Auch in diesem Jahr haben wieder viele Esslinger (unser Bild) und Kirchheimer dem Wetter getrotzt. Foto: Michael Steinert

Seit Jahrzehnten ist der Heilige Vormittag zum Ritual vieler Menschen in den Landkreisen Esslingen und Göppingen am Morgen des Heiligen Abends geworden. Dabei geht’s auf den Straßen recht feuchtfröhlich zu.

Esslingen/Kirchheim - Was in den Landkreisen Esslingen und Göppingen teilweise schon seit Jahrzehnten zum Ritual vieler Menschen am Morgen des Heiligen Abends gehört, ist andernorts in der Region immer noch unbekannt. Heiliger Vormittag – mit diesem Begriff können viele Menschen in Waiblingen, Ludwigsburg, Böblingen oder Sindelfingen immer noch nichts anfangen.

Großes Wiedersehen nach einem Jahr

Für die Nichteingeweihten: Es handelt sich dabei um eine Zusammenrottung vieler Menschen, die vor allem mit dem Ziel in die Innenstädte pilgern, dort unter freiem Himmel Freunde zu treffen, die man oft ein ganzes Jahr lang nicht gesehen hat, und mit ihnen nicht selten alkoholischen Getränken zu frönen.

Am Montag haben wieder tausende Esslinger und Kirchheimer dem Wetter getrotzt und haben trotz anfänglichen Nieselregens die beiden Altstädte zu Großversammlungsstätten umfunktioniert. Anders als bei den Weihnachtsmärkten, die in diesm Jahr einen kleinen Rückgang der Besucherzahlen verkraften mussten, scheint das Interess am heiligen Vormittag eher noch zu steigen.

Der Ansturm ist gewaltig gewesen

Der Ansturm in diesem Jahr lässt sich aber vielleicht auch dadurch erklären, dass der Heilge Abend auf einen Montag fiel und sich so letzte Geschenkesucher mit dem partyfreudigen Volk vermischten. Auch angesichts der feuchtkühlen Witterung ist der Glühwein noch einmal in Strömen geflossen. Schließlich ist es ja doch ein wenig ein Abschied: Denn nach Weihnachten schmeckt das warme Getränk einfach nicht mehr so gut wie in den Wochen zuvor. Und in Esslingen gibt es zudm jede Menge Sekt.

Der ehemalige Stuttgarter-Zeitung-Redakteur Helmar M. Heger hat es einmal so formuliert: Für manchen sei der Heilige Vormittag „ein Rahmen, um wenigstens eine gewisse Zeit dem verlogenen Besinnlichkeitsgeschwafel zu entrinnen“. Das kann man so, oder aber auch anders sehen. Eines ist jedoch gewiss: Auch wenn mancher Göppinger – auch dort wird gefeiert– die Erfindung des Heiligen Vormittags für sich reklamiert: Die Idee zu dieser Traditionsveranstaltung ist bereits Mitte der 1960er Jahre im Posthörnle in der Esslinger Pliensaustraße geboren worden. Daran lässt sich nun einfach überhaupt nicht rütteln.