Alles soll einfacher werden: Am 1. April tritt die große Tarifreform im VVS in Kraft. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) erzielt 2018 dank dem Berufsverkehr einen neuen Fahrgastrekord. Die Tarifreform soll die Attraktivität weiter steigern.

Stuttgart - Mehr als 2,5 Millionen Menschen leben im Gebiet des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS), der die Stadt Stuttgart und die Kreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr umfasst. Und jeder hat im vergangenen Jahr 148 Fahrten mit Bussen und Bahnen gemacht. Das ist die VVS-Jahresbilanz, die mit einem Rekord von 374 Millionen Fahrten endet. „Noch nie sind so viele Fahrgäste mit den Bahnen und Bussen gefahren“, sagen die Geschäftsführer Horst Stammler und Thomas Hachenberger. Der Zuwachs von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr liegt zudem über dem bundesweiten Plus von 0,6 Prozent. Die von April an geltende Tarifreform soll einen weiteren Schub bringen. „Dann hat Stuttgart die günstigsten Fahrpreise unter allen deutschen Großstädten“, sagt Stammler.

Was sind die Gründe für die Steigerung?

Immer mehr Fahrgäste nutzen regelmäßig und dauerhaft öffentliche Verkehrsmittel. „Der Trend zum Abo war auch 2018 ungebrochen“, sagt Hachenberger, „wir haben inzwischen 564 000 Stammkunden.“ Darunter versteht der VVS alle Nutzer von Wochen-, Monats- und Jahreskarten.

Welche Fahrscheine sind begehrt?

Unser Wachstumsmotor ist das Firmenticket“, sagt Stammler. Mehr als 82 000 Beschäftigte, doppelt so viel wie vor vier Jahren, nutzen diesen verbilligten Abofahrschein. Rund 1000 Firmen bezuschussen den Fahrschein mit mindestens zehn Euro, der seit Jahresbeginn 2019 steuerfrei ist. „Wir hoffen, dass noch mehr Firmen auf den Zug aufspringen“, sagt Hachenberger.

Wie entwickelt sich der Berufsverkehr?

Neben den Firmentickets mit einem Plus von acht Prozent, legten auch die anderen Tickets wie Wochenfahrscheine (neun Prozent), Monatsfahrscheine (0,3 Prozent) und Jahresabos (1,9 Prozent) zu. Im Ausbildungsverkehr gab es ein leichtes Plus von 0,9 Prozent. Hier schlug sich das Ausbildungsabo (59,90 Euro pro Monat fürs gesamte Netz) mit 36 000 Nutzern gut, beim Scool-Abo (minus 0,7 Prozent) und beim Studiticket (minus 1,8 Prozent) machten sich die rückläufigen Schüler- und Studentenzahlen bemerkbar. „Wir müssen uns dem Studiticket widmen“, kündigt Hachenberger eine Offensive an. Trotz besserer Bedingungen gab es beim 9-Uhr-Ticket keine Zuwächse. Das Ziel, so den Berufsverkehr zu entzerren, sei nicht erreicht worden, sagt Hachenberger. „Das ist ernüchternd. Das wird schwierig.“

Und die anderen Fahrscheine?

Die Zahl der Seniorentickets (Abo im Gesamtnetz für 46,70 Euro) stieg um zehn Prozent auf mehr als 42 000, bei den Fahrten gab es ein Plus von 2,7 Prozent. Ein Minus von 3,9 Prozent gab es im Gelegenheitsverkehr, das sind Einzel- (minus 9,8 Prozent), Vierer- (minus 17,9 Prozent) und Tagestickets (plus 42,6 Prozent). Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass während der Feinstaubalarmmonate das Tagesticket vergünstigt angeboten wurde.

Wie viel hat der VVS eingenommen?

Die Fahrgeldeinnahmen stiegen um 3,9 Prozent auf fast 540 Millionen Euro – und das obwohl die Tarife zum 1. Januar 2018 „nur“ um 1,9 Prozent angehoben wurden. Der größte Einnahmeposten sind der Berufsverkehr (206 Millionen Euro) vor dem Gelegenheitsverkehr (173 Millionen Euro).

Wie geht es weiter?

2019 gab es keine Tariferhöhung, weil am 1. April die Tarifzonenreform in Kraft tritt. In Stuttgart gibt es dann nur noch eine Zone, in den Kreisen vier Ringe. Viele Fahrgäste können mit günstigeren Preisen rechnen (Tarifcheck unter www.vvs.de/einfachmachen und auf der App „VVS mobil“). „Wir wollen die Zahl der Fahrgäste nochmals steigern“, sagt Stammler. Dass die 400-Millionen-Marke 2019 geknackt wird, sei aber unwahrscheinlich. „Es dauert, bis sich das auswirkt“, dämpft er zu hohe Erwartungen.