Wie lange gilt die 35-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie noch? Die Gewerkschaft hofft mittelfristig auf eine Verkürzung. Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Die IG Metall dringt auf eine Verkürzung der Arbeitszeit in Form einer Vier-Tage-Woche – zunächst in der Stahlindustrie. Die Metallarbeitgeber im Südwesten reagieren jedoch alarmiert und weisen den Vorstoß vorsorglich zurück.

Vier Tage in der Woche arbeiten, ohne weniger zu verdienen als bei fünf Tagen – für dieses Modell will die IG Metall bei der nächsten Tarifrunde im Herbst in der westdeutschen Stahlindustrie antreten. Dazu will sie die Arbeitszeit von 35 auf 32 Wochenstunden absenken. Das Thema könnte in naher Zukunft auch die Metall- und Elektroindustrie erreichen. Die Gewerkschaft bedient damit den wachsenden Wunsch der Arbeitnehmer nach einer Entlastung in Form von Arbeitszeitverkürzung.

Erstmals kollektiver Anspruch für eine Branche

„Die Vier-Tage-Woche wird seit Jahren von der IG Metall nicht nur gesellschaftlich vorangetrieben, sondern auch konkret umgesetzt“, sagt IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. Mit der tariflichen Möglichkeit zur befristeten Absenkung der Arbeitszeit oder als Instrument zur Beschäftigungssicherung werde die Vier-Tage-Woche bereits vielfach realisiert. Die Forderung, in der Stahlbranche die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich umzusetzen, ziele erstmals auf einen kollektiven, tariflich abgesicherten Anspruch für Beschäftigte einer ganze Branche.

Dies sei der „nächste Schritt in eine attraktive industrielle Arbeitswelt, die Leben und Arbeit gut vereinen lässt“, so Hofmann. Die Stahlindustrie sei schon oft Vorreiter für fortschrittliche Regelungen gewesen. „Insofern hat auch diese Forderung grundsätzliche Ausstrahlung über die Branche hinaus.“

In der Metall- und Elektroindustrie steht die nächste Tarifrunde erst im Herbst 2024 an. Die Arbeitgeber weisen konkrete Begehrlichkeiten in diese Richtung vorsorglich zurück: „Unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel“, sagte der neue Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Barta unserer Zeitung. „Bei der Arbeitszeit lautet daher das Gebot der Stunde mehr Flexibilität für Betriebe und Beschäftigte, um mit den wachsenden Herausforderungen umgehen zu können.“ Hier habe der Gesetzgeber nun die Chance, das Arbeitszeitgesetz grundlegend zu reformieren und an die Anforderungen der modernen Arbeitswelt anzupassen.

Arbeitgeber: Das ist kein Beitrag zu einer Lösung

„Eine Debatte, bei der das Thema Vier-Tage-Woche mit einer generellen Verkürzung der Arbeitszeit verknüpft wird, geht aus unserer Sicht in die falsche Richtung“, betonte Barta. Infolge des Fachkräftemangels wüssten viele Unternehmen kaum noch, wie sie ihr Geschäft erledigen sollen. „Generell weniger zu arbeiten wäre sicherlich in unserer Branche kein Beitrag zu einer Lösung, sondern würde die ohnehin in den letzten Jahren gesunkene Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie weiter massiv unter Druck setzen“, sagte der seit dem 1. April amtierende Hauptgeschäftsführer. „Das gilt umso mehr, wenn eine solche Forderung noch mit einem vollen Lohnausgleich verknüpft wird.“