Nach diesem Unfall sollen die vier tatverdächtigen Polizisten zugeschlagen haben. Foto: 7aktuell.de/Adomat

Vier Beamte sollen in einem Routineeinsatz die Beherrschung verloren haben. Für die Stuttgarter Polizei steht deswegen viel auf dem Spiel, meint unsere Polizeireporterin Christine Bilger.

Stuttgart - Diese Vorwürfe wiegen schwer. Nicht nur sollen vier Beamte zusammen auf einen Mann losgegangen sein und ihn vermutlich weitaus härter angefasst haben, als es angebracht gewesen wäre. Es stellt sich auch die Frage, warum weitere Beamte, die ebenfalls am Unfallort waren, nicht eingeschritten sind, als einer ihrer Kollegen zum Schlagstock griff und ein anderer mit der Faust zuschlug. Das ist neben dem eigentlichen Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung eine Frage, die im Zuge der Ermittlungen dringend zu beantworten sein wird.

Damit noch nicht genug. Die erste Meldung des Unfalls, der sich in der Nacht zu einem Sonntag ereignet hatte, zeichnete ein komplett falsches Bild von den Vorgängen. Man bekam den Eindruck vermittelt, allein der 35-jährige Raucher sei aggressiv gewesen. Das lässt ahnen, dass die Beteiligten in ihrem Bericht den Zwischenfall kleinredeten und sich somit selbst aus dem Fokus nehmen wollten. Den Verfassern des Berichts, der an die Medien ging, gilt dieser Vorwurf nicht. Wohl aber all jenen, die den Sachverhalt kannten.

Bei der Polizei sind viele fassungslos, wenn sie den Film sehen

Natürlich laufen die Ermittlungen noch, und noch ist keine Schuld bewiesen. Die Alarmstufe innerhalb der Polizei ist dennoch bereits hoch, das hört man zwischen den Zeilen sehr deutlich, wenn man sich mit den Beamten über den Zwischenfall unterhält. Das Entsetzen und die Fassungslosigkeit über das mutmaßliche Fehlverhalten der Kollegen ist groß.

An Polizisten stellt die Gesellschaft den Anspruch, dass sie auch in einer Stresssituation einen kühlen Kopf bewahren. Darauf muss man sich verlassen können. Aufgrund dieses in sie gesetzten Vertrauens hat die Polizei im Staat das Gewaltmonopol inne. Aufgrund dieses hohen Anspruchs muss die Polizei die Vorgänge jener Nacht im Februar schonungslos aufklären. Ein gutes Zeichen ist dabei, dass die Ermittlungen der Polizei in den eigenen Reihen umgehend nach dem Zwischenfall einsetzten.