Der Anschluss an das Fernwärmenetz macht einen Brenner oder eine Wärmepumpe überflüssig. Die Stadtwerke Esslingen treiben den Leitungsbau vor allem in der Altstadt voran.
Auch die Stadtwerke Esslingen (SWE) treiben den Ausbau ihrer Wärmenetze und damit die Wärmewende stark voran. Nachdem die Wärmeleitungen in der östlichen Esslinger Innenstadt und auf der Flandernhöhe erweitert wurden, sind nun vor allem die südliche und westliche Esslinger Altstadt sowie der Stadtteil Hegensberg im Fokus. Im Moment herrscht Winterpause, aber bis 2040 möchten die SWE nach Worten von Geschäftsführer Jörg Zou rund 40 Prozent der Menschen in Esslingen mit ökologischer und nachhaltiger Wärme versorgen.
Die Wärme kommt mit 80 bis 120 Grad an
Bis 2027 soll ein neues Leitungsnetz vom Technischen Rathaus bis zum Marktplatz über eine Länge von etwa 1,4 Kilometern gebaut werden. Dieses spezielle Leitungsnetz für die Fernwärme wird im Tiefbau in den Straßen vergraben. Die Wärme wird in Form von heißem Wasser und Wasserdampf mit Temperaturen von 80 bis 120 Grad Celsius zu den Kundinnen und Kunden durch die isolierten Leitungen nach Hause transportiert. Gasleitungen sind nach Auskunft der SWE dafür nicht geeignet.
Die Wärme entsteht bei der Stromproduktion im Fernwärmeverbund in den Kraftwerken Altbach, Stuttgart-Münster und Stuttgart-Gaisburg. Während das Kohlekraftwerk Altbach bis 2026 mit einer neuen Gas- und Dampfturbinenanlage ausgerüstet wird, die sobald verfügbar auch Wasserstoff oder andere grüne Gase nutzen kann, wurde das frühere Kohlekraftwerk in Gaisburg laut SWE bereits durch ein modernes Gaskraftwerk ersetzt und im Kraftwerk Stuttgart-Münster wird seit langem Abfall verbrannt.
Für die wirtschaftliche Erschließung eines Straßenbereichs mit einer Länge von 100 Metern mit Leitungen müssen die Stadtwerke etwa zehn bis zwölf Zweipersonenhaushalte als Kunden für die Wärme aus der Leitung gewinnen. „Wann konkret welche Straße mit Wärme aus der Leitung versorgt wird, hängt ganz klar von der Nachfrage vor Ort ab,“, erklärt Zou.
Ein Durchschnittshaushalt benötigt laut SWE mindestens 1500 Kilowattstunden. Wie die SWE-Vertriebsleiterin Tanja Faderl erklärt, sind die Eigentümerinnen und Eigentümer der Grundstücke in der Altstadt bereits angeschrieben worden. Informationen zum Hausanschluss und den Fördermöglichkeiten, die mindestens 30 Prozent und in einigen Fällen sogar 70 Prozent betragen können, finden sich im SWE-Internetauftritt. Der Preis für den Hausanschluss beträgt seit Januar 23 000 Euro. Das sei weiterhin wettbewerbsfähig im Vergleich zu individuellen Heizlösungen wie beispielsweise Wärmepumpen, erklären die Stadtwerke.
Die Energiekosten im Blick
Maßgebliches Kriterium für den Heizungstausch sind die Energiekosten. Nach Worten von Tanja Faderl liegt der Arbeitspreis bei der Fernwärmeversorgung ab Januar bei brutto 10,14 Cent pro Kilowattstunde. Für Erdgas in der Grundversorgung liege der Preis zwischen 10,88 und 15,47 Cent je nach Verbrauchsgruppe inklusive aller Abgaben und Umlagen. Außerdem böten die SWE einen Sondertarif außerhalb der Grundversorgung für 8,90 Cent je Kilowattstunde an.
Und Faderl ergänzt, die Energiekosten und der Jahresverbrauch hingen stark vom Wirkungsgrad und der Effizienz ab. Man müsse wissen, dass Fernwärme eine 20 Prozent höhere Effizienz im Vergleich zu Gas biete. Nach Faderls Worten würde potenzielle Kundschaft häufig ihre Sorge über die Preisentwicklung äußern, die durch die Monopolstellung des künftigen Anbieters beeinflusst werden könnte. Dem hält Faderl entgegen, die Preisgestaltung bei Fernwärme werde streng gesetzlich reguliert und die Daten des Statistischen Bundesamtes böten dafür eine verlässliche Informationsquelle.