Das Gymnasium plant Interims-Klassenzimmer in Containern. Die Anwohner erfuhren erst durch Nachfragen bei der Schule und durch die Berichterstattung dieser Zeitung von den Plänen der Schule. Foto: dpa

In Briefen machen sich die Anwohner und die Leiterin des Wagenburg-Gymnasiums heftige Vorwürfe. Es geht um die Frage, ob die Containerlösung oder das Interimsquartier am Stöckach umgesetzt werden soll.

S-Ost - In der Auseinandersetzung um das Interimsquartier für Schüler des Wagenburg-Gymnasiums hat sich die Tonlage deutlich verschärft. Die Schulleitung und die Bürgerinitiative „Freunde des Wagenburgplatzes“ werfen sich gegenseitig mangelndes Demokratieverständnis vor. Außerdem droht die Initiative der Stadt mit gerichtlichen Schritten, sollte sich der Gemeinderat doch für die Containerlösung auf der Grünanlage entscheiden.

Die Initiative „Freunde des Wagenburgplatzes“ hatte sich im vergangenen Jahr gebildet, nachdem auf der Grünanlage Probebohrungen zur Erkundung des Untergrundes durchgeführt worden waren. Erst dadurch, durch Nachfragen bei der Schule und durch die Berichterstattung dieser Zeitung erfuhren die Anwohner von den Plänen für Interims-Klassenzimmer in Containern dort. In einer Informationsveranstaltung und in einer Sitzung des Bezirksbeirats Stuttgart-Ost machten Vertreter der Initiative Vorschläge für Alternativstandorte, die alle verworfen wurden. Die Grünen-Bezirksbeirätin Ingrid Schwerdtfeger forderte die Stadtverwaltung damals auf, die Unterbringung der Schüler in der leer stehenden ehemaligen Hauswirtschaftlichen Schule am Stöckach zu prüfen.

Vier Millionen Euro für die Containerschule waren zu viel

Die Stadtverwaltung hatte – wie Schule und Elternvertreter – lange Zeit auf die Containerlösung gesetzt. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass dem Gemeinderat doch das Interimsquartier am Stöckach vorgeschlagen wird – vor allem aus Kostengründen. Die Containerschule würde vier Millionen Euro kosten.

Seitdem protestieren die Schulleitung und die Elternvertreter, wie berichtet, vehement gegen die Auslagerung an den Stöckach. Sie argumentieren, dass Schule und Schüler dadurch vor unlösbare Probleme gestellt würden. Von beiden Seiten wurden offene Briefe an die Entscheidungsträger geschickt. Darauf hat nun die Bürgerinitiative, die inzwischen nach eigenen Angaben 550 Mitglieder hat, ebenfalls mit einem offenen Brief reagiert.

Die Initiative kündigt an den politischen Druck zu erhöhen

„Jetzt, wo alle Argumente – pro und contra – auf dem Tisch liegen und die Stadtverwaltung auf dieser Grundlage eine wohl abgewogene, transparente und nachvollziehbare Entscheidung getroffen hat, machen der Elternbeirat und die Schulleitung nochmals politischen Druck“, heißt es in dem Brief. „Ein solches Verhalten halten wir demokratisch für äußerst fragwürdig. Man könnte so den Eindruck gewinnen, Sachentscheidungen werden nur akzeptiert, wenn das Ergebnis so ausfällt, wie man es zu akzeptieren bereit ist – von der fragwürdigen Vorbildfunktion solcher Methoden für die SchülerInnen mal ganz abgesehen!“ Die Initiative bittet den Gemeinderat, diesem Druck nicht nachzugeben. Sollte sich eine Mehrheit doch für die Containerlösung entscheiden, „wollen und werden wir diese Entscheidung auch nicht (mehr) akzeptieren“, schreibt die Initiative und droht: „Dem Vorbild der Befürworter der Containerlösung werden wir den politischen Druck massiv erhöhen und langwierige gerichtliche Schritte gegen die Containerlösung einleiten.“

Das Verständnis von Demokratie wird zum Streitpunkt

Gegen die Vorwürfe der Initiative wehrt sich die Leiterin des Wagenburg-Gymnasiums, Petra Wagner, jetzt mit einem genauso deutlichen Schreiben an einen genauso großen E-Mail-Verteiler. Es sei das demokratische Recht der Schule, zum Vorschlag der Verwaltung zum Interimsquartier Stöckach Stellung zu nehmen, „denn schließlich geht es bei der geplanten Auslagerung eines Teils unserer Schule an einen entfernten Ort um eine Herkulesaufgabe für die Schulgemeinschaft“. Entscheiden werde der Gemeinderat. „Was Sie nun aber am Ende Ihrer Stellungnahme formulieren, ist der Gipfel: Sie drohen den demokratischen Entscheidungsträgern, falls diese nicht in Ihrem Sinne entscheiden sollten, mit einer Klage. Fazit: Der Vorwurf des fragwürdigen Demokratieverständnisses fällt auf Sie selbst zurück!“

Weitere Informationen zur Abstimmung des Bezirksrats

Sitzung:
Der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost wird sich in seiner öffentlichen Sitzung am heutigen Mittwoch, 22. Juli, erneut mit dem Thema Sanierung des Wagenburg-Gymnasiums befassen. Dabei werden Vertreter des Schulverwaltungsamts die Pläne zur Generalsanierung des Schulgebäudes vorstellen. Diese beinhalten auch die Auslagerung von Klassen in Räume der ehemaligen Hauswirtschaftlichen Schule am Stöckach.

Tagesordnung :
Die Sitzung im Bürgersaal im Bürgerservicezentrum Ost, Schönbühlstraße 65, beginnt um 18.30 Uhr. Zu Beginn haben Bürger die Möglichkeit, ihre Anliegen vorzubringen. Nach dem Thema Wagenburg-Gymnasium geht es unter anderem um den städtebaulichen Ideenwettbewerb Stöckachplatz und Hackstraße 2, um die schalltechnische Untersuchung zum Cannstatter Wasen, sowie um das Projekt „Internationales Jugendwohnheim“ in der Klingenstraße.