin. Als solcher war der 44-Jährige in den vergangenen Jahren auf diversen Festen unterwegs, mit seinen Videos auf Facebook macht er zudem mit jeder Menge Humor auf sein ungewöhnliches Handwerk aufmerksam. „Meine Hobbys sind Selfies mit Politikern zu machen und als Waldschrat von einem Naturparkmarkt zum anderen zu tingeln“, schreibt er in seinem – eigentlich nicht mehr nötigen – Vorstellungsposting auf Facebook.
In diesem Jahr hat er jedoch einen Herausforderer: Mario Langohr aus Mainhardt posiert auf seinem Vorstellungsfoto mit einem Uhu – das sorgt schon einmal für einen ziemlichen Schrat-Faktor. „Ich verspreche nicht nur, das Amt mit Würde (oder zumindest mit viel Laub in den Haaren) zu tragen, sondern auch unsere heiligen Wälder mit Weisheit, Humor und einer Prise Schabernack zu vertreten“, schreibt der 40-Jährige. Unserer Zeitung vertraut er an, der Uhu auf dem Bild sei nicht sein eigener. „Ich hab nur ein, zwei Vögel im Kopf, sonst keine“, so Langohr. Was übrigens, so versichert er, sein bürgerlicher Name sei.
Was es mit dem Schwäbischen Waldschrat auf sich hat
Die Idee zur Einführung eines Waldschrates entstand ursprünglich aus einem humorvollen Einfall: Mitglieder der Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“ beschlossen vor einigen Jahren, ein männliches Gegenstück zur offiziellen Werbefigur des Tourismusvereins – der Waldfee – zu etablieren. Seit 2018 wird in dieser Gruppe mit einem Augenzwinkern ein Vertreter gewählt. Diese Initiative stieß zunächst jedoch nicht überall auf Zustimmung. In manchen Rathäusern des Landkreises gab es Bedenken, dass der Waldschrat der Waldfee Konkurrenz machen oder gar deren Ansehen sowie jenes des Schwäbischen Waldes beeinträchtigen könnte.
Bisher ist aber keine der Befürchtungen eingetreten. Die bisherigen Schrate pflegen meist sogar sehr positive Beziehungen zu den Veranstaltern und Bürgermeistern der Region – und auch zu den bisherigen Waldfeen. Sie betonen zudem stets, dass sie nicht in offizieller Funktion für die Tourismusregion auftreten möchten.
Die Wahl findet dann am Sonntag, 2. März, statt. Abgestimmt wird per Umfrage-Funktion in der Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“. Der Sieger bekommt neben dem Titel „Schwäbischer Waldschrat“ einen Sixpack Bier von Hey Joe Brewing aus Murrhardt sowie zwei Polo-Shirts, einen Hoodie sowie eine Softshell-Jacke mit dem Waldschrat-Logo. Und nicht zuletzt, so formuliert es der Wahlleiter und Gruppengründer Jan Vogel aus Großerlach ironisch angehaucht, „unermesslichen Ruhm“.
Der Waldschrat ist bei Veranstaltungen und Festen präsent
Wer auch immer der nächste Waldschrat sein wird: Wie er sein Amt ausfüllen wird, bleibt ihm überlassen. Der Waldschrat ist vor allem bei Veranstaltungen und Festen präsent, wo er durch seine Anwesenheit zur positiven Stimmung beitragen soll. Eine offizielle Buchung des meist bärtigen Amtsinhabers ist jedoch nicht möglich. Er entscheidet selbst, ob er einer Einladung folgt oder nicht. Die bisherigen Amtsinhaber waren natürlich auch in den sozialen Medien präsent, stellten dort ihre Lieblingsorte im Schwäbischen Wald vor, gaben Freizeit- und Eventtipps oder wiesen auf Aktionen wie die Waldputzete hin.