Marek Miara ist Experte für Wärmepumpen – und demnächst in Waiblingen zu Gast. Vorab erklärt er, welche Wärmepumpe wo Sinn macht, wie man geeignete Fachleute findet und worauf bei Altbauten zu achten ist.
Marek Miara bezeichnet sich als Überzeugungstäter in Sachen Wärmepumpen. Seit mehr als 20 Jahren erforscht er die Technologie am Fraunhofer-Institut Freiburg. Demnächst hält er einen Vortrag in Waiblingen.
Herr Miara, Sie werden gerne als „Wärmepumpen-Papst“ tituliert. Wie kommt das?
Das war nicht meine Idee. Ich beschäftige mich aktiv seit 23 Jahren am Fraunhofer-Institut in Freiburg mit Wärmepumpen und schon vorher, während meines Studiums, waren sie ein Thema. In den letzten Jahren habe ich viele Interviews dazu gegeben, und in einem kam der Begriff dann zum ersten Mal auf. Er hat sich durchgesetzt, obwohl mindestens zehn andere Leute in Deutschland diesen Titel verdient hätten.
Nach einem kurzen Boom sind die Verkaufszahlen 2024 dramatisch gesunken. Wieso ist das Image der Wärmepumpe ramponiert?
Unter anderem, weil es eine lange und unfaire Desinformationskampagne und eine sehr emotionalisierte Debatte gab. Die Wärmepumpe ist eine neutrale Technologie, wurde aber stark politisiert. Das war auch eine Folge davon, dass das Wärmegesetz wegen des Kriegs in der Ukraine um ein Jahr beschleunigt wurde. Das Vertrauen, das man über 20 Jahre aufgebaut hatte, wurde stark beschädigt und Hauseigentümer, Installateure und Energieberater wurden verunsichert. Den Herstellern ist ein großer Schaden entstanden. Einige hatten 2022/23 riesige Fabriken gebaut und mussten dann im vergangenen Jahr Mitarbeiter entlassen. Gerade für kleinere heimische Hersteller war das ein sehr bitteres Jahr. Große Firmen, zum Beispiel aus Asien, können davon langfristig profitieren. Sie gehen strategisch vor und steigen antizyklisch ein.
Etliche Hausbesitzer haben in den vergangenen Monaten noch schnell einen neuen Öl- oder Gaskessel gekauft….
Tatsächlich wurden im vergangenen Jahr fast 100 Prozent mehr Ölkessel verkauft. Aber wer jetzt einen Ölkessel installieren lässt, ist falsch beraten worden. Die Anschaffung ist günstiger, der Betrieb nicht – ganz von der ökologischen Betrachtung abgesehen.
Wie viel Geld muss man denn für eine vernünftige Wärmepumpe in die Hand nehmen?
Für ein Standardhaus kostet eine Anlage samt Installation in Deutschland ungefähr 25 000 bis 35 000 Euro. Eine vergleichbare Anlage kostet in Frankreich, England oder Polen wegen der niedrigeren Arbeitskosten nur rund 15 000 Euro. Die Wärmepumpengeräte an sich müssen gar nicht so teuer sein. Auf dem Markt gibt es eine große Bandbreite der Produkte und auch der Preise. Eher die Installationskosten sind ein Grund, wieso viele Leute zurückschrecken. Aber die Förderung reduziert die Kosten sehr stark.
Was sagen Sie zu der These, Deutschland habe sich zu ehrgeizige Ziele gesetzt?
In anderen Ländern sind Wärmepumpen viel mehr verbreitet als bei uns in Deutschland. Wenn jemand behauptet, die Pläne hierzulande seien zu ambitioniert, dann liegt er falsch. In Skandinavien zum Beispiel werden grob zehnmal so viele Wärmepumpen pro tausend Einwohner verkauft wie in Deutschland. Wir sind damit also eher keine Vorreiter.
Ich wohne in einem denkmalgeschützten, kaum gedämmten 110 Jahre alten Zehn-Parteien-Haus. Kann man so ein Gebäude mit Wärmepumpe heizen?
Denkbar ist das schon. Man muss jemanden finden, der mit so einem Fall umgehen kann. Ein Standardinstallateur wird wohl sagen: „Das geht nicht.“ Die erste Frage ist, was man tun kann, um den Heizenergiebedarf zu reduzieren. Dann gilt es zu klären, ob die Wärmepumpe die Temperaturen erreicht, die es braucht, um ein energetisch schlechtes Haus zu beheizen. Lange konnten Wärmepumpen nur 55 Grad Celsius erreichen, heute schaffen sie problemlos bis zu 75 Grad. Mit anderen Worten: Das Haus wird warm, aber je höher die Vorlauftemperaturen sein müssen, desto schlechter wird die Effizienz.
Muss man also erst sanieren und viel Geld investieren?
Nicht unbedingt. Eine Fotovoltaikanlage und Dämmung sind sinnvoll, aber nicht Voraussetzung. Aber bei alten Häusern führt jede Maßnahme dazu, dass deutlich weniger Energie nötig ist. In den allermeisten Fällen, in denen eine Wärmepumpe nicht ausreichend Wärme oder schlechte Effizienz liefert, ist der Grund, dass ein falsches Modell gewählt oder die Anlage falsch integriert wurde. Meist wird die Wärmepumpe trotzdem Wärme liefern, aber man muss fragen, mit welcher Effizienz und welchen Kosten.
Was empfehlen Sie für Einfamilienhäuser?
Meist sind hier Luft-Wasser-Wärmepumpen sinnvoll, denn sie sind günstiger in der Anschaffung als die teureren, effizienteren Erdwärmepumpen, deren Betriebskosten günstiger sind. Die Schallbelastung ist bei Luft-Wasser-Wärmepumpen meistens okay, und die Leistung reicht für Einfamilienhäuser aus.
Welche Wärmepumpe funktioniert für Mehrfamilienhäuser?
Bei Mehrfamilienhäusern kann es bei sehr großen Häusern sein, dass man so viel Leistung braucht, dass die Luft als Quelle nicht genügt und eine Luft-Wasser-Wärmepumpe nicht geeignet ist. Auch eine sehr dichte Bebauung kann eine Herausforderung sein. Was das Warmwasser angeht, so hat man in Mehrfamilienhäusern sehr lange Rohre und damit verbundenen Wärmeverlust. Deshalb braucht man entweder eine sehr hohe Vorlauftemperatur oder dezentrale Lösungen. Die Sache ist hier also komplexer, aber auf jeden Fall machbar.
Gibt es genug geschulte Installateure und wo findet man sie?
Die Anzahl der Installateure, die sich auf Wärmepumpen spezialisiert und schulen lassen hat, ist deutlich gestiegen. Es gibt mehr und mehr Betriebe, die sich den Einbau von Wärmepumpen zutrauen und gut genug darin sind. Auf der Internetseite des Bundesverbands Wärmepumpe (www.waermepumpe.de) gibt es eine Datenbank, in der man über die Postleitzahl Fachbetriebe finden kann.
Welche typischen Probleme gibt es bei Wärmepumpen?
Zum einen die „Angstzuschläge“: Aus Angst, dass die Räume nicht warm werden, wird die Wärmepumpe überdimensioniert. Das ist übrigens auch bei vielen installierten Gaskesseln der Fall. So muss die Wärmepumpe mit unterster Leistung laufen, was nicht das Beste für die Effizienz ist. Es kann auch die Langlebigkeit der Anlage beeinträchtigen.
Ein zweites häufiges Problem ist, dass die Wärmepumpe nicht optimal eingestellt ist. Installateure stellen die Heizkurven meist zu hoch ein, damit keine Beschwerden kommen, weil die Räume zu kalt sind und die Nutzer frieren müssen. Die zu hohen Vorlauftemperaturen wird die Wärmepumpe zwar meistern, die Effizienz ist dadurch aber schlechter.
Vortrag
Auftritt
Marek Miara spricht am 13. Februar ab 19 Uhr im Studio des Bürgerzentrums Waiblingen über „Wärmepumpen im Altbaubestand – möglich und sinnvoll?“.