Die Waldarbeiter sind zuletzt damit beschäftigt gewesen, die Schäden durch Sturmtief Sabine aufzuräumen. Foto: dpa/Ralf Hirschberger

In der Corona-Krise wird der Wald immer häufiger zum Naherholungsgebiet – doch dort fällt derzeit auch einiges an Arbeit an.

Marbach/Bottwartal - Revierförster Jürgen Weis freut sich, dass in den Zeiten der Corona-Pandemie immer mehr Menschen den Wald als Erholungsgebiet für sich entdecken. „Ich habe in den vergangenen Wochen Leute gesehen, die ich noch nie vorher im Wald entdeckt habe“, erzählt er. Natürlich habe das gute Wetter eine Rolle gespielt. Zudem sei der Wald für größere Familien oft die einzige Möglichkeit, ausreichend Abstand zu anderen Gruppen zu wahren. Jürgen Weis weist dem Wald sogar eine gewisse Symbolik zu: „Er ist ein Erholungs- und Lebensraum und steht jetzt im Frühling besonders für Erwachen, Aufbruch und Neuanfang – auch in Zeiten von Corona“, erläutert Weis.

Der Förster freut sich auch darüber, dass Spaziergänger, Jogger und Radfahrer gegenseitig Rücksicht aufeinander genommen haben. „Mir sind jedenfalls keine Beschwerden zu Ohren gekommen“, sagt er. Wohl aber habe der ein oder andere Spaziergänger große Augen gemacht, dass in den vergangenen Tagen große Maschinen auf manchen Waldwegen unterwegs waren. Das habe jedoch nichts mit einer wirtschaftlichen Nutzung des Waldes zu tun. „Wir mussten die Schäden vom Sturmtief Sabine Mitte Februar aufräumen, das waren fast 3000 Festmeter Holz“, erläutert Jürgen Weis.

Sabine habe den Waldarbeitern einiges an Mehrarbeit beschert. „Wir waren gerade mit dem Wintereinschlag fertig und wollten noch an ein paar Stellen die Verkehrssicherheit erhöhen, als uns der Sturm dazwischen kam“, erzählt der Förster. Hinzu sei gekommen, dass im vergangenen Jahr der Borkenkäfer einigen Kummer bereitet habe. „Wir konnten das Holz aber nicht einfach im Wald liegen lassen“, erklärt Jürgen Weis weiter. Sabine habe vor allem zahlreiche Fichten zerstört, die besonders durch den Borkenkäfer bedroht würden. Eine weitere Herausforderung sei es gewesen, für das geschlagene Holz Abnehmer zu finden. „Die Holzabfuhr stockt gerade massiv, die Sägewerke nehmen kaum noch etwas an“, berichtet Weis. Ein Glück sei gewesen, dass die Wege alle trocken und nicht durch Regen schlammig gewesen seien.

Ein positives Erlebnis sei dafür gewesen, dass man die durch Sturm und Borkenkäfer entstandenen Löcher im Wald mit eigenen Mitteln wieder habe aufforsten können. „Wir haben 2018 von unseren zahlreichen Eicheln Saatgut gesammelt, das in einer Aufzucht gezüchtet wurde“, erzählt Weis. Damit habe man die Neupflanzungen sozusagen aus eigenen Mitteln bestreiten können.

Für die kommenden Wochen, in denen weiterhin mit erhöhtem Auflauf im Wald zu rechnen ist, hat Förster Weis eine große Bitte: „Die Natur erwacht immer mehr, der Pflegeaufwand wächst, und viele Tiere bekommen Nachwuchs. Da sollten wir die gute Kinderstube im Wald nicht vergessen“, mahnt er. Das bedeute vor allem für Radfahrer, auf den befestigten Wegen zu bleiben und nicht zu versuchen, irgendwelchen illegalen Trails in die letzten Winkel des Waldes zu folgen. Weis hofft auch auf Einsicht in Sachen illegaler Müllablagerungen, die sich häufig auf Waldparkplätzen fänden. „Ich verstehe nicht, warum manche Leute so ein Risiko auf sich nehmen, bei illegalen Müllablagerungen erwischt und dafür hart bestraft zu werden“, wundert er sich. Die Wertstoffhöfe hätten trotz Corona fast alle geöffnet.