Die Waffenruhe im Kriegsgebiet Ostukraine scheint zu halten. Foto: dpa

Die Waffenruhe in der Ostukraine gilt seit einer Woche. Militär und Separatisten berichten von einer Stabilisierung. Doch neue Opferzahlen der UN dokumentieren die Schrecken des blutigen Krieges.

Kiew/Minsk - Eine Woche nach Beginn der neuen Waffenruhe im Kriegsgebiet Ostukraine sieht die Regierung in Kiew eine Entspannung der Lage. Verteidigungsminister Stepan Poltorak sprach am Dienstag von zwei bis vier Angriffen der prorussischen Separatisten auf die Regierungstruppen pro Tag. „Das ist die geringste Zahl an Artillerieangriffen in den vergangenen anderthalb Jahren“, sagte er.

Dennoch trüben neue Opferzahlen der Vereinten Nationen die Aussicht auf Frieden. Die Zahl der Toten seit Beginn des blutigen Ukraine-Konflikts im April 2014 stieg nach UN-Angaben auf fast 8000.

In der weißrussischen Hauptstadt Minsk beriet die Ukraine- Kontaktgruppe unter anderem über einen weiteren Waffenabzug von der Front. Dieser ist Teil des Mitte Februar vereinbarten Friedensplans für den Donbass. In der Kontaktgruppe verhandeln Vertreter der Ukraine, Russlands, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und der Separatisten unter anderem über militärische und politische Friedensschritte.

Trotz der am 1. September ausgerufenen Feuerpause berichtete das ukrainische Militär auch am Dienstag von mindestens einem getöteten Soldaten. Die Aufständischen warfen der Armee vereinzelte Verstöße gegen die Feuerpause vor.

Russland begrüßt Entspannung im Donbass

Russland begrüßte eine Entspannung im Kriegsgebiet Donbass. Seit Beginn der Waffenruhe habe sich die Lage deutlich stabilisiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Darüber hinaus gebe es aber kaum Fortschritte. Bei den Gesprächen über Kommunalwahlen etwa träten die Konfliktparteien weiter auf der Stelle, bemerkte Peskow.

Angesichts der gestiegenen Opferzahlen in der Ostukraine warf der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, den Konfliktparteien vor, immer weniger Rücksicht auf die Bevölkerung zu nehmen und auch normale Wohngebiete zu beschießen. Dadurch seien in letzter Zeit besonders viele Opfer unter Zivilisten zu beklagen. Insgesamt zählte das UN-Hochkommissariat 18 000 Verletzte seit Beginn der Kämpfe.

Der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk reist an diesem Mittwoch zu politischen Gesprächen nach Polen und besucht anschließend am Donnerstag die Slowakei. Der prowestliche Politiker wolle in den Nachbarländern über eine engere Zusammenarbeit vor allem im Energiebereich sprechen, teilte die Führung in Kiew mit.