Die Staatsanwaltschaft hat einen Anfangsverdacht gegen Ex-VW-Chef Winterkorn. (Archivfoto) Foto: dpa

Nach dem VW-Abgas-Skandal ermittelt die Staatsanwaltschaft nun gegen den ehemaligen Konzernchef Winterkorn. Im Herbst 2015 war er zurückgetreten. Auch gegen eine weitere Person werde ermittelt.

Wolfsburg/Braunschweig - Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt im Abgas-Skandal gegen den zurückgetretenen VW-Konzernchef Martin Winterkorn wegen des Verdachts auf Marktmanipulation.

Die Finanzaufsicht Bafin hatte zuvor Strafanzeige gestellt, wie die Ermittler am Montag in Braunschweig mitteilten.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt auch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch gegen VW-Markenchef Herbert Diess. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen. Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich dazu zunächst nicht äußern.

Bei den Ermittlungen gehe es um den Vorwurf, dass Volkswagen die Finanzwelt womöglich zu spät über die Affäre informiert habe. Dieser Anfangsverdacht richte sich auch gegen ein weiteres damaliges Vorstandsmitglied. Ob es sich dabei um ein amtierendes oder ehemaliges Vorstandsmitglied handele, wollte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe nicht sagen. Er verwies auf die Persönlichkeitsrechte. Winterkorn als eine Person der Zeitgeschichte rechtfertige allerdings die Nennung des Namens.

Dauer der Ermittlungen ungewiss

Ziehe sagte, es habe im Zusammenhang mit den neuen Vorwürfen bisher keine Durchsuchungen gegeben. Er könne noch nicht absehen, wie lange das Ermittlungsverfahren dauere. „Wir müssen die Beteiligten jetzt natürlich anhören und weitere Zeugen vernehmen“, sagte er.

Die Staatsanwaltschaft betonte: „Ob sich der genannte Anfangsverdacht verdichtet oder entkräften lässt, hängt von dem Ergebnis der erforderlichen weiteren Ermittlungen ab.“ Es gelte wie in allen anderen Ermittlungsverfahren die Unschuldsvermutung.

VW hatte im September 2015 zugegeben, bei Dieselautos in den USA Testwerte zum Ausstoß schädlicher Stickoxide manipuliert zu haben. Dies stürzte den Konzern in eine schwere Krise. Eine Pflichtmitteilung an die Finanzwelt über die drohenden Folgen der Affäre gab Volkswagen am 22. September heraus - der Verdacht lautet, dass dies „bewusst verspätet“ geschehen sein könnte.

Bereits Anfang Oktober hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, auch wegen einer möglichen Mitverantwortung Winterkorns gebe es Ermittlungen. Später hieß es jedoch, dabei habe es sich nicht um ein formelles Verfahren gegen den Ex-VW-Chef persönlich gehandelt. Die Behörde bedauerte „Irritationen“ über ihre Angaben zu dem Verfahren. Ein konkreter Anfangsverdacht habe damals nicht bestanden.