Freimuth Hessenbruch (links) und Evangelos Charitos Freimuth Hessenbruch (links) und Evangelos Charitos. Foto: Eva Herschmann

Rund 200 Zuhörer kommen zur Allmende-Veranstaltung mit dem Allgemeinmediziner Freimuth Hessenbruch in Kernen-Rommelshausen. Dieser gibt sich als „Impfkritiker, aber nicht Impfgegner“.

Kernen - Die erste Veranstaltung des Vereins Allmende Stetten nach eineinhalb Jahren Pandemie beschäftigte sich natürlich mit Corona. Freimuth Hessenbruch, Facharzt für Allgemeinmedizin, und Evangelos Charitos, Physiotherapeut, Osteopath und Heilpraktiker, beide aus Stetten, wollten am Freitag im Bürgerhaus in Rommelshausen „Wege aus der Krise durch Aufklärung“ aufzeigen und machten keinen Hehl daraus, dass sie weder von der Wirkung des Lockdowns noch der Panikmache überzeugt sind.

Wenn es um Aufklärung geht, liegt nach Freimuth Hessenbruch das Ordnungsamt Kernen noch weit hinten, das während der gesamten Veranstaltung eine Maskenpflicht verhängt hatte. Bei FFP2-Masken und noch mehr bei gewöhnlichen OP-Masken würden, wenn sie nicht ganz eng anliegen, die Aerosole direkt nach rechts und links, also zu den Sitznachbarn verteilt, erklärte der Hausarzt. Er sicherte sich lieber nach allen Seiten ab. Am Eingang waren Zettel mit Quellen zu seinem Vortrag ausgelegt, darunter Studien des Heimholtzzentrums Braunschweig zur Immunität Genesener und Geimpfter, der Universitäten Tübingen und Hannover zu T-Zellen oder der Washington University School of Medicine in St. Louis zu dauerhafter Immunität gegen SARS-Cov-2. Außerdem distanzierte sich Hessenbruch von jeglichen Verschwörungstheorien und stellte sich als „Impfkritiker, aber nicht Impfgegner“ vor.

„Wer die Impfung will, bekommt sie“

Zurzeit impfe er in seiner Praxis täglich rund 15 Patienten gegen Covid-19, erklärte Hessenbruch. „Wer die Impfung will, bekommt sie, aber ich kläre die Menschen vorher auf.“ Er lobte Thomas Mertens, den Chef der Ständigen Impfkommission, der keine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche aussprechen will. „Ich habe seit Dezember keinen schweren Covid-19-Fall mehr gehabt, aber einige Patienten mit Impffolgen von Herzmuskelentzündung bis Schlaganfall.“ Das Immunsystem von Kindern werde sich noch viel vehementer wehren, betonte Hessenbruch, der zudem bei den derzeit Wort führenden Wissenschaftlern virologisches Basiswissen, wie er es nannte, vermisste. Denn jede neue Variante eines Virus sei zwar infektiöser, aber auch weniger gefährlich. Das Bestreben von Viren sei schließlich die eigene Vermehrung, nicht der Tod des Wirtes, so Hessenbruch. „Die Viren verändern sich zu einer leichteren, aber mehr ansteckenderen Form. Wir sehen das: Nach der Delta-Mutante taucht jetzt am Horizont schon Lambda auf.“

Evangelos Charitos hatte davor die Zuhörer mit auf eine Reise in die menschliche Entwicklungsgeschichte genommen. Die größten Krankheitsrisiken kämen von mangelnder Bewegung und Übergewicht, denn der Mensch habe sich vom Läufer zum Sitzer entwickelt. Auch Stress, Angst und Isolation, wenn sie zum Dauerzustand werden, machten uns krank, erklärte Charitos und zitierte eine Studie von Robert Sapolsky, Professor der Biologie, Neurowissenschaft und Neurochirurgie an der Stanford University, in der die schädlichen Einflüsse starker negativer emotionaler Reaktionen auf das Herz untersucht wurden. „Bei der nächsten Krise sollten Sie am besten den Fernseher aus-, und Hirn und Herz anschalten.“

Viele Zuhörer von auswärts

Die Bitte von Eberhard Kögel von Allmende, dass trotz des emotionalen Themas unterschiedliche Meinungen respektiert und angehört werden sollten, wäre nicht nötig gewesen. Die rund 200 Anwesenden, darunter auch viele von auswärts, hingen den Referenten an den Lippen und spendeten immer wieder Beifall. Aber nicht alle Fragen der Zuhörer – „Stimmt es, dass alle Geimpften bald sterben werden?“ – konnten und wollten der Arzt oder der Heilpraktiker beantworten.