Das wegen geringer Schuld eingestellte Strafverfahren gegen Wohninvest-Gründer Harald Panzer ist beendet – weil der Immo-Mogul eine Geldauflage in Millionenhöhe bezahlt hat.
Zehn Monate nach der vorläufigen Einstellung ist das Strafverfahren gegen den Immobilienunternehmer Harald Panzer vor dem Stuttgarter Landgericht jetzt endgültig abgeschlossen. Der Gründer der Fellbacher Wohninvest-Gruppe hat die ihm auferlegte Geldauflage von 1,1 Millionen Euro inzwischen vollständig bezahlt – auch wenn das Immo-Imperium des durch sein Engagement im Sport-Sponsoring auch bundesweit bekannt gewordenen Geschäftsmanns in einem Insolvenzverfahren steckt.
In einer Mitteilung weist ein Sprecher des Landgerichts ausdrücklich darauf hin, dass die an etwa zwei Dutzend gemeinnützige Organisationen gezahlten Gelder „steuerlich nicht absetzbar“ sind und der Immo-Unternehmer durch die vollständig abgeleisteten Zahlungen als nicht vorbestraft gilt. Auf der Anklagebank wiedergefunden hatte sich Harald Panzer wegen des Vorwurfs, einen Stuttgarter Hausverwalter bestochen zu haben. Der Geschäftspartner soll ihm aus Sicht der Staatsanwaltschaft Stuttgart lukrative Immobilienprojekte etwa aus dem Pleite-Portfolio der berüchtigten WGS-Fonds zu Schnäppchenpreisen zugeschanzt haben.
Geheime Absprachen: Millionenverluste durch Grundstücksdeals
Durch das abgekartete Spiel bei den Grundstücksdeals schauten laut der Anklageschrift nicht nur andere Interessenten regelmäßig in die Röhre. Die geheimen Absprachen bei der Vergabe hätten auch die jeweiligen Eigentümergesellschaften um Erlöse in Millionenhöhe gebracht. Einen schlüssigen Nachweis für die Vorwürfe der Finanzermittler lieferte das vor dem Stuttgarter Landgericht seit Sommer 2023 verhandelte Mammutverfahren übrigens nicht – trotz einer fast acht Jahre dauernden Recherche, einem umfangreichen E-Mail-Verkehr und bei einer Hausdurchsuchung bei der Wohninvest-Gruppe beschlagnahmten Firmenakten.
Im April 2024 einigten sich die Prozessbeteiligten deshalb auf eine Einstellung des Verfahrens wegen geringer Schuld. Harald Panzer erhielt die Auflage, an diverse gemeinnützige Organisationen eine Summe von insgesamt 1,1 Millionen Euro zu bezahlen. Die erste Rate über 300 000 Euro floss kurz nach Prozessende, unter anderem gehörte die Diakonie in Stetten zum Kreis der knapp zwei Dutzend Empfänger des Gelds.
Abgeschlossen ist – unabhängig von den Geldzahlungen – inzwischen auch das Strafverfahren gegen den ebenfalls auf der Anklagebank sitzenden Chef der Stuttgarter Hausverwaltungsfirma. Der Geschäftsführer hatte ein Geständnis abgelegt und war wegen Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in zwei Fällen und Untreue in 1133 Fällen zu einer auf Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt worden. Nachdem der Bundesgerichtshof eine Revision verworfen hat, ist das Urteil laut dem als Mediensprecher fungierenden Richter Timur Lutfullin rechtskräftig.
Das 2005 gegründete und jahrelang auf einer Erfolgswelle reitende Immobilienunternehmen Wohninvest hatte im Mai vergangenen Jahres einen Insolvenzantrag eingereicht. Neben der Holding waren auch die drei Tochterfirmen Brainhouse 247, WI-Immobilienmanagement und WI Bad Wörishofen betroffen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Stuttgarter Rechtsanwalt Ilkin Bananyarli bestellt, in Fellbach durch die Aufarbeitung der Schwabenlandtower-Pleite bereits ein Begriff.
Finanzielle Krise: Ursachen der Pleite von Wohninvest
Begründet wurde die finanzielle Schieflage von Wohninvest nicht nur mit einer Durststrecke in der Branche wegen stark gestiegener Kreditzinsen und massiv in die Höhe geschossenen Baukosten. Die Immobilienfirma verwies auf Zahlungsausfälle von Geschäftspartnern im dreistelligen Millionenbereich, nannte aber auch die jahrelangen Ermittlungen wegen der angeblichen Schmiergeldzahlungen als einen Auslöser für die Pleite. Durch die juristische Aufarbeitung sei das Unternehmen fast vollständig vom Kapitalmarkt abgeschnitten – laut Wohninvest mit ein Grund für die Zahlungsunfähigkeit. Rubrik