Der deutsche Wachstum ist geschrumpft. Foto: dpa

Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresbeginn verlangsamt. Zwar stecken Verbraucher und Staat weiter Geld in den Konsum, auch die Investitionen steigen. Doch der Außenhandel bremst.

Wiesbaden - Die deutsche Wirtschaft hat ihren Aufschwung zum Jahresauftakt mit angezogener Handbremse fortgesetzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Januar bis März im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.

Damit hat die Konjunktur deutlich an Fahrt verloren. Ende 2014 war die deutsche Wirtschaftsleistung verglichen mit dem vorangegangenen Vierteljahr noch um 0,7 Prozent gestiegen. Und: Die Erwartungen von Bankvolkswirten, die mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet hatten, wurden diesmal klar verfehlt. Wichtigster Wachstumstreiber war erneut der Konsum im Inland. Die privaten Haushalte steigerten ihre Ausgaben, weil einerseits Sparanlagen angesichts der mickrigen Zinsen unattraktiv sind und sie andererseits dank steigender Löhne und Rekordbeschäftigung mehr Geld in der Tasche haben.

Positive Impulse kamen zudem von den staatlichen Konsumausgaben und den Investitionen. „Sowohl in Bauten als auch in Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert als im vierten Quartal 2014“, erklärten die Statistiker.

Außenbeitrag bremst das Wachstum

Hingegen bremste der Außenbeitrag - also die Differenz der Entwicklung von Ex- und Importen - das Wachstum. Zwar wurden nach den vorläufigen Berechnungen mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als Ende 2014. Deutschlands Importe stiegen den Angaben zufolge aber noch sehr viel kräftiger. „Die Winterdelle ist unübersehbar. Bereits in den Herbstmonaten deuteten wichtige Konjunktur-Frühindikatoren auf einen wirtschaftlichen Winterschlaf hin“, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. Der schwache Welthandel schlage auf die exportstarke deutsche Industrie durch.

Im Vorjahresvergleich hat sich das Wirtschaftswachstum ebenfalls verlangsamt: Das preisbereinigte BIP stieg im ersten Quartal 2015 um 1,1 Prozent zum Auftaktquartal 2014. Von Oktober bis Dezember 2014 hatte das BIP im Jahresvergleich noch um 1,6 Prozent zugelegt.

Trotz der Delle zum Jahresauftakt blicken Ökonomen mit Zuversicht auf die deutsche Wirtschaftsentwicklung im laufenden Jahr. „Wir erwarten ab dem Frühjahr eine neuerliche, moderate Belebung der Wachstumsdynamik“, erklärte etwa Unicredit-Volkswirt Andreas Rees.

Zuletzt hatten zahlreiche Konjunkturforscher ihre Wachstumsprognosen für 2015 angehoben. So erhöhte der Sachverständigenrat in seinem Frühjahrsgutachten die BIP-Prognose von 1,0 auf 1,8 Prozent für das Gesamtjahr. Auch die Bundesregierung erwartet einen Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft um 1,6 Prozent gewachsen.