Schwer zu durchschauen: Die VVS-Tarifzonen sind kompliziert – zumindest aus den Zonen 10 und 20 möchten Stuttgarts Stadträte eine Zone machen. Foto: vvs

Eine Mehrheit von Stuttgarts Stadträten will die VVS-Tarifstruktur in Stuttgart ändern und aus zwei Tarifzonen eine machen. Es gibt auch noch andere Wünsche.

Stuttgart - Bei der viel diskutierten Tarifreform im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) läuft es auf einen einheitlichen Fahrpreis innerhalb der Landeshauptstadt hinaus. Am Dienstag hat sich im Stuttgarter Rathaus eine klare Mehrheit für die Zusammenlegung der bisherigen Tarifzonen 10 und 20 abgezeichnet – und das ist wichtig bei der Meinungsbildung im Aufsichtsrat der Stuttgarter Straßenbahnen AG, die wiederum im VVS ein wichtiges Wörtchen mitzureden hat.

Die klare Haltung kam zum Ausdruck, als der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik mit VVS-Chef Horst Stammler und OB Fritz Kuhn als dem VVS-Aufsichtsratsvorsitzenden den Themenkomplex diskutierte. Nur Christoph Ozasek (SÖS/Linke-plus) signalisierte Skepsis. Er befürchtet einen Rückschlag für die Bemühungen, die Menschen zum Wohnen dicht beim Arbeitsort zu veranlassen. Dagegen urteilte Alexander Kotz (CDU), der einheitliche Stuttgart-Tarif sei schon im Interesse von Besuchern und Touristen „sinnvoll und nötig“. Wenn die neue Tarifzone entsteht, müssten die Preise nicht bei den bisherigen Tarifen für Fahrten innerhalb einer Zone angesiedelt sein. Sie sollten aber näher bei dieser Marge angesiedelt sein als an der für die bisherigen Zweizonen-Tickets, sagte Kotz. VVS-Chef Stammler nickte vorsichtig.

Auch beim Feinstaubticket soll sich etwas ändern

Klar wurde auch, dass die Stadträte auf ein verbessertes 9-Uhr-Umweltticket setzen – allein schon, um mehr Fahrgäste in die Betriebszeiten nach dem morgendlichen Andrang mit den ausgelasteten Kapazitäten zu locken. Stammler sagte, er könne sich da „ein Preissignal“ vorstellen, aber er sei skeptisch bezüglich eines 365-Euro-Tickets. Das hatte die SPD für Fahrten nach 9 Uhr angeregt. Ihr Fraktionschef Martin Körner forderte Kuhn außerdem auf, über eine Tarifzonenvereinfachung im ganzen Verbundgebiet nachzudenken. Kuhn schloss diese zwar nicht kategorisch aus, wies aber darauf hin, dass die Kosten dann deutlich höher wären. Für eine einheitliche Zone in Stuttgart wären 13 Millionen Euro pro Jahr aufzuwenden. Für die große Lösung, die nach Stammlers Worten rund 36 Millionen Euro kosten würde, müsste Stuttgart als Teil der Region noch einmal deutlich drauf legen. Man müsse generell klären, sagte Kuhn, wo und wie man mit zusätzlichen Ausgaben am meisten Effekte für den öffentlichen Nahverkehr erziele – ob durch ein Mehr an Tarifänderungen oder zusätzliche Investitionen.

Änderungen beim Feinstaubticket wollen sich Stammler und Kuhn auf jeden Fall überlegen, wenn die Saison der Feinstaubalarme im April ausläuft. Grund: Die VVS-Abonennten könnten verprellt reagieren, weil VVS-Gelegenheitskunden sehr oft im Preis reduzierte Feinstaubtickets kaufen konnten. Die Abonnenten mit Freikarten für den Fernsehturmbesuch bei Laune zu halten, funktioniere nicht mehr, sagte Kotz. Kuhn erwiderte, in diesem Winter habe es unerwartet viele austauscharme Wetterlagen und Tage mit Feinstaubalarm gegeben. In der Sitzung war von Kosten in Höhe von sechs Millionen Euro binnen drei Monaten die Rede. Das Land bezahle die Hälfte.