CDU will, dass über den Oberleitungen Öko-Strom fließt – Experten rechnen mit hohen Kosten.
Berlin - Der geplante Ausbau von Ökostrom fordert seinen Tribut: Die Stromnetze müssen massiv ausgebaut werden, damit der dezentral produzierte Strom aus Wind, Biomasse und Sonnenenergie aufgenommen und zum Endverbraucher transportiert werden kann. Doch immer häufiger wehren sich Anwohner.
Die Politik hat beschlossen, dass bis 2020 30 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen sollen. Dafür ist das Netz aber nicht ausgelegt. Derzeit liegt der Anteil der Erneuerbaren bei 16 Prozent.
Strom aus erneuerbaren Quellen genießt Vorrang bei der Einspeisung. Problematisch ist vor allem die wetterabhängige Windenergie. Schwierig zu handhaben sind die Unterschiede zwischen stürmischen Zeiten, wenn besonders viel Strom anfällt, und Flaute, wenn kein Strom produziert wird. Hinzu kommt: Die Stromproduktion verlagert sich wegen des fortschreitenden Ausbaus der Windkraft zusehends in den Norden und Nordosten. Viel Strom wird künftig in Windparks vor der Nord- und Ostseeküste gewonnen und muss dann über Hunderte von Kilometern zu den industriellen Zentren in den Südwesten und Süden der Republik transportiert werden.
Die staatliche Deutsche Energieagentur (Dena) schätzt, dass bis 2020 rund 3500 Kilometer neue Hochspannungsleitungen gebaut werden müssen. Andernfalls drohten Netzzusammenbrüche. Schon heute müssen Windkraftanlagen an besonders stürmischen Tagen vom Netz genommen oder gedrosselt werden, weil die Netze die Massen an Öko-Strom nicht aufnehmen können.
Der Netzausbau kommt aber nicht schnell genug voran. 2005 hatte die Dena prognostiziert, dass bis 2010 850 Kilometer neue Hochspannungsleitungen nötig sind. Davon sind aber erst knapp 100 Kilometer realisiert worden. Grund sind zum einen die langen Genehmigungsverfahren. Bis gebaut werden kann, muss im Schnitt ein Vorlauf von zehn Jahren für Planung und Genehmigung einkalkuliert werden. Hinzu kommt eine wachsende Skepsis in der Bevölkerung gegen jegliche Infrastrukturprojekte. Immer häufiger gründen sich Bürgerinitiativen, die Widerstand leisten.