Ende einer erfolreichen Ära: VW steigt aus der Rallye-WM aus Foto: Getty

VW verlässt die Rallye-WM, obwohl der Hersteller die Serie lange dominiert hat. Nach dem Ausstieg von Audi aus der WEC ist das der zweite Rückzug des Gesamtkonzerns. Hat der Sparkurs wegen des Dieselskandals auch Folgen für den Fußball-Club VfL Wolfsburg?

Stuttgart - Das ist rekordverdächtig: Innerhalb von zwei Wochen hat der Volkswagen-Konzern im Motorsport zwei große Einschnitte vollzogen. Zuerst hatte sich die VW-Tochter Audi aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC zurückgezogen, am Mittwoch beendete VW offiziell sein Engagement in der Rallye-WM WRC. „Man sieht daran deutlich die Sparprogramme, die durch den Gesamtkonzern gehen“, sagt Willi Diez, der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft in Nürtingen. Vor allem der Dieselskandal, der Kosten im hohen zweistelligen Milliardenbereich verursachen wird, zwingt den Wolfsburgern ein umfassendes Spardiktat auf.

Der Wissenschaftler bewertet die beiden Ausstiege jedoch unterschiedlich. „Der Audi-Rückzug hat mich überrascht, weil die Marke bei den 24 Stunden von Le Mans oft gewann und mit der Veranstaltung eine gute Symbiose bildete“, sagt Diez. Den Verlust des Rallye-Engagements stuft er für die Konzernmutter VW dagegen als nicht so gravierend ein. „Der Rallye-Sport hat keine große Breitenwirkung und ist etwas für Insider“, sagt Diez. Das mit zuletzt vier Gesamtsiegen des Franzosen Sébastien Ogier extrem erfolgreiche VW-Engagement in der Rallye-WM ist aus der Paris-Dakar-Zeit der Wolfsburger entstanden, als es galt, den VW-Touareg mit Erfolgen bei der Marathon-Rallye auf dem Markt zu platzieren. Das ist gelungen. Den Polo muss man den Kunden ohnehin nicht bekannt machen, er ist eines der meistverkauften Fahrzeuge. „Die Frage der Notwendigkeit stellt sich hier nicht“, sagt Diez im Hinblick eines Werbeeffekts durch den Rallye-Sport.

Über die genauen Gründe des VW- und Audi-Ausstiegs wird viel spekuliert. Ein Faktor sind natürlich die Ausgaben im Motorsport, allein das Rallye-Engagement kostet geschätzt 80 Millionen Euro im Jahr. Geld, das der Konzern andernorts benötigt. Aber es geht nicht allein um Euro: Manche im Konzern halten diese Form von Motorsport offenbar nicht mehr für zeitgemäß und wollen auch im Sport vermehrt auf die Elektromobilität setzen. Damit argumentiert zumindest VW – wie zuvor auch schon Audi. „Die Marke VW steht vor gewaltigen Herausforderungen. Mit dem anstehenden Ausbau der Elektrifizierung unserer Fahrzeugpalette müssen wir all unsere Anstrengungen auf wichtige Zukunftstechnologien konzentrieren“, sagt der VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch zum Rallye-Rückzug. Überdies habe man dort die sportlichen Ziele weit übertroffen. Nun will VW seine Motorsportabteilung neu ausrichten und die Fahrzeugtechnik der Zukunft stärker in den Mittelpunkt rücken.