Rainer Knust ist fasziniert von Namibia und von der Geschichte der Stommels. Für immer dort leben wolle er aber nicht. Foto: Sabine Schwieder

Rainer Knust hat mit Kindern in Namibia Boden beackert – und ihnen dabei etwas über Zucchini und Zwiebeln beigebracht. Der gebürtige Riedenberger berichtet nun über seine Erfahrungen als Senior-Experte in dem fernen Land.

Riedenberg - Der Ingenieur ist jetzt Lehrer und Gärtner. Drei Monate im Jahr geht Rainer Knust nach Namibia, um dort mit Kindern Tomaten und Zucchini zu pflanzen. Er macht das für den Senior-Experten-Service. Rainer Knust ist gebürtiger Riedenberger und war lange der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins; auch wenn er nun bei Freiburg lebt, ist er in der hiesigen Gegend bekannt. Am 10. Juni kehrt er in die Heimat zurück, um aus Afrika zu erzählen.

Schnell Kontakt zu den Einheimischen geknüpft

Nach Namibia kam Knust zunächst als Tourist; schnell entstanden enge Kontakte zu Einheimischen. „Die Farmer sind ja zum Teil deutschstämmig und haben Interesse daran, Deutsche kennenzulernen“, sagt er. Über eine Farmersfrau, mit der sich die Knusts angefreundet hatten, geriet er an das Ehepaar Stommel, die ein Schuldorf namens „Otjikondo School Village“ führen. Die Geschichte der Stommels hat ihn fasziniert, das Leben mit den Internatszöglingen in dem abgelegenen kleinen Ort lockte ihn, und als er gebeten wurde, mitzuhelfen, sagte er gerne zu.

Der Schulgründer Reiner Stommel war ursprünglich als katholischer Ordensbruder in den Norden Namibias geschickt worden, um eine Missionsschule zu gründen. Während einer Dienstreise nach Südafrika lernte er 1969 die Engländerin Gillian Steel kennen, verliebte sich, bat seinen Orden, ihn vom Gelübde zu entbinden und gründete eine Familie mit vier Kindern.

In dem Internat sind etwa 240 Kinder untergebracht

Zunächst arbeitete er im Bezirk Outjio in der Region Kunene als Farmer. 1989 erfüllte sich das Ehepaar einen Traum und gründete Otjikondo, eine private Siedlung rund ums Internat, in dem etwa 240 Kinder untergebracht sind. Finanziert wird das Projekt über Spenden aus Deutschland und England, der Lehrplan für die sechs- bis 15-jährigen Schüler ist staatlich vorgegeben.

Den ersten Einsatz dort leistete Rainer Knust auf eigene Rechnung, doch dann entdeckte er den Senior-Experten-Service. Der Vorteil: Die Organisation kümmert sich um Dinge wie Versicherung, Rückholservice oder Kontakt zur Botschaft. „Dort mitzumachen, kann ich jedem Senior empfehlen“, schwärmt er. Zuletzt war er 2013 drei Monate in Namibia, mit Erwachsenen und Kindern beackerte er ein drei Hektar großes Grundstück, das hierzulande einer Großgärtnerei entspricht. „Es ist harte Arbeit bei Temperaturen bis zu 40 Grad.“

Die rechtzeitige Ernte ist das A und O

Zwiebeln, Karotten, Rote Bete, Mais, Kürbis, Melonen sind Pflanzen, die die afrikanischen Temperaturen vertragen. Knust testete zudem, wie sich Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, Kohl oder Salat eignen. „Zucchini zum Beispiel wachsen dort hervorragend, aber man muss sie rechtzeitig ernten“, sagt er. In Namibia eher unbekannte Gemüsesorten stießen in der Schulküche übrigens eher auf Skepsis.

Das Schönste für Knust bleibt, zu merken, dass die Kinder beim Gärtnern fürs Leben lernen. „Sie sind zugleich bedürfnislos und sehr fröhlich“, erzählt er, „überall wird gesungen, auch bei der Arbeit“. Die gemeinsame Sprache ist Englisch, in Namibia leben elf Volksstämme, neben Englisch gibt es neun Amtssprachen. Die sprachlichen und religiösen Unterschiede der Volksgruppen in Namibia werden nicht als Hindernis gesehen. Das Ehepaar Stommel hat eine Kirche errichtet. Der Katholik Reiner und die Anglikanerin Gillian haben eine ökumenische Atmosphäre geschaffen.

Immer Hitze wäre nichts für ihn

Rainer Knust gefällt es in Namibia, doch permanent dort leben, das möchte er nicht. „Immer Hitze, blauer Himmel, Moskitos und das Verlangen nach Schwarzbrot, da freut man sich, in einem deutschen Wald spazieren zu gehen“, gesteht er. Doch wenn die Hektik oder der Baustellenlärm vor seiner Haustür überhandnehmen, dann sehnt er sich wieder nach Otjikondo, in dem der Alltag entschleunigt und fröhlicher als hierzulande zu sein scheint.